1. FC Union Berlin: Zweifel sind nicht erlaubt
Trotz der Niederlage in Hannover ist Union Berlin weiter im Aufstiegsrennen. Im Heimspiel gegen Erzgebirge Aue wird sich zeigen, wie gefestigt die Gewinnermentalität des Teams ist.
Ganz am Anfang hatten sich die Fußballer des 1. FC Union Berlin das noch anders vorgestellt. Das mit dem Yoga wäre eine lockere Angelegenheit, dachten sie. Nach einigen Stunden wissen sie es nun besser. Das Ganze ist schweißtreibender als vermutet. Zu Wochenbeginn war es wieder so weit, Yoga stand auf dem Plan anstelle von Torschüssen und Sprints.
Obwohl sich die Köpenicker seit der Winterpause schon einige Male im Yoga versucht hatten, war die Stunde dennoch eine angenehme Abwechslung. Nicht nur, um beweglicher zu werden, sondern auch um den Kopf etwas freizubekommen. Die kommenden Tage werden stressig genug, da konnte es nicht schaden, sich kurz auf andere Dinge zu konzentrieren.
Am Mittwoch (17.30 Uhr) kommt Erzgebirge Aue ins Stadion an der Alten Försterei, Sonntag geht es zu Fortuna Düsseldorf. Beide Spiele müssen gewonnen werden, wollen die Berliner weiter im Aufstiegsrennen zur Bundesliga bleiben. Dessen Ausgang ist seit dem vergangenen Wochenende offener denn je. Für die Köpenicker könnten Punktverluste gegen Abstiegskandidaten wie Aue oder Mittelfeld-Mannschaften wie Düsseldorf also ein entscheidender Nachteil sein. „Gerade hier bei uns zu Hause wollen wir weiter unsere Macht demonstrieren“, sagt Jens Keller.
Das klingt fast schon ein wenig martialisch, aber nach der Niederlage in Hannover geht Unions Trainer auch verbal in den Angriffsmodus über. „Wir haben ein Spiel verloren, nicht mehr oder weniger. Davor sind wir acht Mal infolge unbesiegt geblieben. Wir sind also weiter ganz dick in dem Rennen dabei.“
Ein Verpassen des Aufstiegs wäre für Union eine herbe Enttäuschung
Keller möchte unbedingt vermeiden, dass das Negativerlebnis im Spitzenspiel seine Mannschaft aus der Bahn wirft. Nun wird sich zeigen, wie fest die Gewinnermentalität inzwischen verankert ist. Zweifel sind nicht erlaubt, geht es in den kommenden Wochen doch um nicht weniger als den größten Erfolg der Vereinsgeschichte. Von den verbleibenden acht Spielen wird Union wohl mindestens fünf gewinnen müssen und nicht mehr als zwei verlieren dürfen. Das hört sich machbar an, allerdings sind noch so schwere Auswärtsaufgaben wie bei den direkten Konkurrenten in Stuttgart und Braunschweig sowie bei den heimstarken Fürthern darunter. „Um das Ziel Aufstieg zu erreichen, müssen wir mehr als 60 Punkte holen“, sagt Keller. Aktuell hat Union 50.
Weil Keller der Auffassung ist, Druck würde sich im Sport wie im Berufsleben nur hemmend auswirken, versucht er dieser Tage, mentale Last von seinen Spielern zu nehmen. „Unser großer Vorteil ist, dass wir nicht müssen und nicht den Druck haben wie Stuttgart oder Hannover. Wenn die nicht aufsteigen, haben die sicherlich einige Probleme, die auf sie zukommen“, sagt Keller. Aus wirtschaftlicher Sicht mag das stimmen, ganz im Gegensatz zum 1. FC Union.
Nur waren die Berliner noch nie so nah dran an der Bundesliga, und niemand kann sagen, ob ihnen das in naher Zukunft wieder gelingt. Ein Verpassen des Aufstiegs wäre auch ohne wirtschaftlichen Druck eine herbe Enttäuschung. „Wenn man so kurz vor dem Saisonende so weit oben steht, möchte man natürlich auch hoch“, sagt Keller. Seine Aufgabe wird es sein, die richtige Mischung zwischen Anspannung und Lockerheit zu finden, damit seine Spieler angesichts der großen Chance nicht verkrampfen. Der Aufstiegskampf ist längst an einem Punkt angekommen, an dem der Kopf den Ausgang entscheidet und nicht mehr so sehr die Beine. Die ein oder andere Yoga-Einheit könnte also auch in Zukunft ganz hilfreich sein.