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Das Phantom im Hintergrund. Lucien Favre (links, hier noch als Trainer von Borussia Mönchengladbach) mit Jürgen Klopp.
© Bernd Thissen/dpa

Trainer Lucien Favre in der Kritik: Das Problem des BVB heißt Jürgen Klopp

Auch vier Jahre nach Klopps Abschied wird jeder Trainer am früheren Erfolgscoach gemessen. Dafür gibt es nur zwei Lösungen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Julian Graeber

Es gibt einfachere Aufgaben im Fußball, als Trainer bei Borussia Dortmund zu sein. Die Ansprüche von Klub und Fans sind nach einem knappen Jahrzehnt voller Erfolge hoch; das Umfeld erwartet nicht nur Ergebnisse, sondern auch Identifikation, Mentalität, Ausstrahlung. Oder um es kurz zu machen: all das, was heute mit der Ära von Jürgen Klopp verbunden wird. Und da liegt das größte Problem, denn auch vier Jahre nach seinem Abschied aus Dortmund ist die Sehnsucht nach dem Trainer des FC Liverpool noch spürbar beim BVB. Klopp ist wie ein Phantom, das seine Nachfolger bei jeder kleineren Schwächephase heimsucht.

Das ist auch aktuell zu erkennen. In der Bundesliga ist Dortmund ins Tabellenmittelfeld zurückgefallen, drei Mal in Folge verspielte das Team in der Schlussphase einen Vorsprung. Es folgte eine Debatte über „Mentalitätsscheiße“ (O-Ton von Kapitän Marco Reus), und vor dem Duell mit der als Tabellenführer in den Spieltag gegangenen Borussia aus Mönchengladbach am Samstag (18.30 Uhr, live bei Sky) ist auch Trainer Lucien Favre nicht mehr unumstritten.

Nicht förderlich war dabei der jüngste Auftritt von BVB-Geschäftsführer Hans- Joachim Watzke mit Klopp. Bei der Vorstellung von Watzkes Biografie plauderten beide öffentlich über ihre Freundschaft und alte, erfolgreiche Dortmunder Zeiten. Borussias Chef verriet dabei auch, dass er vor der Verpflichtung Favres zuerst bei Klopp nachgefragt hatte, ob dieser sich eine Rückkehr vorstellen könne. Als Misstrauensvotum dem aktuellen Trainer gegenüber ist das sicherlich nicht zu werten, in der jetzigen Situation trägt eine solche Aussage aber nicht zur Stärkung Favres bei.

„Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn wir die gesamte Mannschaft ausgetauscht hätten – und nicht den Trainer. Denn so einen Trainer, das war mir klar, würden wir nie wieder bekommen“, ist zudem in Watzkes Buch zu lesen. Diese Passage erklärt zu großen Teilen, warum der BVB in den vier Jahren seit Klopps Abschied nie mehr wirklich glücklich mit einem Trainer wurde.

Thomas Tuchel war zwar erfolgreich, menschlich aber unnahbar. Unter Peter Bosz fehlte der Erfolg, Peter Stöger war nur eine Übergangslösung und der Kopfmensch Favre passt auch nicht sonderlich gut ins emotionale Dortmunder Umfeld. Eigentlich gibt es deshalb nur zwei Möglichkeiten, wie Dortmund dieses Problem lösen kann: Entweder gelingt es endlich, sich vom früheren Erfolgstrainer zu emanzipieren – oder Jürgen Klopp muss zurückkommen.

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