zum Hauptinhalt
Trainer und Spieler des 1. FC Union wirken seit Wochen ziemlich ratlos.
© Annegret Hilse/dpa

1. FC Union im Abstiegskampf: Wo geht’s hier zum Klassenerhalt?

Der 1. FC Union kann sich schon am Samstag in Darmstadt retten. Gelingt den Berlinern kein Sieg, beginnt jedoch das große Rechnen.

Wie sich die Profis des 1. FC Union auf ihre Spiele vorbereiten, ist seit Wochen ein großes Geheimnis. Gut möglich, dass sie im Schatten der Alten Försterei hinter verschlossenen Türen ganz innovative Taktiken austüfteln. Oder André Hofschneider lässt seine Spieler wie einst Christoph Daum in Leverkusen über glühende Kohlen laufen, um sie auf die entscheidende Phase des Abstiegskampfes einzuschwören. Vielleicht tippen sie auch stundenlang angestrengt auf ihren Smartphones herum und versuchen mithilfe von Taschenrechner-App sowie Restprogramm herauszufinden, wie sie den Klassenerhalt wann perfekt machen können. Das würden die Berliner natürlich niemals zugeben – selbst wenn sie sich denn öffentlich äußern würden – schließlich gucken sie nur auf sich selbst, wie Spieler und Trainer seit Monaten predigen. Es ist dennoch davon auszugehen, dass sie bei Union vor dem wichtigen Auswärtsspiel am Samstag bei Darmstadt 98 (13 Uhr, Sky) alle möglichen Konstellationen ganz genau kennen. Denn immer noch ist die halbe Liga abstiegsgefährdet und das gilt trotz der bereits geknackten 40-Punkte-Hürde auch für die Berliner.

Das vielleicht einzig Positive an der aktuellen Situation ist, dass es Union weiter selbst in der Hand hat. Mit einem Sieg beim Tabellenvorletzten wäre Union gerettet. Da mit Fürth und St. Pauli der 15. und 16. direkt aufeinandertreffen, hätte die Mannschaft des glücklosen Trainers Hofschneider mindestens sechs Punkte Vorsprung auf den Abstiegsrelegationsplatz und einen nicht mehr aufholbaren Vorteil von mehr als 16 Treffern bei der Tordifferenz.

Auch ein Unentschieden kann reichen

Bei einem Unentschieden in Darmstadt ist angesichts von sieben Punkten Vorsprung auf die Mannschaft von Dirk Schuster zumindest der direkte Abstieg ausgeschlossen. Verlieren jedoch sowohl Heidenheim (gegen Sandhausen) als auch Fürth (bei St. Pauli) würde Union schon ein Punkt reichen, um den Klassenverbleib bereits an diesem Wochenende perfekt zu machen. Denn Heidenheim und Fürth hätten in diesem Fall jeweils vier Punkte weniger als Union, treffen am letzten Spieltag aber noch direkt aufeinander. Somit könnte nur noch eine der beiden Mannschaften an den Berlinern vorbeiziehen.

Die frühzeitige Rettung wäre nicht nur für die angespannten Nerven der Berliner Profis wichtig, sondern auch für die Planungen der sportlichen Leitung. Nach der sehr enttäuschenden Saison ist davon auszugehen, dass sich bei Union personell einiges tun wird. Toni Leistner wird den Verein verlassen, der Verbleib weiterer Leistungsträger wie Steven Skrzybski, Kristian Pedersen und Simon Hedlund ist ungewiss. Adäquater Ersatz – auch auf der Trainerposition – lässt sich aber nicht ligaunabhängig verpflichten.

Sollte Union in Darmstadt verlieren, müssen die konkreten Personalplanungen mindestens noch eine weitere Woche warten. Doch selbst wenn die Berliner in den verbleibenden drei Begegnungen gar nicht mehr punkten, ist es mit allerhand Glück möglich, dass die aktuellen 41 Punkte für ein weiteres Jahr in der Zweiten Liga reichen. Das wäre aber mit Zittern bis zum letzten Spieltag und viel Rechnerei verbunden – ein Szenario, auf das die Berliner sicherlich gerne verzichten würden.

Julian Graeber

Zur Startseite