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Mesut Özil spielt derzeit für den FC Arsenal.
© John Walton/PA Wire/dpa

Özil eine „verwirrte und rücksichtslose Person“: China weist Kritik an der Uiguren-Verfolgung zurück

Der Fußballer Mesut Özil hat auf die systematische Internierung von Uiguren in China aufmerksam gemacht. Peking zeigt sich verärgert.

Die Kritik des deutschen Ex-Fußballnationalspielers Mesut Özil an der Uiguren-Verfolgung in China zieht weitere Kreise. Die Regierung in Peking warf dem 31-Jährigen am Montag vor, er habe sich „von Fake News täuschen“ lassen und forderte ihn auf, in die Provinz Xinjiang zu reisen und sich selbst ein Bild zu machen.

Özil hatte in einem Tweet die muslimischen Staaten für ihre Zurückhaltung kritisiert. In türkischer Sprache bemängelte der Ex-Weltmeister das „Schweigen der muslimischen Brüder“, während das Thema von westlichen Regierungen und Medien aufgegriffen worden sei. „Korane werden verbrannt ... Moscheen werden geschlossen ... muslimische Schulen werden verboten ... religiöse Gelehrte werden einer nach dem anderen umgebracht ... Brüder werden gewaltsam in Lager gesperrt ...“, schrieb Özil auf Türkisch auf seinem Twitter-Account.

Erst Ende November hatte eine internationale Recherche offengelegt, wie systematisch und brutal Uiguren in der westchinesischen Provinz Xinjiang unterdrückt werden. Die Dokumente, die von den Journalisten „China Cables“ genannt werden, zeigten, dass die Internierten in den Lagern völlig abgeschottet und stark bewacht seien.

Es gebe Anweisungen, dass Gefangene auch beim Toilettengang und beim Schlafen überwacht werden müssen. Zudem soll es ein Punktesystem geben, mit dem sie bewertet, kontrolliert und bestraft werden. Auch außerhalb der Lager würden Angehörige des muslimisches Turkvolks der Uiguren demnach systematisch überwacht.

Chinesische Regierung zweifelt an gesundem Menschenverstand Özils

„Ich weiß nicht, ob Herr Özil selbst in Xinjiang war. Aber es scheint, als ob er sich durch Fake News hat täuschen lassen und sein Urteil durch unwahre Behauptungen beeinflusst wurde“, sagte der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Geng Shuang. Die Regierung würde sich freuen, wenn er sich selbst ein Bild vor Ort machen würde. „Vorausgesetzt, dass er über gesunden Menschenverstand verfügt, klar zwischen richtig und falsch unterscheiden kann und sich an die Prinzipien der Objektivität und Fairness hält, wird er ein anderes Xinjiang sehen“, erklärte der Sprecher.

Die chinesische Staatszeitung „Global Times“, Sprachrohr der chinesischen Kommunistischen Partei, hatte Özils Äußerungen zuvor als „närrischen Auftritt“ bezeichnet. Der Fußballer sei eine „verwirrte und rücksichtslose Person“, die ihren „Einfluss missbraucht“, kritisierte die Zeitung. Sie druckte zudem eine Stellungnahme des chinesischen Fußballverbands ab, in der es hieß, Özils Äußerungen hätten „nicht nur die chinesischen Fans verletzt, sondern auch die Gefühle des chinesischen Volkes“.

China hatte die Existenz der Umerziehungslager zunächst abgestritten

Experten werfen China massive Menschenrechtsverletzungen an der muslimischen Minderheit der Uiguren vor. Mehr als eine Million Uiguren und andere Muslime befinden sich Menschenrechtsaktivisten zufolge in Umerziehungslagern der chinesischen Behörden, wo sie demnach willkürlich festgehalten und teils misshandelt werden. Nachdem die Regierung in Peking die Existenz der Lager zunächst bestritten hatte, spricht sie heute von „Berufsbildungszentren“ zur Deradikalisierung.

Wegen der Menschenrechtsverletzungen an den Uiguren brachte das US-Repräsentantenhaus kürzlich einen Gesetzentwurf auf den Weg, der Sanktionen gegen hochrangige chinesische Regierungsvertreter ermöglichen soll. Auch die EU und die Türkei haben den Umgang mit den Uiguren in China zuletzt heftig kritisiert.

Özils Verein distanzierte sich

Der FC Arsenal distanzierte sich von Özils Äußerungen und erklärte, der Verein habe sich „immer an das Prinzip gehalten, sich nicht in die Politik einzumischen“. Özil hingegen war zuvor bereits insbesondere in Deutschland in die Kritik geraten, weil er sich vor einer Wahl in der Türkei demonstrativ an der Seite des islamisch-konservativen, türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan gezeigt hatte, dem seinerseits Menschenrechtsverletzungen und die Missachtung des Rechtsstaates vorgeworfen werden.

Infolge des Streits um die Uiguren nahm am Sonntag der chinesische Staatssender CCTV die Live-Übertragung des Spiels zwischen dem FC Arsenal und Manchester City aus dem Programm. Die Auseinandersetzung könnte für den FC Arsenal und die englische Premier League Auswirkungen im lukrativen chinesischen Markt haben.

Die Reaktion von Arsenal könnte laut eines Berichts des „Guardian“ auch wirtschaftliche Interessen haben. Demnach sei der Club in China an einer Restaurantkette beteiligt. (AFP, Tsp)

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