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Nichts zu holen. Unions Trainer André Hofschneider verantwortet die schlechteste Zweitliga-Mannschaft der Rückrunde, dennoch sehen die Klub-Verantwortlichen um Präsident Dirk Zingler keinen Grund, ihn zu entlassen.
©  Uwe Anspach/dpa

Nach Niederlage in Darmstadt: Der 1. FC Union ist kaum noch zweitligatauglich

Nach der desolaten Leistung in Darmstadt übt der 1. FC Union Selbstkritik. Trainer Hofschneider sitzt angeblich weiter fest im Sattel.

Vom Abstiegskampf bekommt der 1. FC Union in diesen Tagen eine Überdosis. Am Sonntagnachmittag schauten Co-Trainer Sebastian Bönig, Torwarttrainer Michael Gspurning, Sport-Geschäftsführer Lutz Munack und Lizenzspieler-Abteilungsleiter Helmut Schulte im FEZ Wuhlheide beim A-Junioren-Bundesligaspiel zwischen Union und dem Niendorfer TSV (1:1) vorbei. Wie die Profis braucht auch die U 19 der Köpenicker jeden Punkt, um die Klasse zu halten.

Unter den rund 200 Zuschauern war der erschreckend schwache Auftritt der der Profis am Vortag bei Darmstadt 98 natürlich das große Thema. Bei der 1:3-Niederlage verpasste Union den vorzeitigen Ligaverbleib aus eigener Kraft. „Man hat klar gesehen, dass wir die Mentalität gerade in den ersten 35 Minuten haben vermissen lassen, die in solchen Spielen nötig ist“, sagte Abwehrchef Toni Leistner am Sonntag. „Es war fast nicht zweitligatauglich. Wir haben uns irgendwann gefangen. Das Ruder herumzureißen, war dann jedoch schwierig.“

Nach 35 Minuten lag Union schon 0:3 zurück. Die Darmstädter, die nach wie vor auf dem vorletzten Tabellenrang liegen, ergriffen ihre letzte Chance im Gegensatz zu Union beherzt. „Vielleicht lag es am Druck oder Ängsten. Darmstadt machte aus drei, vier Chancen drei Tore“, sagte Leistner. „Wir haben geredet. Der eine oder andere Spieler hat sich gut selbst reflektiert.“ Die Leistungssteigerung in der zweiten Hälfte, die immerhin zu einem Treffer durch Michael Parensen führte, konnte nicht über das enttäuschende Resultat hinwegtrösten. Wenn es ganz dumm läuft, droht den Unionern sogar noch der direkte Abstieg. Der Vorsprung beträgt aktuell vier Punkte. Bis zum Relegationsrang 16 sind es drei Zähler Abstand.

Kaum Alternativen für den Saison-Endspurt

Vielleicht reicht aber auch schon ein Punkt aus den letzten beiden Spielen am Sonntag (15.30 Uhr) zu Hause gegen den VfL Bochum und am 13. Mai bei Dynamo Dresden. Union verfügt als eine der wenigen Mannschaften aus der gefährdeten Zone über ein positives Torverhältnis. Doch darauf will sich bei den Berlinern keiner verlassen. „Wir können nicht bis zum letzten Spieltag hoffen, dass die anderen alle verlieren, für uns spielen und wir kein Spiel gewinnen. Am Ende müssen wir Spiele gewinnen“, sagt Mittelfeldspieler Michael Parensen.

Die Verantwortlichen um Präsident Dirk Zingler konnten auf der Tribüne in Darmstadt bisweilen nicht mehr hinsehen. Dennoch bekommt Trainer André Hofschneider, der nach wie vor die schlechteste Mannschaft der Rückrunde trainiert, auch gegen Bochum das Vertrauen. Hofschneider hatte in Darmstadt wieder einiges probiert. Am Ende stand aber trotzdem ein völlig verdienter Sieg für Darmstadt. „Für uns gilt es, das Spiel so schnell wie möglich abzuhaken. Wir müssen zu Hause gegen Bochum alles mobilisieren, um den Klassenerhalt fix zu machen“, sagte Hofschneider. Von einem Kurztrainingslager in Kienbaum vor dem Spiel gegen Bochum wollte Hofschneider auf Nachfrage nichts wissen. Es geht von Freitag bis Sonntag aber wahrscheinlich irgendwo anders hin. Bisher hat die Abschottung der Spieler von den Medien und Fans in den letzten Wochen wenig gebracht.

Hofschneider hat personell für den Saison-Endspurt kaum Alternativen, auch wenn er auf Parensen und Kenny Prince Redondo verwies. Eine Option könnte lediglich Grischa Prömel für die Sechserposition sein, der in Darmstadt zumindest auf der Bank saß. Dort versauerte auch Offensivmann Marcel Hartel. In Zeiten des Abstiegskampfes ist kein Platz für Kreativität.

Die rund 1300 mitgereisten Anhänger übten in Darmstadt übrigens keine Kritik an der Elf, die sich zum wiederholten Mal als Aufbaugegner eines Konkurrenten erwies. Mit Galgenhumor sangen die Anhänger „Always Look on the Bright Side of Life“. Das Lied aus der Monty-Python- Komödie „Das Leben des Brian“ war in den letzten Jahren nach Auswärtsniederlagen der Köpenicker immer mal wieder zu hören. Nun hoffen die Fans, dass sie am letzten Spieltag in Dresden nicht noch etwas anderes beklagen müssen.

Matthias Koch

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