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Alfred Gislason testet in Magdeburg für die Olympia-Qualifikation.
© dpa
Update

Testspiel der deutschen Handballer abgesagt: Das Debüt von Trainer Alfred Gislason muss warten

Olympia ist das große Ziel – und die große Aufgabe des neuen Bundestrainers. Doch der erste Test im Hinblick auf das große Ziel fällt aus.

Alfred Gislason hatte sich wirklich gefreut auf diesen Tag. Dabei war der Termin seiner Premiere als Handball- Bundestrainer – Freitag, der 13. März – zumindest für abergläubische Menschen nicht gerade glücklich gewählt. Andererseits: Was sollte schon schiefgehen in der Magdeburger Bördelandhalle, seinem zweiten Wohnzimmer?

Das Publikum würde Gislason, den alten Erfolgstrainer des SC Magdeburg, der den Klub kurz nach der Jahrtausendwende zur Deutschen Meisterschaft und später sogar zum Champions-League-Sieg führte, einen ebenso herzlichen wie stürmischen Empfang bereiten. „Dass es an meiner alten Wirkungsstätte passiert, mit der ich so viele schöne Erinnerungen verbinde, ist natürlich ein Zufall“, hat Gislason kürzlich gesagt, „aber ein besonders schöner Zufall.“

Das war vor der Coronavirus-Krise, als der Begriff des „Geisterspiels“ im Grunde nur existierte, um ein abstraktes Szenario wie leere Sportstätten zu beschreiben. Mittlerweile ist daraus längst Realität geworden, an diesem Freitag ist erstmals auch Deutschlands Handball-Nationalmannschaft von den Folgen und der rasanten Ausbreitung des Virus betroffen: Gislasons Premierenveranstaltung, das Testspiel gegen die Niederlande, fällt aus.

Der niederländische Verband setzt auf Anweisung des Ministeriums für Gesundheit und Umwelt den gesamten Spielbetrieb und damit auch Aktivitäten der Nationalmannschaft aus, wie der Deutsche Handballbund (DHB) am späten Donnerstagabend mitteilte. Die Partie sollte ursprünglich ohne Zuschauer stattfinden und noch lange am Donnerstag war man davon ausgegangen, dass es auch so kommen sollte. Aber die Ereignisse in diesen Tagen überschlagen sich.

Schon zuvor war bereits vermeldet worden, dass die Handball-Bundesliga vorläufig den Spielbetrieb einstellt. Das wurde am Donnerstagnachmittag beschlossen, demnach soll es wegen der Coronavirus-Epidemie erst am 23. April wieder Spiele geben. Auch das Final Four im Pokal, das in drei Wochen in Hamburg stattfinden sollte, ist davon betroffen und wird verlegt.

Gislason will eigentlich jede Minute nutzen, um sein Team für die Olympia-Quali vorzubereiten

Für Gislason, den die Verantwortlichen beim Deutschen Handballbund Anfang Februar in einer Nacht- und Nebelaktion gegen seinen umstrittenen Vorgänger Christian Prokop ausgetauscht hatten, wäre es vor allem um eine Sache gegangen: jede Minute zu nutzen, die er mit seiner Mannschaft hat, um diese auf die Olympia-Qualifikation im April vorzubereiten. Das Turnier in Berlin ist vom 17. bis 19. April geplant, es wird ohne Zuschauer stattfinden.

Kürzlich hatte Gislason bei einer Pressekonferenz in der japanischen Botschaft in Berlin erzählt, dass er sich alle deutschen EM-Spiele angesehen und analysiert habe. „Und vieles, was ich gesehen habe, war wirklich gut“, sagte er. Der Ort für die Medienrunde war ein bewusst gewählter auf der vom DHB proklamierten „Road to Tokyo“. Gleichwohl gab Gislason zu: „Mir sind ein paar Sachen aufgefallen, die wir definitiv besser machen können.“ Ein zentraler Kritikpunkt unter Prokops Verantwortung lautete etwa: dem Offensivspiel fehlten Struktur und Plan.

Vor der Olympia-Quali lastet in jedem Falle viel Druck auf Gislason. Aber das macht dem Isländer nichts aus: „Für viele ist das etwas Angsteinflößendes, aber ich habe das meistens als etwas Positives empfunden“, sagt Gislason, „denn Druck ist die Erwartung, etwas richtig Gutes abzuliefern.“ Noch muss er sich damit gedulden.

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