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Kommt ein Fuchs geflogen. Paul Drux vom Berliner Handball-Bundesligisten zählt ebenfalls zum vorläufigen deutschen WM-Aufgebot.
© Uwe Anspach/dpa

Kadernominierung für die Handball-WM: Christian Prokop verzichtet auf Experimente

Der Bundestrainer benennt in Rostock seinen vorläufigen Kader für die Heim-WM im Januar. Mit dabei sind auch vier Spieler der Füchse Berlin.

Wieviele Telefonate er am Sonntag geführt hat, konnte Christian Prokop am Morgen danach gar nicht genau sagen. „Aber es war ein kleiner Marathon“, berichtete der Handball-Bundestrainer. So sehr Prokop für gewöhnlich den Umstand schätzt, auf den wohl größten Spielerpool unter den großen Handball-Nationen zurückgreifen zu können, so logisch und unangenehm war nun seine jüngste Aufgabe: manchen Kandidaten mitzuteilen, dass es eben nicht gereicht hat für den Kader, der bei der nächsten Weltmeisterschaft in Deutschland und Dänemark (10. bis 27. Januar) dabei ist. Am Montag hat Prokop in Rostock sein vorläufiges, 28 Spieler umfassendes Aufgebot bekannt gegeben. Es ist einerseits verbindlich, weil die Meldefrist beim internationalen Handball-Verband (IHF) am selben Tag auslief; andererseits ist das letzte Wort natürlich noch nicht gesprochen, weil Prokop bis spätestens 9. Januar auf 16 Spieler wird reduzieren müssen. „Es waren keine leichten Entscheidungen, aber das gehört nunmal dazu“, sagte Prokop.

Die größten Abordnungen stellen im Moment die Füchse Berlin und der THW Kiel mit jeweils vier Spielern. Auch Paul Drux, der nach überstandener Außenband-OP erst kürzlich sein Comeback gegeben hat, findet sich im Aufgebot wieder. „Er spielt eine wichtige Rolle in meinen Planungen“, sagte Prokop. Deshalb wird der 23-Jährige bereits beim Kurzlehrgang in Rostock zur Mannschaft stoßen, der mit dem Test gegen Polen am Mittwoch (ab 18.55 Uhr, live im ZDF-Stream) sein Ende findet. „Für uns geht es in den nächsten Tagen und Wochen darum, als Team noch enger zusammenzuwachsen“, sagte der Bundestrainer. In Rostock soll vor allem die Feinjustierung des Offensivspiels im Vordergrund stehen. „Mit der Abwehr“, ergänzte Prokop, „bin ich schon sehr zufrieden.“

Johannes Bitter steht als vierter Torhüter parat

Allerdings macht der 39-Jährige auch kein Geheimnis daraus, dass seine Überlegungen zum finalen Aufgebot schon weiter fortgeschritten sind als er es im Moment öffentlich einräumen kann und will. „Die 17 Leute, die jetzt in Rostock dabei sind, haben sicherlich einen kleinen Vorsprung gegenüber den anderen“, sagte Prokop. Paul Drux wird das mit Freude zur Kenntnis nehmen

Auffällig im vorläufigen deutschen WM-Kader ist die Tatsache, dass Prokop für zwei Positionen extrem viele Kandidaten nominiert hat: für den Kreis und den rechten Rückraum stehen jeweils fünf Spieler im Kader. Andererseits ist das eher als Vorsichtsmaßnahme zu verstehen. „Ich hoffe natürlich, dass sich niemand mehr in den ausstehenden Bundesliga- und Pokalspielen verletzt“, sagte Prokop, „trotzdem muss man das immer einkalkulieren.“ Für die Rechtsaußen-Position sind dagegen nur zwei Spieler eingeplant: Patrick Groetzki und Tobias Reichmann. „Das ist ein kleines Risiko“, sagt Prokop.

Kleines Risiko also - das passte zum Eindruck und den Namen, die am Montag öffentlich gemacht wurden. Grundsätzlich will der Bundestrainer bei der Heim-WM keine großen Experimente wagen - anders etwa als vor seinem ersten Turnier, der EM 2018 in Kroatien. Damals überraschte Prokop mit der Nicht-Nominierung von Abwehrchef Finn Lemke - ein Fehler, den er später reumütig einräumte. Einen vergleichbaren Fall gibt es diesmal nicht: die ganz großen Überraschungen blieben aus - abgesehen vielleicht von einer Personalie: als einen der bislang vier Torhüter nominierte Prokop einen gewissen Johannes Bitter; der Keeper des TVB Stuttgart war bereits 2007 bei der letzten Handball-WM in Deutschland dabei und ist mit nunmehr 36 Jahren der Alterspräsident im vorläufigen Kader. „Jogi hat eine hohe Akzeptanz und bringt große Erfahrung mit“, sagt Prokop. Wenn Andreas Wolff und Silvio Heinevetter Außerplanmäßiges zustoßen sollte, würde Bitter „einspringen und absichern“, wie Prokop sagte. 

Christoph Dach

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