Publikumsliebling des 1. FC Union: Der ewige Michael Parensen hört auf
Unions Urgestein Michael Parensen beendet seine Karriere. Er bleibt dem Klub aber in neuer Rolle erhalten.
„Micha, mein Micha, und alles tat so weh.“ So hat Nina Hagen einmal gesungen über einen nichtsnutzigen Kerl, der den Farbfilm vergaß, und damit eine schöne Reise nach Hiddensee zerstörte. Und als die Nina später davon erfahren hat, „kullerten die Tränen heiß.“
So war das auch ein bisschen am Sonntagmorgen in Köpenick, als die unter Union-Fans lang und weitgehend befürchtete Meldung endlich schwarz auf weiß stand: Michael Parensen, der „ewige Micha“, beendet seine Karriere als Profi und wird damit kein Spiel mehr für den 1. FC Union Berlin bestreiten.
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„Michael ist hier in den letzten Jahren wirklich fast schon eine Legende geworden. Er ist Union durch und durch“, sagte Oliver Ruhnert, Unions Geschäftsführer Sport, am Sonntag. Das wird er auch bleiben, denn dem Verein wird der 34-Jährige jetzt in anderer Funktion erhalten bleiben. Laut Ruhnert habe er jetzt Zeit, „erst mal alle Abteilungen kennenzulernen.“
Trotzdem war es ein etwas trauriges Ende für eine derart beliebte Vereinslegende. Wegen der aktuellen Situation wurde Parensen nicht wie lange erwartet vor tobender Kulisse verabschiedet, sondern in einer kleinen internen Runde am Samstagabend, und zwar als einer von insgesamt acht Spielern, die Union zum Saisonende verlassen. „Es ist ganz bitter für die Jungs. Das tut mir für sie unglaublich leid, denn sie hätten es verdient, hier gefeiert zu werden,“ sagte Ruhnert.
Parensen hätten sie dabei wie keinen anderen bejubelt. Anders als andere Fanlieblinge wie Sebastian Polter oder Rafal Gikiewicz war er nicht sofort und explosiv zur Union-Legende gereift, sondern langsam aber stetig über die Jahre. In der Saison 2008/09 wechselte er aus Köln nach Köpenick, und dass er mal zu einer Identifikationsfigur werden würde, war nicht ansatzweise absehbar.
Parensen bestritt 249 Pflichtspiele für Union
Als Union in den Jahren danach immer erfolgreicher wurde, wurde Parensen einer der wenigen Konstanten für den Verein. Nicht umsonst war er es, der bei der Aufstiegsfeier im vergangenen Jahr zum Crowdsurfer wurde. Er ist jetzt auch der einzige Spieler, der den Verein in drei höchsten gesamtdeutschen Spielklassen vertreten hat.
Auch abseits des Platzes hat er seine Spuren hinterlassen. Er ist seit langem schon Mitglied der Vereinsstiftung, und fand zwischen den Interessen von Fans und Profis oft die richtige Balance. Auch deswegen haben ihn die Anhänger so geschätzt, und bis zuletzt darauf gehofft, dass er noch ein weiteres Jahr bleibt. Dass er gerne weitergespielt hätte, hat er erst vor ein paar Monaten wieder betont.
Wie im Falle Gikiewicz ist die Entscheidung der Vereinsführung aber durchaus nachvollziehbar. „Irgendwann kommt ja der Punkt,“ seufzte Oliver Ruhnert. Für ihn gehe es schließlich immer darum, „wie wir den Kader entwickeln können.“ Der Union-Manager stehen jetzt weitere schwierige Entscheidungen bevor, denn aller Voraussicht nach wird es in diesem Sommer einen kleinen Umbruch geben.
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Konkret muss sowohl Gikiewicz' Nachfolge als auch die Zukunft von mehreren anderen Spielern geklärt werden, dessen Verträge schon am Ende dieses Monats auslaufen. Vor allem von Christian Gentner würde sich Ruhnert nur ungern trennen. Auch vorne könnte der Manager Kopfschmerzen bekommen, sollten sich andere Vereine noch für Stürmer Sebastian Andersson interessieren. Zwar läuft die Transferperiode noch bis Oktober, doch Ruhnert wolle einen „Kader relativ früh so gestalten, dass der Trainer ein Team bilden kann“.
In diesem Team wird zumindest Michael Parensen nach 249 Pflichtspiel-Einsätzen für Union keine Rolle mehr spielen. Wie es in der auf ihn umgedichteten Version des Hagen-Lieds heißt: „Du hast so oft für uns ge-spielt, oh Michael!“ Aber jetzt eben nicht mehr, und das tut vielen sehr weh.