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Prost. Auch Klopp kommt zur Vorstellung von Watzkes Biografie.
© Guido Kirchner/dpa

"Echte Liebe" bei Borussia Dortmund: „Jürgen haut ab und lässt mich mit dem ganzen Scheiß alleine“

Zur Buchpremiere erscheint auch der langjährige BVB-Trainer Jürgen Klopp. Viele Anekdoten waren zu hören, nur einmal wird es unruhig. Ein Ortstermin.

Natürlich musste die Frage kommen. Gegen Ende der Buchvorstellung am war es soweit. Kann sich Jürgen Klopp also vorstellen, eines Tages zu Borussia Dortmund zurückzukehren? „Ich habe mir, ehrlich gesagt, noch keine Gedanken gemacht, was nach Vertragsende ist“, sagte Klopp. 2022 läuft sein Vertrag beim FC Liverpool in der englischen Premier League aus. „Und nach dem BVB fragt mich auch niemand – außer Aki“, sagte Klopp. Er meinte seinen Sitznachbarn, Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, der zusammen mit dem Journalisten Michael Horeni das Buch „Echte Liebe – Ein Leben mit dem BVB“ verfasst hat.

Zu Premiere am Donnerstagabend war freundlicherweise auch Borussias früherer Trainer Klopp eingeflogen, der seit einiger Zeit bekanntlich erfolgreich in England arbeitet. Mit einem Bier in der Hand betrat er die Bühne und wurde frenetisch bejubelt. Vor zwei, drei Jahren hätte Watzke ihn schon einmal angerufen und sich erkundigt, was Klopp für seine Zukunft plane. Watzke wusste, dass eine baldige Rückkehr unmöglich war, wollte sich aber nicht nachsagen lassen, es nicht wenigsten probiert zu haben.

Watzke, Horeni und Moderator Alexander Bommes bekamen nicht ansatzweise so viel Aufmerksamkeit wie der gar nicht so heimliche Star des Abends. Wer von den mehr als einhundert Gästen bis zu diesem Abend nicht wusste, welche Bedeutung Klopp immer noch in Dortmund hat, der bekam nun spätestens eine Ahnung davon. Es war eine launige Veranstaltung im Obergeschoss des Dortmunder Westfalenstadions, bei der einzig Bommes‘ Frage zu Thomas Müller irritiere. Ob sich Watzke oder Klopp vorstellen könnten, dass der Weltmeister nach Dortmund kommt? Müller hatte sich ja zuletzt beklagt, dass er bei den Bayern zu wenig spiele. Die Antwort fiel erwartungsgemäß aus: Natürlich nicht.

Jeder der drei Protagonisten des Abends las eine Passage aus dem Buch vor. Horeni rezitierte den Anfang, der das Siegtor von Paco Alcacer zum 3:2 gegen Bayern München im November 2018 und die euphorische Reaktion Watzkes auf der Tribüne beschreibt. Watzke überraschte seinerseits mit der Aussage, dass „Klopp nun mit dem FC Liverpool den Verein gefunden hat, der am allerbesten zu ihm passt“. Noch besser als der BVB? Wehmut kam auf. „Jürgen haut ab und lässt mich mit dem ganzen Scheiß alleine.“ So erinnert sich Watzke an den Abschied von Klopp in Dortmund im Jahr 2015. Es zeigte, wie eng die beiden miteinander verbunden sind – aber auch, dass sich Watzke nach einer Trainerpersönlichkeit wie Klopp sehnt. Klopp und Watzke verbindet eben eine „klassische Männerfreundschaft“, wie sie es nennen.

Zwei, die sich gut verstehen. BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke (l.) und Liverpools Trainer Jürgen Klopp.
Zwei, die sich gut verstehen. BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke (l.) und Liverpools Trainer Jürgen Klopp.
© Federico Gambarini/dpa

Watzke betonte, dass er mit Klopps Nachfolgern auch ein gutes Verhältnis habe. „Ich verstehe mich mit Lucien Favre gut, habe mich auch mit Peter Stöger gut verstanden und mit Peter Bosz“, sagt er – und stockte daraufhin. Ein Raunen ging durch den Raum, denn einen Namen hatte er ausgelassen. Klopps direkten Nachfolger Thomas Tuchel. Es blieb der einzige unruhige Moment des Abends. Und nachdem Klopp sein zweites Bier gereicht bekommen hatte, wurde – passend dazu – die Anekdote von der Meisterfeier 2011 erzählt.

Klopp wachte damals in dem Partybus auf, in dem sie zuvor gefeiert haben. Allein. In einer Garage. Ohne zu wissen, wo er ist. Als er den Bus verließ, traf er Watzke, der an der Straße gerade einen Transporter anhielt. Zusammen fuhren sie per Anhalter in die Stadt. Im Transporter waren die Sitze mit weißen Laken bedeckt, im Kofferraum begleiteten sie Hühner „und ein toter Hammel“, an den er sich Watzke noch gut erinnern konnte. Am Vorabend waren zu später Stunde in eben diesen Transporter eines Schlachterbetriebs gestiegen. Erinnern konnten sie sich aufgrund der vielen Bier daran kaum. Klassische Männerfreundschaft eben.

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