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Nie wieder. Messi verlässt den FC Barcelona. Den Fans bleiben ikonische Bilder wie das nach dem Sieg gegen Real Madrid im April 2013
© imago images/Alterphotos

Drama um Lionel Messi: Der Beste der Besten verlässt den FC Barcelona

Es war unvorstellbar und ist nun doch passiert: Barça und Lionel Messi trennen sich. Womöglich geht der Argentinier nun zu Paris Saint-Germain.

Es gab schon länger dieses weltweite leise Zittern. In der internationalen Szene der Culers („Ärsche“), wie sich die Barça-Fans nennen, wurde seit Anfang Juli betont cool diskutiert, ob Lionel Messi bei Barça bleibt. Nur keine Panik, das wird schon, Messi unterschreibt demnächst einen neuen Vertrag, hat doch Laporta gesagt. Joan Laporta, der neue alte Präsident des FC Barcelona, einst Vereinsboss in der goldenen Ära der Nullerjahre und seit März wieder im Amt, ist Macher und Macho. Als Messis Vertrag im Juni auslief, verkündete Laporta, er werde mit „Leo“ lecker grillen. Der Präsident suggerierte: alles im Griff, wir klären das von Mann zu Mann. Doch nun hat es sich ausgegrillt.

Donnerstagabend, um 19.33 Uhr, verkündet der Verein bei Twitter: „Leo Messi no seguirá ligado al FC Barcelona“. Messi werde dem Verein nicht weiter verbunden bleiben. Der ultimative Schock. Der wohl beste Fußballer seiner Zeit, der allein für Barça 672 Tore in 778 Pflichtspielen geschossen hat, der mit dem Verein 35 Titel holte, darunter viermal die Champions League, der sechsmal zum Weltfußballer gewählt wurde, der seit 17 Jahren im Barça-Team spielt und dort die Hälfte seines Lebens verbracht hat - der geht? Der Fußball erlebt ein episches Drama.

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„Messi-Beben“, „die Sportwelt ist erschüttert“, titelt der „Barçawelt“-Blog und richtet einen Live-Ticker für „alle Reaktionen und Entwicklungen zu Messis Abgang“ ein. Aber es gibt auch Culers, die noch hoffen. „Das größte Täuschungsmanöver in der Geschichte des Fußballs“, schreibt einer im Blog. Freitagmorgen versammeln sich Fans vor dem Vereinsgelände in Barcelona und fordern, Messi müsse bleiben. Doch danach sieht es nicht aus. Barça postet noch Donnerstagabend ein Abschiedsvideo, „The ultimate best of Messi“. Mit einigen seiner genialen Tore.

Barça ist mir mehr als einer Milliarde Euro verschuldet

Der Verein behauptet in der Pressemitteilung, „wirtschaftliche und strukturelle Hindernisse“ hätten die für Donnerstag geplante „Formalisierung“ eines neuen Vertrags verhindert. Verwiesen wird auf die Regeln der spanischen Liga. Sie hat den meist hoch verschuldeten Vereinen Gehaltsobergrenzen gesetzt. Barça, mit mehr als einer Milliarde Euro in der Kreide, konnte Messi zu den alten Konditionen, wohl mehr als 70 Millionen Euro pro Jahr, nicht mehr beschäftigen. Doch der Argentinier soll bereit gewesen sein, auf die Hälfte des Salärs zu verzichten. Dass sich Barça und sein Gott dennoch trennen, ist für die Culers unfassbar. Einer aus dem Berliner Penya Barcelonista chattet, „als Fan des Spielers Messi tut das unfassbar weh, wenn er tatsächlich wegen so einer Scheiße gehen muss“.

Die abrupte Trennung wirkt allerdings merkwürdig. Dass der Verein recht flott mit einem Abschiedsvideo den Bruch bekräftigt, nährt einen Verdacht. Der Zocker Laporta und der Zocker Jorge Horacio Messi, Leos Vater und Berater, konnten sich womöglich nicht einigen. Grillwürstchen hin oder her - Padre Messi geht es offenkundig weniger um Kumpelei als um Geld. Viel Geld. Auch mal schmutzig. Im Juli 2017 verurteilte ein Gericht in Barcelona Vater und Sohn wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe zu Bewährungsstrafen.

Paris bezahlte 222 Millionen Euro für Neymar

Laporta machte am Freitag vor der Presse den spanischen Fußballverband für Messis Abgang verantwortlich. Die Sparvorgaben von La Liga hätten angeblich einen Vertrag unmöglich gemacht. Barça wollte Messi ein Papier für fünf Jahre geben, auch wenn er nur noch zwei Jahre hätte spielen sollen. Die Trickserei hätte der Fußballverband nicht akzeptiert. Laporta sagt, Messi sei nun unglücklich. Der Präsident betont aber auch, die Verhandlungen mit Leos Vater seien „sehr kompliziert“ gewesen.

Lionel Messi kann, selbst im Alter von 34 Jahren, bei anderen Vereinen deutlich mehr verdienen, als Barça jetzt zu bieten vermochte. Vor allem Paris Saint-Germain, geführt vom katarischen Investor Nasser Al-Khelaifi, buhlt schon lange. Und an Geld mangelt es nicht. 2017 kaufte PSG für die irre Summe von 222 Millionen Euro den Brasilianer Neymar aus Barça heraus. Doch Neymar und Messi sind weiterhin „Brüder“. Als Messi im Juli mit argentinischen Nationalmannschaft in der Copa América gegen Brasilien gewann, fiel ihm Neymar nach dem Spiel um den Hals. Obwohl Argentinien und Brasilien beim Fußball Todfeinde sind. Solche Liebesgesten hat Messi bei Barça offenbar schon länger vermisst.

Messi wollte 2020 gehen, machte dann aber doch reichlich Tore

Schon im vergangenen Jahr wollte er den Verein verlassen. Auch damals war das Entsetzen in der Fangemeinde gewaltig. Doch der damalige Barça-Präsident Josep Maria Bartomeu zwang Messi - trotz mehrerer Konflikte mit ihm - zu bleiben. Der Vertrag lief noch ein Jahr. Außerdem war die Ablösesumme von 700 Millionen Euro selbst für PSG-Krösus Al Khelaifi zu happig. Messi spielte nochmal für Barça. Erst widerwillig, dann machte er doch 33 Tore. Mehr als der Gewinn des spanischen Pokals war aber nicht drin. Das Team steckt im Umbruch, die überlegene Power aus der Zeit, als Messi mit Andrés Iniesta und Xavi das goldene Dreieck bildete, ist schon länger weg. In Paris hingegen könnte Messi gemeinsam mit Neymar nochmal gelingen, was sie 2015 bei Barça schafften: den Triumph in der Champions League.

Es gibt ein Indiz, dass die Gerüchte um einen Wechsel Messis zu PSG anheizt. Bei Instagram tauchte vor wenigen Tagen ein Foto auf, das Messi auf Ibiza zeigt. Mit vier Spielern von Paris Saint-Germain, Schuler an Schulter, die Arme greifen kumpelhaft ineinander. Direkt neben Messi steht Neymar. Die beiden grinsen noch mehr als die anderen.

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