Philadelphia gewinnt den Super Bowl: Wie Rocky gegen Ivan Drago
Die Eagles besiegen New England 41:33 und feiern ihren ersten Super-Bowl-Titel. Quarterback Nick Foles machte ein herausragendes Spiel.
Wenige Stunden vor dem Super Bowl hat Silvester Stallone ein witziges Bild in die Welt hinausgesendet. Es zeigt den Schauspieler in seiner wohl berühmtesten Rolle: als Rocky Balboa, im vierten Teil der oscarprämierten Filmreihe, Titel: "Der Kampf des Jahrhunderts." Ihm gegenüber steht sein Widersacher, der russische Bösewicht Ivan Drago, eine furchteinflößende Maschine. Rocky hat sich auf der Foto-Montage ein Trikot des Außenseiters, der Philadelphia Eagles übergestreift. Drago, ein Kopf größer, zehn Jahre jünger, trägt das Jersey der verhassten, favorisierten New England Patriots. Ob sich der Underdog allen Widrigkeiten zum Trotz durchsetzen kann? Die Sinnfrage aller Rocky-Filme.
Beim 52. Super Bowl, in der Nacht zu Montag im neu erbauten Football-Stadion von Minneapolis ausgetragen, ging es später tatsächlich so ab wie zwischen Balboa und Drago. Beide Teams boxten gewissermaßen ohne Deckung, verteilten eine harte Gerade, einen Leberhaken nach dem anderen. Heraus kam ein einzigartiges Offensiv-Spektakel; New England und Philadelphia erzielten zusammen einen Raumgewinn von 1154 Yards - nie zuvor war so ein Wert in einem Spiel der US-amerikanischen National Football League (NFL) erreicht worden. Entsprechend hoch fiel dann auch das Ergebnis aus, es lautete 41:33 - für den Außenseiter aus Philadelphia.
Wer die sportverrückte Stadt in Pennsylvania schon einmal besucht hat, will sich gar nicht ausmalen, was dort in den nächsten Tagen passiert. Die Rocky-Statue etwa könnte angesichts der bevorstehenden Feierlichkeiten ordentlich ins Wanken geraten. Ein großer Bierhersteller hat bereits eine "epische Parade" angekündigt.
Die Eagles erspielten sich schnell ein kleines Punktepolster
Für die Fans der Eagles endete mit dem überraschenden Erfolg gegen den Titelverteidiger eine jahrzehntelange Negativ-Serie. Der 1933 gegründete Klub hatte in seiner großen Historie noch nie zuvor einen Super Bowl gewonnen, die anderen Sportvereine der Stadt waren ähnlich erfolglos. Eagles-Fan zu sein, das hieß vor allem: leiden zu können. In der Nacht zu Montag wurden die treuen und stolzen Anhänger nun für alles entschädigt. "An diesen Tag wird man sich in Philadelphia für immer erinnern", sprach Eagles-Quarterback Nick Foles, "ich bin komplett sprachlos und danke Gott."
Foles hätte sich auch bei irdischen Wesen bedanken können, in erster Linie zum Beispiel: bei sich selbst. Der 29-Jährige, vor ein paar Jahren noch Stammspieler der Eagles und nach kurzer Wanderschaft eigentlich als Ersatzspieler zurückgekehrt, machte ein herausragendes Spiel und musste sich mit seiner Leistung nicht hinter der seines Pendants verstecken. Patriots-Quartierback Tom Brady brachte zwar Pässe für 505 Yards und drei Touchdowns an den Mann, neuer Super-Bowl-Rekord. Allein, es reichte nicht.
Foles brachte es ebenfalls auf drei Touchdown-Pässe und 373 Yards, darüber hinaus gelang ihm Kurioses: nach einem Trickspielzug fing er einen Touchdown-Pass selbst. Das grenzte fast schon an Majestätsbeleidigung: normalerweise sind die Patriots das routinierte, abgezockte Team, das den Gegner überrascht.
Die Szene passte zum NFL-Finale 2018. Bei Philadelphia, nach dem Ausfall von Star-Quarterback Carson Wentz (Kreuzbandriss) und weiteren Verletzungen von vielen schon vor dem Play-off-Start abgeschrieben, klappte von Beginn an einfach alles: Wentz’ Ersatzmann Foles sezierte die gegnerische Verteidigung ebenso wie später Brady. Defense? Mag sein, dass 22 Verteidiger auf dem Feld standen, wirklich anwesend waren sie lange Zeit nicht.
Der Außenseiter gewann dank einer herausragenden Aktion
Die Eagles erspielten sich schnell ein kleines Punktepolster, New England ließ im ewigen Schlagabtausch - rechts, links, rechts, links - allerdings nie abreißen. Nach der Halbzeit verkürzte Brady mit einem Pass auf Rob Gronkowski auf 19:22, Philly antwortete wieder, dann New England seinerseits. Spätestens im vierten Viertel schien der Film dann nach altbewährtem Skript zu laufen: So lange hatte der Titelverteidiger aus Boston nicht einmal geführt, nach Gronkowskis zweitem Touchdown stand es plötzlich: 33:32. Erinnerungen an viele denkwürdige und dramatische Comebacks der Patriots wurden wach. Im Vorjahr hatten sie gegen Atlanta noch einen 3:28-Rückstand gedreht.
Diesmal nicht, diesmal gab es nämlich: ein Rocky-Ende. Der Außenseiter gewann auch dank einer herausragenden Aktion von Lane Johnson kurz vor dem Ende mit 41:33. Der Verteidiger schlug Brady den Ball aus der Hand und leitete damit den Sieg seines Teams ein. Johnson hatte vor der Saison versprochen, im Falle eines Super-Bowl-Sieges der Eagles allen Menschen in Philadelphia Freibier auszugeben. Könnte eine lange, sehr lange Nacht für Lane Johnson und seine Kollegen geworden sein.
Am Montag soll es Details zur angekündigten Siegesparade geben. Wann sie startet, wo sie langführt, solche Sachen. Ein kurzer Abstecher zur Rocky-Statue wird sicher drin sein.
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