Der andere Fall: 1. FC Union priorisiert die Zweite Liga
Unions Manager Oliver Ruhnert plant für die kommende Saison – und geht dabei vor allem vom Szenario Zweite Liga aus.
Florian Hübner, der Innenverteidiger des 1. FC Union, war nicht mit allem glücklich, mit der Einstellung aber schon – und das sagte er nach dem 0:0 des Berliner Zweitligisten bei Dynamo Dresden auch so: „Ich bin zufrieden mit dem Auftreten der Mannschaft.“ Die Gefühlslage Hübners spiegelt derzeit ein bisschen auch die Gesamtgemengelage in Köpenick wider. Zwar gelingt momentan nicht alles, aber die Erwartungen an diese Saison sind erfüllt. Sechs Spieltage vor Schluss haben die Berliner bereits 48 Punkte gesammelt, einen mehr als in der kompletten Vorsaison. Trainer Urs Fischer hat den oft zitierten Umbruch so glänzend moderiert, dass Oliver Ruhnert, der Geschäftsführer Profifußball, längst an den Kader für die neue Saison denkt. Ruhnert priorisiert dabei das Szenario Zweite Liga.
Am Montag stellte er das Anforderungsprofil potenzieller Neuzugänge vor. Man beschäftige sich derzeit nur mit Spielern, die sowohl in der Ersten wie in der Zweiten Liga für Union auflaufen würden. Vom „best case“ und dem „anderen Fall“ sprach Ruhnert in diesem Zusammenhang und machte deutlich, dass er vor allem auf „den anderen Fall“, nämlich einen Verbleib der Unioner in Liga zwei, hinarbeite. Es kämen jedenfalls keine Spieler für eine Neuanstellung in Frage, die für den 1. FC Union ausschließlich in Liga eins die Fußballschuhe schnüren würden.
Alles offen bei Marc Torrejon
Abwehrspieler Fabian Schönheim, der wegen Knieproblemen wohl bis Mai ausfällt, wird in den Planungen Unions für die kommende Runde so oder so kaum eine Rolle spielen. Ruhnert geht davon aus, dass der auslaufende Vertrag nicht verlängert werde. Anders liegt der Fall bei Marc Torrejon. Der Innenverteidiger, wie Schönheim noch ohne Saisoneinsatz, schien ebenfalls ein sicherer Kandidat für einen Wechsel. Nun sagt Ruhnert aber, die Situation sei „völlig offen“, der Spieler wieder fit und bei 100 Prozent.
Völlig offen ist auch die Frage, in welcher Liga Union bald spielt. Neben einer Teilnahme an der Relegation ist noch der direkte Gang nach oben denkbar, immerhin darf Union noch zuhause gegen den zweitplatzierten HSV ran. Doch gemessen an der guten Ausgangslage stimmten die Erträge in den vergangenen drei Spielen mit nur einem Punkt nicht.
In Dresden folgten die üblichen Erklärungsmuster. Nicht wenige Akteure erkannten, dass dem Spiel der Berliner etwas gefehlt habe. Etwa „Wettkampfglück“ (Hübner), „die letzten Pässe“ (Joshua Mees) oder die Zielgenauigkeit. Letztere thematisierte etwa Unions Trainer Urs Fischer. „Wir hatten genügend Tormöglichkeiten, aber du musst das Tor treffen, knapp daneben zählt nicht“, stellte er korrekterweise fest. Wie viel der Punkt aus Dresden wert ist, wird sich noch weisen. Zumindest sorgte er dafür, dass Union weiter drei Punkte Vorsprung auf den vierten Platz behält, den der SC Paderborn belegt. Aber weil Union so weit oben steht, sind die Hoffnungen und Wünsche groß, ebenso der Widerstand. Für die Gegner sei Union nun ein „Highlight“-Spiel, urteilte Ruhnert. Und dass mit der guten Ausgangslage auch die Erwartungshaltung gestiegen ist, die sie in Köpenick bislang (so gut es eben geht) ausblenden wollen, weiß auch Ruhnert.
Vielleicht ordnete Urs Fischer am Sonntag deshalb nochmal ein paar Dinge ein, die ihm derzeit womöglich zu knapp dargestellt werden. „Ich würde gerne erinnern, was der Verein Anfang der Saison für eine Zielsetzung ausgegeben hat, das war sich tabellarisch zu verbessern“, sagte er. Man sei immer noch Dritter, könne positiv in die Zukunft schauen, aber es gebe noch einiges zu tun, „wenn wir am Schluss oben dabei sein wollen“.
Ruhnert pflichtet Fischer grundsätzlich bei. Er machte aber auch klar, dass er sich nun eine „Initialzündung“ erhoffe, einen Sieg also. Es gebe nämlich niemanden im Verein, der nicht gerne auf Platz drei landen würde.