Wünsch Dir was!: Die Vorsätze der großen Berliner Profiklubs fürs neue Sportjahr
Was wünschen sich die sechs großen Berliner Profiklubs fürs neue Sportjahr? Wir machen Vorschläge, was für die Vereine in Erfüllung gehen sollte.
- Julian Graeber
- Stefan Hermanns
- Claus Vetter
- Christoph Dach
- Johannes Nedo
Etwas Glück können sie alle gebrauchen, die sechs großen Berliner Profiklubs. Wir halten zum Ende des Jahres 2019 inne – und schauen in die Glaskugel.
1. FC Union – die Verwaltung ausdribbeln
Sportlich blieben beim 1. FC Union zuletzt eigentlich keine Wünsche offen. Aufstieg, Derbysieg, Berlins Mannschaft des Jahres, ordentlicher Abstand zu den Abstiegsplätzen – 2019 hätte nicht besser laufen können. Die nötigen Punkte für den Klassenerhalt wird Urs Fischer mit seiner Mannschaft schlussendlich einfahren. Deshalb müssen im kommenden Jahr alle Kräfte auf einen noch größeren, furchterregenden Gegner konzentriert werden: die Berliner Verwaltung.
Denn die grätscht Union bisher zuverlässiger ab, als dies die Herren Hummels oder Boateng in der Hinrunde vermochten. Eigentlich wollten die Berliner schon seit dem vergangenen Frühjahr am Ausbau ihres Stadions arbeiten und diesen im kommenden Jahr abschließen. Bisher gibt es aber noch nicht mal Planungsrecht. Das soll sich 2020 ändern, denn als Stadtmeister will Union natürlich auch in der Stadionfrage Berlins Nummer eins bleiben.
Hertha BSC – die bessere zweite Hälfte
Geld und gute Laune muss sich Hertha BSC nicht mehr wünschen; Geld hat Hertha zur Genüge bekommen, und gute Laune gab es zu den 224 Millionen von Investor Lars Windhorst noch obendrauf – in Gestalt von Jürgen Klinsmann, der Pessimismus vermutlich für eine ansteckende Krankheit hält. Dank des neuen Trainers wird bei Hertha jetzt selbst im Abstiegskampf von Europa gesprochen und künftigen Titeln. Aber weil alles Große klein anfängt, wären sie bei Hertha, sinnbildlich, bereits mit einem schönen Schal zufrieden. Es muss nicht gleich die teure Spielkonsole sein. Eine stabile Rückrunde – das wär’s!
In den vergangenen sieben Bundesligaspielzeiten hat Hertha nach dem Winter immer schlechter gepunktet als davor, zum Teil sogar dramatisch schlechter. Diesmal wäre eine gute Rückrunde besonders wichtig, weil von ihr ein paar strategische Entscheidungen abhängen: zum einen die, wie attraktiv der Klub im Sommer für den neuen Trainer sein wird; zum anderen, wie plausibel Herthas Wunsch nach einem neuen Stadion erscheint. Sonst heißt es in Berlin ganz schnell: „Wat will denn ’n Zweetlijist mit ’nem neuen Stadion?“
Eisbären Berlin – zurück in die Vergangenheit
Von 2005 bis 2013 wurden die Eisbären sieben Mal Meister. Kein Wunder, dass sich die einst größte Macht in der Deutschen Eishockey-Liga die Vergangenheit zurückwünscht. Seit dem Weggang von Don Jackson als Trainer vor sechs Jahren geht es auf und ab bei den Berlinern. Die Spitzenteams aus Mannheim und München sind ihnen enteilt. Der Wunsch von Geschäftsführer Peter John Lee ist: „Dass bei uns wieder gehobene Stabilität einkehrt.“ Lee ist der einzige hochrangige Verantwortliche, der noch aus den goldenen Zeiten im Klub ist.
Mindestens das Viertelfinale soll es dieses Mal sein. Meister wäre besser, sagt Lee. Aber das ist ein sehr frommer Wunsch. Für die Zukunft ist den Eisbären in jedem Fall zu wünschen, dass sie mehr so starke junge Talente wie den 17 Jahre alten Lukas Reichel ins Team einbauen. Denn wer nachhaltig in die Zukunft investiert, kann in ihr auch Erfolg haben. Siehe 2005: Damals haben es die Eisbären es so gemacht.
Füchse Berlin – schön hässlich
Wer die Füchse Berlin mag und noch Weihnachtsgeschenke für die bucklige Verwandtschaft sucht, hat es leicht. Im Shop des Handball-Bundesligisten ist kurz vor den Feiertagen er neueste heiße Scheiß etwas Neues eingetroffen: ein „Ugly Christmas Sweater“. Vermutlich hatte Bob Hanning bei der Erweiterung des Sortiments höchstselbst die Hände im Spiel. Der Geschäftsführer hat ja ein Faible für schrille Pullis. Bei den Füchsen selbst dürften die Wünsche für 2020 überschaubarer sein als das Angebot im Online-Shop. Die Berliner wollen zurück in die nationale Spitze, zuletzt waren sie in der Bundesliga eher Mittelmaß.
Darüber hinaus gibt es einen konsensfähigen Wunsch: den dritten Sieg der Vereinsgeschichte beim Finalturnier um den EHF-Pokal, das am 23. und 24. Mai in der Max-Schmeling-Halle steigt. Falls das mit dem Europapokal klappt, ließe sich daraus garantiert auch ein schönes Shirt machen – oder eben ein Pullover.
BR Volleys – Hauptsache, gesund
Kaweh Niroomand ist das Seelenheil seiner Spieler immens wichtig. Deshalb lud der Manager der BR Volleys die Mannschaft am Donnerstag zum Glühweintrinken ein – auf dem Weihnachtsmarkt am Schloss Charlottenburg. Glühwein kann natürlich dabei helfen, die Laune hochzuhalten. Allerdings ist Glühwein auch kein Zaubertrank wie bei Asterix und Obelix. Wobei es Niroomand gereicht hätte, wenn Glühwein wenigstens Blitzheilungen bewirken könnte. Besonders toll wäre es gewesen, wenn Glühwein speziell innenseitige Anrisse der linken Achillessehne heilen könnte.
Genau diese Verletzung hat sich einer der besten Berliner, Benjamin Patch, zuletzt zugezogen. Prompt folgten in der Champions League zwei Niederlagen – allerdings gegen russische Topklubs. Mit Patch, davon ist Niroomand überzeugt, hätte sein Team nicht zweimal verloren. Die Volleys wünschen sich also Gesundheit, speziell gesunde linke Achillessehnen. Dann müssen sie die gehegten Hoffnungen auf einen internationalen Coup in der Champions League noch nicht herunterspülen. National lassen die Volleys ja eh keine Wünsche offen.
Alba Berlin – noch ein Gedicht
Lieber guter Weihnachtsmann
Komm uns nicht mit München an
Bei Valencia spür’n wir Schmerz
Bamberg – ach, ein Stich ins Herz!
Fünfmal war’n wir in Finalen
Inter- wie auch nationalen
Fünfmal der Pokal so nah
Fünfmal – ach, du weißt es ja!
Zweite Plätze machen Kummer
Bitte nicht noch mal die Nummer
Bitte mach’s uns nicht so schwer
Bitte – ach, gib Titel her!