Handball-EM in Kroatien: Lino Cervar: Der Magier von Umag
Mit der Trainerlegende Lino Cervar will Gastgeber Kroatien bei der Handball-EM an erfolgreiche Zeiten anknüpfen. Freitag geht es gegen Serbien.
Lino Cervar sprach in Rätseln. Als Kroatiens Handball-Nationaltrainer kürzlich zu Gast in einer Fragerunde mit Fans saß, sagte er einen leicht kryptischen, aber dennoch bemerkenswerten Satz. Bei der Handball-Europameisterschaft im eigenen Land, die für Kroatien an diesem Freitag mit dem emotional schwer aufgeladenen Duell gegen Serbien beginnt, würden die Anhänger des Gastgebers taktische Varianten zu sehen bekommen, „die es so noch nicht gegeben hat“. Ins Detail wollte Cervar allerdings nicht gehen, trotz diverser Nachfragen. „Lasst euch überraschen!“
Es war ein typischer Lino Cervar. Der 67-Jährige ist so etwas wie der Heiner Brand Kroatiens; eine absolute Trainerlegende, immer für eine Überraschung gut und über jeden sportlichen Verdacht erhaben. Zu Beginn des Jahrtausends verantwortete Cervar die herausragende Generation kroatischer Handballer, die sich mit dem WM-Titel 2003 und Olympia-Gold 2004 unsterblich machte in der Heimat. Nach acht Jahren im Amt war 2010 Schluss als Nationaltrainer – Cervar, der als exzentrischer und eigenwilliger Typ gilt, und der Verband gingen im Unfrieden auseinander und wollten nichts mehr voneinander wissen, heißt es. Bis es vor lauter Verzweiflung doch noch zu einem zweiten Engagement kam. Bei der Heim-EM erwarten die Menschen in Kroatien nun nicht weniger als den Titelgewinn von ihrem Team und ihrem legendären Trainer.
„Wenn es Lino nicht schafft, wer soll es dann schaffen?“, sagt der Taxifahrer, ein Mann um die 60, auf dem Weg vom Flughafen Zagreb in die Innenstadt. Nach den Erfolgen um die Jahrtausendwende wird Cervar im Volksmund ehrfürchtig „Mago di Umago“ genannt, der Magier von Umag.
Kroatien hat die schwerste Vorrundengruppe erwischt
Seine Fähigkeiten wird Kroatiens Nationalteam dringend brauchen. Die ganz großen, dominanten Zeiten der Handball-Nation liegen nämlich schon ein paar Tage zurück. Zeit, in der andere Länder vorbeigezogen sind, Deutschland etwa oder die weiteren Turnierfavoriten aus Dänemark, Frankreich und Spanien. „Wir haben seit sieben Jahren kein Finale mehr erreicht“, sagt Cervar, „welche Argumente haben wir, um als Top-Favorit zu gelten? Ich sehe nur den Heimvorteil.“ Der ist bei internationalen Handball-Turnieren allerdings nicht zu unterschätzen. Die traditionell fanatischen kroatischen Sportfans werden alles dafür tun, um in den ausverkauften Arenen maximalen Druck auf Schiedsrichter-Gespann und Gegner auszuüben. „Wir alle fiebern dem Turnier entgegen. Die Menschen erwarten viel von uns, der Druck ist groß“, sagt Nationalspieler Marko Kopljar von den Füchsen Berlin: „Aber die Atmosphäre wird toll sein.“
Allerdings hat der Gastgeber die mit Abstand schwerste Vorrundengruppe erwischt. In Split trifft Cervars Mannschaft zunächst auf Serbien – ein Team, das zwar nicht zur erweiterten Weltspitze zählt, den Kroaten in der Vergangenheit aber immer wieder Probleme bereitet hat. Darüber hinaus warten in Schweden und Island ebenfalls spielstarke Vertretungen auf den Gastgeber. Gerade mit Blick auf den bei einer EM veränderten Turniermodus wären die Kroaten gut beraten, ohne Ausrutscher durch die Vorrundengruppe zu kommen, weil die Teams ihre Punkte mit in die Hauptrunde um den Halbfinaleinzug nehmen.
Mutstiftend dürfte für den Gastgeber der Umstand sein, dass der individuell beste kroatische Spieler nach langer Verletzungspause pünktlich zum Turnierstart fit geworden und in guter Form ist: Domagoj Duvnjak vom deutschen Rekordmeister THW Kiel hat auf Vereinsebene so ziemlich alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt – im Nationalteam wartet er mit 29 Jahren dagegen noch immer auf die erste Goldmedaille. „Eigentlich wäre es mal Zeit für Gold, oder?“, fragt Marko Kopljar, „das fände ich anlässlich der Heim-EM nur passend.“ Eine Meinung, die in Kroatien sicher konsensfähig ist.
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