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Im Zentrum des Erfolgs. Bob Hanning beim Empfang der Handball-Nationalmannschaft in der Max-Schmeling-Halle.
© Imago/Contrast

Bob Hanning: Der Handball-Besessene

Der Berliner Handall-Macher Bob Hanning stand lange in der Kritik – der EM-Titel ist aber auch sein Verdienst.

Allein schon das Programm am darauffolgenden Morgen. Deutschlands Handball-Nationalspieler waren nach ihrem Empfang in Berlin und einer durchzechten Nacht gerade siegestrunken in irgendein Hotelbett gefallen, da nahm Bob Hanning schon wieder Termine wahr. Im ZDF-Morgenmagazin durfte sich der Vizepräsident des Deutschen Handball-Bundes (DHB) am Dienstag in aller Herrgottsfrühe eingehender zum Europameistertitel äußern, den die Nationalmannschaft nicht einmal 24 Stunden zuvor aus Breslau mit nach Berlin gebracht hatte. Wiederum eine halbe Stunde später, so gegen kurz vor halb acht, stand Hanning dann bereits wieder da, wo er zu dieser Uhrzeit regelmäßig anzutreffen ist: im Trainingszentrum der Füchse Berlin in Hohenschönhausen, bei der B-Jugend des Berliner Bundesligisten, oder besser: bei seiner B-Jugend.

Die Geschichte steht exemplarisch für die Bereiche, in denen Robert Hanning wirkt, Spitzname Bob, geboren in Essen, zu Hause in der Welt des Handballs. Seit Jahren bekleidet er hohe Funktionärsämter, verhandelt mit Spielern, Beratern, Sponsoren und bedient ebenso gekonnt wie gern das öffentliche Interesse. Trotzdem hat er nie den Kontakt zur Basis verloren, zu den Vereinen, seinen Nachwuchsteams. „Bob hat sich in den letzten Jahren in herausragender Weise für den deutschen Handball eingebracht“, sagt Uwe Schwenker, der Vorsitzende des Bundesliga-Dachverbands HBL, „und natürlich ist er auch der Motor hinter dieser Geschichte, die wir gerade erlebt haben.“

Gemeint ist natürlich der sensationelle EM-Titel der Deutschen beim Turnier in Polen, an dem auch Hanning enormen Anteil hat. Obwohl er auf dem Spielfeld von Amts wegen nicht mitwirkte, reiht sich nun auch sein Name ein in die lange Liste der Gelobten. „Nach dem Gewinn der Europameisterschaft verdoppelt sich die Zahl meiner Freunde mit jedem Tag“, sagt Hanning, „es ist schon erstaunlich, wie viele Väter so ein Erfolg hat.“

Hanning musste immer mit dem Vorwurf der Selbstinszenierung leben

Vor ziemlich genau einem halben Jahr klang das vielerorts noch ganz anders. Hanning war die Person, an der sich ein über Jahre schwelender Konflikt öffentlich und öffentlichkeitswirksam entzündete. Im Raum stand unter anderem der Vorwurf der Selbstinszenierung und der Machtgier, geäußert von seiner Gegnerschaft um den im Streit zurückgetretenen DHB-Präsidenten Bernhard Bauer. Andere Kritiker witterten sogar Vetternwirtschaft, weil Hanning seinen langjährigen Vereinstrainer bei den Füchsen Berlin, den Isländer Dagur Sigurdsson, zum Bundestrainer befördert hatte, wohlgemerkt in Absprache mit den Bundesliga-Klubs und der HBL. Höhepunkt des Streits war ein formaler Abwahlantrag gegen das gesamte DHB-Präsidium, das vier große Landesverbände zwei Monate vor dem außerordentlichen Bundestag des Verbands eingereicht hatten. Wie es in Zukunft weitergehen würde beim mitgliederstärksten Handball-Verband der Welt, in welcher Besetzung, unter welchen Bedingungen, war damals ungefähr so absehbar wie der jüngste EM-Titel.

In der Nachbetrachtung ist Hanning damals gut mit seiner, zugegeben, außergewöhnlichen Taktik gefahren. Gerade in den Monaten, als es richtig und allerorts brannte, hat er etwas getan, was ihm unheimlich schwer gefallen sein muss: Er biss sich auf die Lippen, sagte einfach nichts, ließ die Kritik an sich abprallen. Selbst die – ebenso persönliche wie respektlose – Äußerung von Ex-Bundestrainer Heiner Brand („narzisstische Persönlichkeitsausprägung“) ließ er unbeantwortet. Stattdessen wiederholte Hanning immer wieder einen Satz: „Wir können über alles diskutieren und streiten, solange es der Sache dient.“ Das klingt auch jetzt, nach dem zweiten EM-Titel in der DHB-Geschichte, sehr ähnlich bei Hanning. „Genugtuung liegt mir ohnehin fern“, sagt er, „mir ging es immer um die Sache, um den deutschen Handball.“

In diesem Bereich hat Hanning an den richtigen Stellschrauben gedreht. Als Geschäftsführer der Füchse Berlin verantwortet er einen Verein, der sich über seine Jugendarbeit definiert, so wie das mittlerweile an vielen Standorten der Fall ist, auch das Thema der Eliteförderung hat er vorangetrieben. „Die Rädchen greifen langsam ineinander“, sagt Hanning. Zum Beweis dieser These genügt eine Statistik: Bei der EM standen 16 Debütanten im Kader, ein surrealer Wert, an dem auch die Bundesligisten ihren Anteil haben.

„Bob ist auf breiter Front aktiv: Jugend, Junioren, A-Nationalmannschaft. Wir kennen ihn alle, mit allen Stärken und Schwächen“, sagt Schwenker, „aber die Stärken überwiegen, ganz klar. Das müssen wir zu schätzen wissen.“

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