Heimspiel gegen Jahn Regensburg: Der 1. FC Union geht in die Offensive
Trainer Urs Fischer spricht nun auch öffentlich von den Aufstiegsambitionen der Berliner. Dafür muss am Freitag vor allem die Chancenverwertung besser werden.
Fußballergebnisse haben stets zwei Dimensionen. Man kann sie objektiv betrachten: Ein Sieg bringt drei Punkte, ein Unentschieden einen und das bleibt auch so. Die subjektive Seite ist indes deutlich vielschichtiger: Ein Unentschieden kann sich wie ein Sieg anfühlen, wie ein gerechtes Remis oder wie eine Niederlage. Nach dem 0:0 am vergangenen Sonntag in Dresden changierte die Bewertung durch die Profis des 1. FC Union zwischen letzteren Emotionen. Wirklich zufrieden waren die Berliner nach dem dritten Spiel ohne Sieg jedenfalls nicht.
Doch die subjektive Dimension kann sich auch nachträglich ändern – wie am Montagabend gegen 22.20 Uhr, als Magdeburg bei Unions direktem Konkurrenten aus Hamburg den späten Siegtreffer erzielte. „Da sieht man, dass ein Unentschieden in Dresden ein Punktgewinn ist, dass wir nicht zwei Punkte verloren haben“, sagt Unions Trainer Urs Fischer. „Jetzt sind es nur drei Zähler auf Platz zwei und es war immer unser Bestreben, diese Chance zu nutzen.“
So schnell, wie sich die Bewertung des Spiels in Dresden gewandelt hat, so deutlich hat sich auch die öffentliche Kommunikation der Berliner in den vergangenen Tagen verändert. Manager Oliver Ruhnert hatte am Montag bereits gesagt, dass es bei Union niemanden gebe, der nicht zumindest Dritter werden wolle. Felix Kroos zog am Dienstag nach. „Wenn du sechs Spieltage vor Schluss da oben stehst, willst du den Platz auch nicht mehr hergeben“, sagte der Mittelfeldspieler.
Diese Denkweise bekräftigt bei der Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen Jahn Regensburg am Freitag (18.30 Uhr, live bei Sky) auch Fischer. „Es ist nicht so, dass für uns Platz fünf oder sechs genügend ist“, sagt der Schweizer Trainer. „Wir sind in einer Situation, in der mehr möglich ist. Dementsprechend versuchen wir auch, das zu erreichen.“
Das Wort Aufstieg nimmt er dabei nicht in den Mund, offenbart aber eine erstaunliche Anzahl an Umschreibungen. Union wolle „ein Wörtchen mitreden“, „oben dranbleiben“ oder „die Chance nutzen“. Es ist schon paradox, dass die Berliner seit drei Spielen nicht gewonnen haben – und der Abstand nach oben und unten nahezu identisch geblieben ist. Durch die Schwäche des HSV ist nicht nur der Relegationsrang möglich, sondern immer noch auch der direkte Aufstieg.
Nur zwei Tore in den letzten drei Spielen
Im Stadionheft zum Regensburg-Spiel äußert sich Vereinspräsident Dirk Zingler so: „Die Tür nach oben ist tatsächlich offen. Nicht sperrangelweit, aber einen Spalt.“ Es liege nun „an uns, alles zu versuchen, um erstmals in die Bundesliga aufzusteigen.“ Lieber scheitere man mit fliegenden Fahnen, „als ohne den Kampf aufgenommen zu haben.“ Einen Paradigmenwechsel bei der Zielsetzung wollte Fischer dennoch nicht erkennen. „Ich habe es vielleicht nie so deutlich gesagt, wie ihr es gerne gehört hättet“, sagte er in Richtung der anwesenden Medienvertreter. „Aber ambitioniert waren wir immer.“
Doch nicht nur verbal geht Union sechs Spieltage vor Schluss in die Offensive, auch auf dem Rasen liegt der Fokus auf dem Angriff. „Wenn man auf die Torschussstatistik der letzten drei Spiele guckt und am Ende nur zwei Tore dabei herumkommen, ist das zu wenig“, sagt Fischer. Momentan leide sein Team unter Ladehemmungen, die den Schweizer aber nicht allzu sehr beunruhigen. Tore schießen sei das Schwerste im Fußball und da brauche man auch das nötige Wettkampfglück. „Wir haben immer unsere Tormöglichkeiten und das stimmt mich zuversichtlich, dass wir das gegen Regensburg besser lösen als in den drei Spielen zuvor“, sagt Fischer. „Wir müssen noch ein bisschen mehr machen, uns noch mehr zutrauen.“
Trotz der nun auch öffentlich hinterlegten tabellarischen Ambitionen bleibt Fischer bei seiner sachlichen Herangehensweise. Sich das Restprogramm der Aufstiegskandidaten anzuschauen und deshalb vom direkten Aufstieg zu träumen, ist nicht seine Art. „Das ist kein Wunschkonzert und wird so nicht funktionieren“, sagt Fischer. Union müsse die eigenen Aufgaben bewältigen, eine nach der anderen. „Lasst uns nicht auf das Spiel gegen Hamburg schauen, es geht erst gegen Regensburg“, appelliert Fischer. Spiel für Spiel. Manche Sachen ändern sich anscheinend nie.