DHB-Team bei der Handball-EM: Christian Prokop: Spiel mit Risiko
Ohne Abwehrchef Finn Lemke kommen die deutschen Handballer in Kroatien an. Wie der EM-Titelverteidiger dort abschneidet, ist schwer zu prognostizieren.
Mit großer Begeisterung ist Deutschlands Handball-Nationalteam am Donnerstagmittag in Zagreb empfangen worden. Drei junge Volunteers hielten am Flughafen in der kroatischen Hauptstadt extra ein selbst gebasteltes Schild hoch: "Welcome to Croatia, Team Germany!" Es ist nach dem peinlichen Aus gegen Katar bei der WM 2017 ja beinahe in Vergessenheit geraten: Die Deutschen sind im Handball die Mannschaft, die es zu schlagen gilt. Ab Samstag, wenn die Vorrunde der Europameisterschaft mit dem Duell gegen Montenegro startet, wird es ernst für den Titelverteidiger.
Für den Deutschen Handball-Bund (DHB) stellt das Turnier in vielerlei Hinsicht ein wichtiges Etappenziel dar: Zum einen ist die EM der Auftakt in einen Zyklus, der mit der WM 2019 im eigenen Land und den Olympischen Spielen 2020 zwei große Höhepunkte bereithält. Zum anderen hat der Verband sein Premiumprodukt einem jungen Mann anvertraut, der sich national zwar schon einen Namen gemacht hat als Taktiker und Trainer, auf internationalem Niveau aber weitestgehend unbekannt ist: Christian Prokop, 39, ist der jüngste Bundestrainer in der Geschichte des DHB. Manche halten seine Anstellung für ein Wagnis, Prokops Kadernominierung hat bereits einige Diskussionen ausgelöst, weil er Abwehrchef Finn Lemke daheim ließ, das Gesicht der 2016 siegreichen "Bad Boys". Beim DHB verweisen sie dagegen darauf, dass Prokop perfekt zum jungen deutschen Team passe und natürlich Wunschkandidat gewesen sei.
Es wird spannend zu beobachten sein, wie die DHB-Auswahl ins Turnier startet, wie sie mit den Unwägbarkeiten eines solchen Wettkampfes umgeht – die große Stärke von Ex-Bundestrainer Dagur Sigurdsson. Deshalb ist es sehr schwierig, eine halbwegs verlässliche sportliche Prognose zum Turnierverlauf abzugeben. Fünf, sechs Teams können den EM-Titel holen, da herrscht Einigkeit bei den einschlägigen Experten; die Weltspitze liegt einfach verdammt eng zusammen. Deutschland gehört dazu.
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