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Da geht's lang. Urs Fischer gibt künftig in Köpenick die Richtung vor.
© imago/Matthias Koch

Unions neuer Zweitliga-Trainer: Urs Fischer hat die gewisse Ruhe

Union Berlin hofft mit dem neuen Trainer auf mehr Erfolg als zuletzt. Die Kaderplanung hinkt diesem Anspruch noch hinterher.

Von David Joram

Der Einstieg fiel kurz aus. „Okay“, begann Urs Fischer seine eigene Vorstellung, „ja“, schließlich sagte er, dass er glücklich verheiratet sei und zwei Töchter habe. All dies trug der 52-Jährige mit einer gewissen Ruhe vor, wie sie wahrscheinlich nur Schweizern innewohnt. Ein netter Beginn, dem hektischen Berliner Alltag entgegenwirkend, bürgerlich, bescheiden. Vielleicht auch ein bisschen demütig. Warum dieser freundliche Mann fortan den 1. FC Union trainieren soll, verdeutlichte dann Oliver Ruhnert, Unions Sportchef. „Urs Fischer ist ein gestandener Fußballlehrer, der über einen reichhaltigen Erfahrungsschatz verfügt.“ Konkret heißt das: Meister 2016 und Doublegewinner 2017 mit dem FC Basel, 545 Erstligaspiele als Abwehrspieler für den FC Zürich und den FC St. Gallen.

Fischer, weißes Hemd, dunkles Sakko, blaue Jeans, hat etwas vorzuweisen, bisher allerdings nur in der Schweiz. Vielleicht fand er am Freitag im Stadion An der Alten Försterei auch deshalb vieles „spannend“, die neue Stadt, die neue Aufgabe, die Kaderplanung. „Mal schauen, was rauskommt“, sagte Fischer, der André Hofschneider nachfolgt.

Was rauskommen soll, darüber sind sich in Köpenick eigentlich alle einig. Fischer, mit einem Vertrag bis zum 30. Juni 2020 ausgestattet, soll derjenige sein, der den Klub das erste Mal in die Fußball-Bundesliga führt. „Es ist mein Bestreben, dass wir da ein Wörtchen mitreden“, sagte Fischer. Und: „Wenn’s schon dieses Jahr ist – warum nicht.“

Fischer vermittelt einen souveränen Eindruck, neben dem FC Basel hat er bislang den FC Zürich und den FC Thun trainiert. Er bezeichnet sich als bodenständig, weshalb er laut Ruhnert auch zum 1. FC Union passe. Offenbar besser als Nestor El Maestro, 35, der auf Schalke, beim HSV und in Hannover Mirko Slomka assistiert hatte und zuletzt ebenfalls als Kandidat gehandelt worden.

Am liebsten im 4-2-3-1-System

Welches Ziel sie nun bei Union mit dem neuen Trainer Fischer konkret verfolgen, ist aber weiter unklar. Will man in dieser Saison voll auf Aufstieg setzen oder eher ein Jahr der Konsolidierung einlegen? „Die Stoßrichtung ist, erfolgreicher zu sein als in der letzten Saison“, sagt Ruhnert.

Der Kader, der dies schaffen soll, muss allerdings noch gebastelt werden. Darüber habe man am Freitagmorgen das erste Mal gesprochen, so Fischer, der für einen Neuaufbau natürlich ein paar neue Spieler benötigt. Am besten solche, die in das von Fischer bevorzugte 4-2-3-1-System passen und einen, wie Fischer es formuliert, „dominanten Fußball“ spielen können. „Aktiv“ wolle man sein, so der neue Coach. Über das System müsse er sich aber noch Gedanken machen.

Erstmal sind die Verantwortlichen des 1. FC Union froh, die Trainerfrage endlich geklärt zu haben, oder wie es Ruhnert ausdrückte: „Wir sind auch ein bisschen stolz, dass uns das gelungen ist.“ Gemeint war die Verpflichtung Fischers, der zuletzt pausiert hatte, weil ihn der FC Basel 2017 nicht weiterbeschäftigen wollte. Es ist der einzige Knick in der sonst so geradlinig verlaufenden Karriere des Schweizers. Als in Basel strukturelle Veränderungen anstanden, tauschte die neue Führung den Trainer gleich mit aus. Alles sollte neu werden beim FC Basel – da passte Fischer nicht mehr.

Den Neuanfang, den sie Fischer in Basel nicht zugetraut haben, darf er nun beim 1. FC Union mittragen. Wie ernst es Sportchef Oliver Ruhnert und Unions Führungsriege mit diesem Neuanfang meinen, dürfte entscheidend für Fischers Gelingen sein. Aber wie es auch kommen mag, seine Ruhe dürfte der Schweizer auch in Berlin nicht verlieren.

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