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Robert Zulj und seine Berliner machten dem VfB Stuttgart (l. Kapitän Christian Gentner) das Leben schwer.
© THOMAS KIENZLE / AFP

2:2 im Hinspiel gegen den VfB Stuttgart: Der 1. FC Union erspielt sich eine gute Ausgangsposition

Zweimal geraten die Berliner im Relegations-Hinspiel in Stuttgart in Rückstand, doch sie schlagen durch Abdullahi und Friedrich jeweils zurück.

Von David Joram

Es gibt diese speziellen Fußballspiele, die eine ganze Stadt in Aufruhr versetzen. Die ein Flirren und eine Hitze erzeugen, die in ein merkwürdiges Kribbeln ausartet, insbesondere bei den Anhängern der beteiligten Klubs. Am Donnerstag fand genau so ein spezielles Duell statt, als der 1. FC Union beim VfB Stuttgart gastierte. Teil eins der Relegation, in der Berlins Zweitligist den Stuttgarter Bundesligisten herausforderte. Er tat es aufopferungsvoll, mutig und am Ende auch erfolgreich. Das 2:2 (1:1) lässt den Berlinern alle Möglichkeiten, um am Montag im Rückspiel den erstmaligen Aufstieg in die Bundesliga zu schaffen.

Kurz vor der Pause traf Christian Gentner zur Stuttgarter Führung, die Suleiman Abdullahi im Gegenzug egalisierte. Mario Gomez brachte die Heimelf nach 50 Minuten wieder in Führung, Marvin Friedrich glich aus. „Wir nehmen ein sehr gutes Resultat mit“, sagte Unions Kapitän Christopher Trimmel. „Wir sind sehr heimstark, am Montag wird das Stadion beben.“

58.619 Besucher im ausverkauften Stuttgarter Stadion erlebten ein insgesamt packendes Duell, das die Heimelf zunächst schwungvoller begann. VfB-Trainer Nico Willig, der im Vorfeld gefordert hatte, dass die 55.000 Stuttgarter Zuschauer alle Signalspieler sein müssten, ruderte schon früh mit den Armen, um seiner Elf den Weg zu weisen – nach vorn nämlich.

Nach sieben Minuten schoss Anastasios Donis ein erstes Mal kräftig aufs Berliner Tor, in dem Rafal Gikiewicz stark reagierte. Kurz darauf klaute Chadrac Akolo dem zu verspielten Marcel Hartel den Ball und setzte sich auch gegen Manuel Schmiedebach durch. Viel Raum tat sich plötzlich auf, nur folgte eine Flanke, die im Niemandsland landete. Eine typische Szene eines intensiven Spiels, in dem die Berliner nach und nach griffiger wurden und ihr Trainer Urs Fischer immer zufriedener.

Eine feine Einzelleistung Abdullahis bescherte Union die erste Großchance. Über die rechte Seite kommend, trickste Abdullahi zwei Gegenspieler aus und passte scharf in die Mitte, wo Sebastian Andersson heranrauschte und knapp die Führung verpasste. VfB-Torwart Ron-Robert Zieler parierte herausragend. 25 Minuten waren gespielt und das Spiel bis dahin mehrheitlich von Hauruck-Aktionen geprägt. Andersson, diesmal von Ken Reichel bedient, durfte aus ähnlicher Position erneut sein Glück probieren, Zieler hielt allerdings mühelos.

Die Anspannung entlädt sich in einem Jubelsturm

Als die 42. Minute lief, entlud sich jene Anspannung, die den ganzen Tag über der Stadt gelegen hatte, in einem einzigen Jubelsturm, einem Urschrei gleichkommend. Über die rechte Seite war Donis fast so schnell wie einst Usain Bolt gesprintet, wild entschlossen und mit Ball am Fuß. Ein gewaltvoller Sprint, den als Letzter Unions Innenverteidiger Marvin Friedrich mittels Grätsche stoppen wollte; doch Friedrich grätschte ins Leere, Donis legte quer auf Gentner, der unhaltbar zum 1:0 einschoss. Die Spieler in den weißen Trikots rannten wie von Sinnen zur Eckfahne, jubelten mit Fritzle, ihrem Maskottchen, während die Ersatzspieler auf Höhe der Mittellinie über den Rasen tanzten Und das Publikum ließ in diesem Moment erahnen, welche Wucht dieser so stolze Verein entfalten kann.

1:0 also für den Favoriten, und wie reagierte der 1. FC Union auf diese Machtdemonstration? Wie ein Schweizer Uhrwerk, dessen pünktlicher Glockenschlag die Stuttgarter augenblicklich in eine Schockstarre versetzte. Abdullahi war es, der mit einem kleinen Tänzchen im Strafraum und perfektem Abgang zum 1:1 traf. „Hier regiert der FCU“, tönten die rund 4000 Union-Fans prompt.

Nach der Halbzeit betrat Mario Gomez das Feld, der sich prompt als Glücksgriff erwies. Für den schwachen Daniel Didavi eingewechselt, lief er in der 50. Minute so lange Richtung Union-Tor, bis er einfach draufhaute und der Ball, von Friedrich abgefälscht, zum 2:1 im Netz landete. Das Heimpublikum drehte wieder auf volle Lautstärke.

Stuttgart drückte in der Folge intensiver, was Trimmel zu einem Foul an Gonzalez zwang. Der folgende Freistoß blieb zwar ergebnislos, die Gelbe Karte indes nicht. Trimmel wird den Berlinern im Rückspiel am Montag gesperrt fehlen. Später handelte sich auch der eingewechselte Felix Kroos eine Gelbsperre ein. Stuttgart drückte nach dem 2:1 auf das dritte Tor, doch die Berliner sammelten sich wieder. Sie brauchten nur etwas länger als noch in der ersten Halbzeit. Dann aber trat Trimmel einen Eckball, den Friedrich per Kopf ins Tor drückte. Fast wäre Andersson mit einem Gewaltschuss und einem Kopfballversuch noch der Siegtreffer für Union gelungen, doch Zieler war jeweils zur Stelle. Am guten Gesamteindruck änderte das nichts mehr, Union reist mit einem sehr guten Gefühl und einem starken Ergebnis zurück nach Berlin.

VfB Stuttgart - 1. FC Union Berlin 2:2 (1:1)

VfB Stuttgart: Zieler - Pavard, Kabak, Kempf, Insua - Castro, Gentner - Didavi (46. Gomez), Akolo (73. Zuber), Gonzalez (82. Esswein) - Donis.

1. FC Union: Gikiewicz - Trimmel, Friedrich, Parensen, Reichel - Schmiedebach (84. Kroos) - Prömel, Zulj - Abdullahi (80. Gogia), Andersson, Hartel (60. Mees).

Schiedsrichter: Dankert (Rostock). Zuschauer: 58.619 (ausverkauft). Tore: 1:0 Gentner (42.), 1:1 Abdullahi (43.), 2:1 Gomez (51.), 2:2 Friedrich (68.). Gelbe Karten: Kempf / Trimmel, Kroos.

Alles zum Aufstiegskampf des 1. FC Union lesen Sie in unserem Blog.

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