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Wurf ins Glück? Die Atlanta Falcons mit Quarterback Matt Ryan (links) gelten in dieser Saison als einer der Titelfavoriten und wollen den Super-Bowl-Heimfluch in der NFL jetzt endlich beenden.
© USA TODAY Sports

Big Four - Die US-Sport-Kolumne: Der Fluch des Super-Bowl-Gastgebers

Kein Team im American Football hat sich jemals für den Super Bowl im eigenen Stadion qualifiziert. In der neuen Saison unternehmen die Atlanta Falcons den nächsten Versuch.

Auf der Anzeigetafel verblieben 25 Sekunden – und auf dem Weg in die gegnerische Endzone lagen 61 Yards vor den Minnesota Vikings. In der National Football League (NFL) ist das für gewöhnlich Zeit genug, um ein Spiel zu drehen und auf den Kopf zu stellen. Nur an diesem 14. Januar 2018 glaubte kaum jemand der 70 000 Zuschauer im Stadion von Minneapolis mehr an eine Wende. Im Gegenteil: Viele verließen frühzeitig ihre Plätze, um die ganz schlimmen Staus zu vermeiden. „Beat the traffic“ heißt das in den USA. Dann überschlugen sich die Ereignisse.

Stefon Diggs fing einen letzten verzweifelten Pass seines Quarterbacks, ließ Gegenspieler Marcus Williams ins Leere fliegen und trug den Ball über das komplette Feld zum 29:24-Sieg der Vikings ins Ziel. Die Zuschauer in der Arena in Minneapolis waren außer sich. Und der Reporter des vereinseigenen Radiosenders schuf einen Begriff, der in den Tagen danach viral gehen sollte. Er sprach vom „Minneapolis Miracle“, dem Wunder von Minneapolis. Eine Woche lang träumten die Football-Fans der Stadt von der ersten Finalteilnahme ihres Teams seit 1977. Schließlich fehlte nur noch ein Heimsieg im Halbfinale gegen den krassen Außenseiter Philadelphia Eagles. Es kam, natürlich, ganz anders. Minnesota unterlag den Eagles und setzte damit unfreiwillig eine Serie fort, die längst als Fluch durchgeht.

Seit 1967 wird das alljährliche NFL- Endspiel mittlerweile ausgetragen – und bislang sind alle Teams daran gescheitert, sich für den Super Bowl im eigenen Stadion zu qualifizieren. In sieben Fällen war das gar nicht möglich, weil die Endspielorte in der jeweiligen Saison kein Zuhause eines NFL-Teams waren. In allen anderen Fällen verpassten die Vereine entweder gänzlich die Play-offs – oder scheiterten ähnlich dramatisch und herzzerreißend wie die Vikings im Januar 2018.

In der neuen Spielzeit trauen die einschlägigen NFL-Experten Atlanta wieder viel zu

Aus Sicht der Atlanta Falcons sind das keine erbaulichen Nachrichten. In der Nacht zu Freitag (2.05 Uhr, live bei ProSieben) eröffnet das Team aus dem Bundesstaat Georgia mit dem Gastspiel bei Titelverteidiger Philadelphia die Saison 2018/19. Das erklärte Saisonziel steht außer Frage: Am 3. Februar 2019, wenn der 53. Super Bowl über die Bühne geht, wollen die Falcons in ihr Wohnzimmer einlaufen und daheim die nach dem legendären Coach Vince Lombardi benannte Trophäe gewinnen. Dieses Szenario wäre auch Wiedergutmachung für die Niederlage im Super Bowl 2017.

Seinerzeit brachte Atlanta gegen die New England Patriots das Kunststück fertig, eine 25-Punkte-Führung (28:3) herzuschenken und schließlich in der Verlängerung zu verlieren; es war der vielleicht größte Zusammenbruch in der Geschichte des US-Sports. In der neuen Spielzeit trauen die einschlägigen NFL-Experten Atlanta wieder viel zu. Das renommierte Magazin „Sports Illustrated“ hat sogar den ersten Super-Bowl-Titel der Falcons-Geschichte prognostiziert. Vor allem im Angriff verfügt das Team um Star-Quarterback Matt Ryan über unzählige Optionen. Die Offensive der Atlanta Falcons landet in so ziemlich jeder Vorhersage unter den besten fünf der Liga. Aber auch die Defensive muss sich nicht verstecken.

Arthur Blank wird das mit Wohlwollen zur Kenntnis nehmen. Der 75 Jahre alte Unternehmer ist Ende der 80er Jahre mit der Gründung einer heutzutage landesweit operierenden Baumarkt-Kette reich geworden und hat neben dem Fußballklub der Stadt, dem Atlanta United FC, auch die Falcons gekauft. „Natürlich hoffen wir alle, beim Finale im eigenen Stadion dabei zu sein“, sagte der Teambesitzer kürzlich bei „92,9 - The Game“, dem größten Sport-Radiosender Atlantas. Ehrlich gesagt, wolle er das Thema aber nicht zu oft anschneiden, ergänzte Blank. „Wenn mich meine 16 Jahre als Teambesitzer etwas gelehrt haben, dann ist es die Tatsache, dass man nicht zu weit in die Zukunft blicken sollte“, betonte er, „im Football kann einfach zu viel passieren.“

Der Ausfall des Quarterbacks zum Beispiel, der verantwortungsvollsten Position aller Teamsportarten, kann aus einem Titelanwärter schnell ein Durchschnittsteam machen. Darüber hinaus spielen die Falcons in der wohl stärksten Division der NFL, der NFC South. „Zuerst müssen wir unsere Hausaufgaben machen und die Division gewinnen“, sagt Blank, „danach können wir vielleicht über den Super Bowl reden.“

In unserer US-Sport-Kolumne "Big Four" schreiben wir ab sofort wieder regelmäßig an Donnerstagen über die vier großen US-Sportligen NFL, MLB, NBA und NHL.

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