Nach dem 0:1 gegen Aue: Der 1. FC Union ist zurück in der Verfolgerrolle
Gegen Erzgebirge Aue kassierten die Köpenicker die zweite Niederlage in Folge und stehen nur noch auf Rang vier. Unions Spieler wirken verkrampft, die Sicherheit fehlt.
Der Plan war ursprünglich ein anderer. Eigentlich sollten die Fußballer des 1. FC Union Berlin am Donnerstag frei haben. Mal abschalten, kurz Ruhe finden in dieser arbeitsintensiven Woche mit drei Spielen in acht Tagen. Dann kam der Mittwochabend und das 0:1 gegen Aue. Eine wohl unruhige Nacht später kamen die Spieler einen halben Tag nach der Niederlage wieder zusammen. Aufarbeitung und gemeinsame Frustbewältigung standen auf dem Programm. Ein Sieg gegen den Sechzehnten war fest eingeplant und hätte Union wieder an die Tabellenspitze katapultiert, nun finden sich die Berliner auf dem vierten Platz wieder.
„Das ist hundertprozentig ein Rückschlag“, sagte Felix Kroos. Gut möglich, dass Union am Ende diese drei verlorenen Punkte fehlen. Selbst das die Konkurrenten Stuttgart und Braunschweig nur unentschieden spielten, konnte den Frust über die verpasste Gelegenheit nicht mindern. „Das interessiert mich nur sekundär“, sagte Trainer Jens Keller. Zu Besorgnis erregend war die Darbietung seiner Mannschaft. Gegen einen mutigen und taktisch bestens eingestellten Gegner konnte sich Union über 90 Minuten keine richtige Torchance herausspielen. „Es kann nicht sein, dass wir so eine Leistung abliefern“, sagte Torhüter Daniel Mesenhöler.
Die zweite Heimniederlage dieser Spielzeit war völlig verdient. „Wir hatten so viele Ballverluste wie die ganze Saison über zusammen nicht“, sagte Felix Kroos. Besonders ernüchternd fand der Kapitän: „Wir hatten uns viel vorgenommen und wenig davon abgerufen.“ Die Frage nach dem Warum führt zu diesem Zeitpunkt der Saison zwangsläufig zur mentalen Verfassung der Mannschaft. Seit vielen Jahren war das Aufstiegsrennen der Zweiten Liga nicht mehr so spannend. Auch nach zwei Spielen ohne Tor und Punkt liegt Union als Vierter nur zwei Punkte hinter dem Ersten Hannover 96.
„Der Kopf spielt eine zu große Rolle bei uns“
Aus psychologischer Sicht ist die Belastung enorm, jedes Wochenende ändert sich derzeit die Tabellenkonstellation, jeder kleine Ausrutscher kann am Ende entscheidend sein. Unions Spieler reagieren verkrampft auf die Situation. „Der Kopf spielt eine zu große Rolle bei uns, jeder hat Angst vor Fehlern“, sagt Keller. Keine guten Voraussetzungen bei noch sieben ausbleibenden Spielen, unter anderem bei den direkten Konkurrenten VfB Stuttgart und Eintracht Braunschweig. Dass sich die Berliner unwohl fühlen in der Rolle des Gejagten, deutete sich bereits an, bevor sie diese inne hatten. Schon im vergangenen Heimspiel gegen Nürnberg, als Union Tabellenführer werden konnte, spielte die Mannschaft gehemmt. Erst ein spätes Tor brachte den ersehnten Erfolg. Verteidigen konnten die Berliner ihre Spitzenposition nicht, in Hannover mussten sie sich zum ersten Mal 2017 geschlagen geben. „Das war schon ein Faktor. Wir hatten gegen Aue nicht mehr so die Sicherheit im Rücken“, sagte Mesenhöler.
Die gilt es nun möglichst schnell wieder zu finden. Nicht ganz einfach, weil Sicherheit und Selbstvertrauen nicht auf Knopfdruck herzustellen sind. Letztendlich geht das nur über Erfolgserlebnisse, und die fehlen dieser Tage. „Wir müssen darüber reden und uns der Situation bewusst werden“, sagt Kroos. „Trainingstechnisch können wir diese Woche eh nicht mehr viel machen.“ Am Sonntag (13.30 Uhr) steht das nächste Spiel an, Union reist zu Fortuna Düsseldorf, gegen die es im Hinspiel die erste Heimniederlage der Saison gab. Wenn es aus Berliner Sicht etwas Positives an der neuen Tabellensituation gibt, dann, dass Union nun wieder als Verfolger die drei Mitbewerber jagt. Eine Rolle, in der sich die Mannschaft von Jens Keller bisher am wohlsten gefühlt hat.