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Mit Mut gegen den Rekordmeister. Marco Reus und seine Borussia wollen beim FC Bayern München die die Niederlagenserie stoppen.
© dpa

FC Bayern München - Borussia Dortmund: BVB mit Pressing aus der Krise?

Borussia Dortmund ist angeschlagen, Bayern München in Topform. Vermutlich wird der Rekordmeister gewohnt dominant spielen. - genau darin könnte die Chance des BVB liegen.

Ein Spitzenspiel sollte es werden, ach was, das Spitzenspiel der Fußball-Bundesliga überhaupt. Und jetzt empfängt der FC Bayern München heute um 18.30 Uhr gerade mal den 15. der Tabelle. Borussia Dortmund muss bei den Bayern gewinnen. Aber nicht, um die Meisterschaft offenzuhalten. Sondern um nicht mit einem Bein im Abstiegssumpf zu landen. Was das für die Taktik des Spiels bedeutet? Dass Bayerns Trainer Pep Guardiola leichtes Spiel haben könnte.

In seiner Amtszeit in München hat der Spanier seine Mannschaft bisher nur einmal auf eine Konterstrategie ausgerichtet – beim DFB-Pokalfinale im Mai gegen Dortmund. Guardiola war sich im Klaren, dass die ansonsten typischen Ballzirkulationen im ersten und zweiten Drittel des Spielfelds gegen die Pressingmaschine des BVB mehr als gefährlich sind. Also wählte Guardiola eine andere Strategie: Die Münchener schlugen vermehrt lange Bälle nach vorn, umspielten so die erste Pressingwelle und kreierten über direktes Vertikalspiel sowie die schnellen Angreifer wie Arjen Robben einige Torchancen.

Diese Taktik verspricht auch heute Erfolg. Es war jedoch eine Finalvariante, um den Titel zu gewinnen – und es ist die Frage, ob die Münchner im eigenen Stadion den Zuschauern nicht doch mehr zeigen wollen: nämlich Dominanz.

Mit asymmetrischer Spielweise zum Erfolg?

Genau darin liegt nun die Chance für den BVB. Trainer Jürgen Klopp hat schon beim Erfolg im DFB-Pokal gegen St. Pauli angedeutet, wie er seine Mannschaft aufstellen könnte. Da spielten die Dortmunder in allen Linien asymmetrisch. Sie verschoben die Formation im Mittelfeld gewollt nach links und die Abwehrreihe im Gegensatz dazu leicht nach rechts. Kevin Großkreutz spielte klarer als Linksaußen, während Henrich Mchitarjan rechts eine zentralere Rolle einnahm.

Diese 4-1-4-1-Formation erinnerte an das Rückspiel im Champions-League-Viertelfinale der vergangenen Saison, als der BVB einen gewissen Xabi Alonso im Mittelfeldzentrum isolierte. Alonso ist mittlerweile Chefstratege bei Bayern München und wird erneut das Hauptziel der Dortmunder Pressingstrategie sein. Einerseits kann Dortmund den Spielaufbau der Bayern durch bewusstes Freilassen der rechten Seite auf deren linke Abwehrseite leiten. Erfolgen dann Pässe ins Zentrum auf Alonso, hat der Spanier den Ball in der Regel auf seinem schwächeren linken Fuß, mit dem er seltener die typischen druckvollen Zuspiele zeigt. Wird dann zudem aus Dortmunds klassischem 4-2-3-1 oder 4-1-4-1 ein 4-1-3-2, indem unter anderem Marco Reus neben den nominellen Angreifer rückt, kann der BVB Alonso mit zwei Spielern umstellen. Zugleich stehen beide Angreifer dann ähnlich breit wie Bayerns hintere Abwehrspieler, wodurch diese gegebenenfalls angelaufen werden können.

Gladbach als Vorbild

Mönchengladbach unternahm am letzten Wochenende mit Max Kruse und Raffael im Angriff einen vergleichbaren Versuch und engte Alonso phasenweise gut ein. Deshalb übernahm auch David Alaba mehr Verantwortung. Ob der Österreicher nun wie zuletzt gegen Gladbach auf der linken Halbposition im Mittelfeld spielt oder als linker Halbverteidiger in einer Dreierabwehrreihe aufläuft – in jedem Fall sind seine vertikalen Vorstöße ein konstantes Mittel. Dortmund kann durch die bereits erwähnte asymmetrische Formation jedoch mit Mchitarjan auf dieser Seite entgegenwirken und Alaba auch mannorientiert bewachen.

Doch es wird für den BVB nicht nur darum gehen, wie man den bayerischen Spielaufbau bekämpft und Ballgewinne erzwingt. Guardiolas Mannschaft wird sich aus dieser Umklammerung situativ befreien können, sei es durch präzise Kombinationen oder lange Bälle. Besonders die hoch positionierte Dortmunder Abwehrreihe wirkte zuletzt immer wieder anfällig, wenn die Pässe in den freien Bereich dahinter geschlagen werden. Robben oder der Ex-Dortmunder Robert Lewandowski können wiederum diese Bälle sauber verarbeiten und direkten Zug zum Tor entwickeln. Deshalb muss dem BVB der Spagat zwischen hohem Pressing und der Absicherung in der eigenen Hälfte gelingen. Dazu benötigt er einerseits Rhythmuswechsel und andererseits konzentriertes defensives Umschalten.

Der Autor schreibt für das Taktikportal Spielverlagerung.de.

Constantin Eckner

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