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Der Ball ist ihm wichtig. Urs Fischer bei seiner ersten Einheit als Trainer des 1. FC Union.
© imago/Matthias Koch

Trainingsauftakt des Berliner Zweitligisten: Der 1. FC Union hat jetzt einen Schweizer Akzent

Nicht nur in sprachlicher Hinsicht hat sich vieles geändert beim Fußball-Zweitligisten 1. FC Union. Das wird schon bei der ersten Trainingseinheit unter dem neuen Coach Urs Fischer deutlich.

Als das Gespräch auf das Thema Wohnungssuche kommt, hebt sich Urs Fischers Stimme kurz. „Huh“, sagt der neue Trainer des 1. FC Union. Es ist eher ein Ausdruck von Überraschung als der bekannte isländische Schlachtruf. Fischer – graue Haare, Dreitagebart, schwarze Brille – hält seine Wasserflasche mit beiden Händen fest und lächelt. „Ich habe gestern etwas sehr Schönes gesehen, direkt am Wasser. Aber das war sehr teuer“, sagt der 52-Jährige. In seiner Schweizer Heimat sind die Preise sicher nicht niedriger und trotz der steigenden Mieten dürfte der Trainer kaum in die Kategorie der Berliner fallen, die sich eine Wohnung in schöner Lage nicht leisten können. Urs Fischer ist aber ein bodenständiger Typ. Die meiste Zeit wird er im Büro oder auf dem Trainingsplatz verbringen, dann sind da noch die Auswärtsspiele. „Da muss das schon irgendwie vernünftig bleiben.“

Wahrscheinlich wird Fischer noch eine Weile im Hotel wohnen. Die Wohnungssuche beschäftigt den neuen Trainer des Berliner Fußball-Zweitligisten momentan nur am Rande. Die erste Trainingseinheit am Mittwochmorgen ist gerade vorbei, der Bus Richtung Bad Saarow, wo Union bis Samstag ein Kurztrainingslager absolviert, steht schon bereit. Es geht alles ziemlich schnell dieser Tage. Ein bisschen Zeit ist aber noch und Fischer hat durchaus Spaß an einer kleinen Plauderei. Sprachlich könnte der Unterschied zu seinem glücklosen Vorgänger André Hofschneider nicht größer sein. Statt Berliner Schnauze gibt es jetzt Schweizer Akzent und gerolltes „R“.

Nicht nur sprachlich ist vieles neu. Nach der enttäuschenden vergangenen Saison hat der Klub strukturell und personell einiges verändert. Bevor Fischer das erste Training pünktlich um 10 Uhr beginnt, spricht er noch kurz mit Oliver Ruhnert. Auch der ist neu, zumindest in der Funktion des Sportchefs. Dazu kommen der neue österreichische Co-Trainer Markus Hoffmann und viele neue Profis. Da ist es durchaus verständlich, dass sich die etwa 20 Zuschauer am Rande des Trainingsplatzes die ersten Minuten mit munteren Ratespielchen vertreiben. „Dit is der Neue von 96, wie heißt der noch mal?“ Gemeint ist Manuel Schmiedebach, einer von sechs Zugängen.

Der Kader ist noch zu groß

Der Trainingsplatz ist dann auch voll wie nur ganz selten. 29 Profis gehören dem Kader aktuell an, bis auf Sebastian Polter, Fabian Schönheim und Marc Torrejon stehen sie alle auf dem Rasen. Beim abschließenden Trainingsspiel müssen immer abwechselnd einige Profis von draußen zugucken. „Der Kader hat gerade eine gewisse Größe und Fußball kannst du nicht zwölf gegen zwölf spielen“, sagt Fischer. „Wir versuchen das Beste daraus zu machen.“ Auch wenn sich der Trainer zur Personalplanung nicht äußern will, braucht man nicht viel Fantasie, um zu verstehen, dass in den fünfeinhalb Wochen bis zum Saisonstart der Zweiten Liga noch der ein oder andere Spieler gehen wird.

Fischer macht auf und neben dem Trainingsplatz einen sehr aufgeräumten Eindruck und hat klare Vorstellungen. In solch ein Auftakttraining sollte man nicht allzu viel hineininterpretieren, eines wird aber schnell deutlich: Fischer ist kein Anhänger von langen Waldläufen oder antiquiertem Konditionsbolzen. „Wir sind Fußballer, da steht der Ball im Mittelpunkt“, sagt der Schweizer.

Bevor im Trainingslager geschwitzt wird, stand am Mittwochnachmittag aber erst mal die WM auf dem Programm. Deutschland gegen Südkorea – Unterhaltung und Anschauungsunterricht in einem. Da mussten auch Simon Hedlund und Sebastian Andersson durch, die vermutlich mehr Interesse am Spiel ihrer Schweden gegen Mexiko gehabt hätten. Urs Fischer hat Glück, die Schweiz absolvierte ihr letztes Gruppenspiel erst abends um 20 Uhr.

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