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Zum Verstecken. Nach dem späten Ausgleich der Augsburger war der Frust bei Hertha BSC mal wieder groß.
© imago images/Eibner

Jetzt kommen die Muss-Spiele: Der Druck auf Hertha BSC wächst

Wenn selbst Trainer Pal Dardai nicht mehr ruhig schlafen kann, wird es wirklich ernst für Hertha BSC. Genau das ist nach dem 1:1 gegen den FC Augsburg passiert.

Jetzt ist es passiert. In der Nacht von Samstag auf Sonntag, gegen drei Uhr, ist Pal Dardai aufgewacht. Weiterschlafen konnte er anschließend nicht mehr.

Das ist kein gutes Zeichen, eher ein Indiz dafür, dass es nun wirklich ernst wird. Denn von Dardai, dem Trainer von Hertha BSC, ist bekannt, dass er nicht nur früh schlafen geht, sondern auch mit einem gesunden Schlaf gesegnet ist. Daraus schöpft er die Kraft für die nicht immer leichte Aufgabe bei Hertha BSC.

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Nach dem Heimspiel gegen den FC Augsburg aber, nach dem Ausgleich der Gäste in der 97. Minute und den beiden verlorenen Punkten klagte Dardai über „die erste Schlafstörung – weil: Das hat mich richtig geärgert“.

Das Ende des Spiels war in der Tat aufwühlend. Hertha hatte schon wie der sichere Sieger ausgesehen, die vierminütige Nachspielzeit war nahezu überstanden, als es an der Eckfahne in der Augsburger Hälfte zu einem Gerangel um den Ball kam. Wenig später fiel am anderen Ende des Spielfelds der Treffer zum 1:1-Endstand – und nicht Hertha jubelte, sondern der FCA.

Dardai hat sich die finale Szene erst am Morgen danach, mit etwas zeitlichem und emotionalen Abstand, angeschaut und zwar „genau einmal“, wie er sagte. „Das reicht.“ Er musste nicht vor- und zurückspulen, die Versäumnisse lagen auf der Hand. Nur: „Ich will darüber nicht reden“, sagte der Ungar. Zumindest nicht mit den Medien, sondern erst mit seinen Spielern: „Es gibt Sachen, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind.“

Es war wie im Spiel gegen Leverkusen

Nicht zum ersten Mal in dieser wieder einmal komplizierten Spielzeit machte Hertha sich das Leben selbst schwer. Das Gerangel an der Eckfahne und der anschließend vom Schiedsrichter verhängte, durchaus diskutable Freistoß für die Augsburger lösten bei Hertha heftige Reaktionen aus. „Kann sein, dass die Mannschaft aus dem Konzept war“, sagte Dardai. Die Ursache für den späten Gegentreffer sah er darin jedoch nicht. „Das ist eine Fehlerkette.“

Nur drei Wochen zuvor, im Heimspiel gegen Leverkusen, war es ähnlich gelaufen. Auch da hatte Hertha 1:0 geführt – und kurz vor Schluss noch den Ausgleich kassiert. Ganz zu Beginn der Saison gewann der VfL Wolfsburg durch seinen späten Siegtreffer sogar mit 2:1 im Olympiastadion. Insgesamt hat Hertha nun bereits zehn Punkte nach Führungen verspielt. „Dieses Mal ist es richtig ärgerlich und schmerzhaft“, sagte Dardai. „Langsam ist es nicht mehr Zufall. Da müssen wir einiges ändern.“

Es ist eine immer wiederkehrende Mischung aus Unvermögen, Unkonzentriertheit und mangelnder Entschlossenheit, die Hertha regelmäßig zu schaffen macht. Im Spiel nach vorne genauso wie bei der Verteidigung des eigenen Tores. „Von Körpersprache und Kampfgeist war es viel besser als gegen Union“, sagte Dardai. Die Möglichkeit, das Spiel mit einem zweiten Tor vorzeitig für sich zu entscheiden, ließ die Mannschaft allerdings ebenso ungenutzt wie schon gegen Leverkusen. „Der letzte Pass muss kommen. Aber der letzte Pass kommt nicht“, klagte Dardai. „Der ist immer zehn Zentimeter zu weit oder zu kurz, oder er kommt halbhoch und nicht flach. Das geht nicht. Das ist ärgerlich.“

Herthas Mannschaft fehlt ein Anführer

So wie das Verhalten in der Defensive. Vor dem Ausgleich der Augsburger war Hertha im Strafraum deutlich in Überzahl. Aber zum einen stand Flankengeber Fredrik Jensen völlig blank, zum anderen hatte es der Torschütze Michael Gregoritsch (1,93 Meter) bei seinem Kopfball mit Peter Pekarik (1,77 Meter) zu tun. Ein vergleichbares Mismatch hatte es auch schon im Spiel gegen Wolfsburg gegeben, als sich unmittelbar vor dem 1:2 Santiago Ascacibar (1,68 Meter) in ein Kopfballduell mit dem Hünen Wout Weghorst (1,97 Meter) verstrickt sah.

Sie meinen es ja nur gut; in den entscheidenden Momenten aber verlieren die Berliner noch zu oft ihren kühlen Kopf. „Das ist wahrscheinlich dieser Tunnelblick“, sagte Trainer Dardai. Der verzweifelte Versuch zu helfen führt dazu, dass Ordnung und Übersicht verloren gehen. „Da fehlt ein Anführer auf dem Platz, besser sogar zwei, die für Ordnung sorgen“, sagte Dardai. „Von außen kannst du das nicht coachen.“

Solche Nachlässigkeiten machen nach seiner Einschätzung am Ende der Saison vier bis fünf Plätze aus. Aktuell liegt Hertha auf Rang 14, mit nur noch einem Punkt Vorsprung auf den Relegationsplatz. „Ich glaube, dass wir trotzdem stabil sind“, sagte Dardai. Gegen Augsburg habe er in keiner Phase des Spiels Chaos gesehen. „Die Mannschaft ist kompakt, die Mannschaft will. Sie erfüllt ihre taktischen Aufgaben. Wir haben einen Schritt nach vorne gemacht.“ Nur die Punktzahl stimme eben nicht.

Schon vor etlichen Wochen hat Dardai das Ziel ausgegeben, mit 20 Punkten in die Weihnachtspause zu gehen. Das ist auch weiterhin möglich, zumal jetzt die Duelle gegen den Fünfzehnten Stuttgart und den Siebzehnten Bielefeld anstehen. Aber nach inzwischen vier Spielen ohne Sieg ist das nicht nur eine Verheißung. Pal Dardai sagt: „Jetzt sind wir in einer Situation: In Stuttgart darfst du nicht verlieren, gegen Bielefeld musst du gewinnen.“

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