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Christian Prokop steht als Bundestrainer vor seinem ersten Turnier.
© dpa

Handball-EM: Alles nur Vorgeplänkel

Handball-Bundestrainer Christian Prokop stellt selbst die Nominierung von Kapitän Uwe Gensheimer in Frage. Schlechter Scherz, findet unser Kommentator.

Bislang gab es im Kosmos der Handball-Nationalmannschaft ein paar ungeschriebene Regeln. Dass etwa der langjährige Kapitän bei großen Turnieren dabei und gesetzt ist, stand lange außer Frage. Wenn man nun allerdings den Worten von Christian Prokop glauben darf, gehören diese Zeiten der Vergangenheit an. Sinngemäß hat der Bundestrainer am Donnerstag, also gut eine Woche vor dem Start der EM in Zagreb, gesagt, dass es künftig keine Einsatzgarantien mehr geben werde und sich doch niemand zu sicher sein solle, was seine Nominierung angeht. Nicht mal Kapitän Uwe Gensheimer. Das wiederum wirft zwei Fragen auf: Ist Prokop tatsächlich so verrückt und lässt in Gensheimer den aktuell vielleicht weltbesten Linksaußen daheim? Oder muss er solche Sätze in seiner Funktion als Cheftrainer sagen, der kurz vor seinem ersten Turnier steht?

Natürlich ist das alles nur Vorgeplänkel. Bevor Gensheimer die Handball-EM verpasst, verzichtet Fußball-Bundestrainer Joachim Löw darauf, Toni Kroos im Sommer zur WM nach Russland mitzunehmen – ein Szenario, das praktisch ausgeschlossen ist. Trotzdem verweist Prokop mit seiner indirekten Drohung auf ein Luxusproblem, das ihn im Laufe seines ersten Turniers und wahrscheinlich auch darüber hinaus beschäftigen, ja, verfolgen wird: In der Breite ist die deutsche Handball-Nationalmannschaft so gut aufgestellt wie keine andere Nation. Für jede Position gibt es mindestens zwei gleichwertige Kandidaten, für manche sogar noch mehr. Für Prokop bedeutet das, hin und wieder unbequeme Entscheidungen treffen zu müssen. Genau darauf hat er die Kandidaten am Donnerstag präventiv hingewiesen. Nicht mehr, nicht weniger.

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