zum Hauptinhalt
Überragender Mann für den FC Bayern: Torwart Manuel Neuer rettete mit seinen Paraden ein Unentschieden für den Rekordmeister bei Borussia Mönchengladbach.
© afp
Update

0:0 bei Borussia Mönchengladbach: Manuel Neuer rettet dem FC Bayern München den Punkt

"Das Spiel hatte keinen Verlierer verdient", sagt Karl-Heinz Rummenigge nach dem Spitzenspiel des FC Bayern München bei Borussia Mönchengladbach. Bedanken kann er sich vor allem bei Manuel Neuer.

Lucien Favre drehte sich vom Spielfeld weg, ihm stand das Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Der Trainer von Borussia Mönchengladbach hatte gerade zum dritten Mal ausgewechselt, da blieb sein defensiver Mittelfeldspieler Granit Xhaka auf dem Feld liegen. Der Schweizer war umgeknickt, musste behandelt werden, er kam zwar noch einmal zurück, konnte allerdings nur noch über den Rasen humpeln. Die Nachspielzeit mussten die Gladbacher gegen den FC Bayern München de facto in Unterzahl überstehen. Sie schafften es unbeschadet, und so blieb es im Spitzenspiel der Fußball-Bundesliga beim 0:0.

Doch anders als es das Ergebnis beim Aufeinandertreffen der beiden defensivstärksten Teams des Landes vermuten lässt, war es vor allem in der zweiten Hälfte ein packendes, da überraschend offenes Duell. „Das Spiel hatte keinen Verlierer verdient“, sagte Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.

Die Bayern behaupteten durch das Unentschieden ihre Spitzenposition in der Liga, Gladbach verteidigte Platz zwei und wird sich zunehmend dem Verdacht ausgesetzt sehen, zu einer Spitzenmannschaft gereift zu sein. Spitzenmannschaft? „Wir sind die zweitbeste im Moment“, sagte Borussias Nationalspieler Christoph Kramer. „Nach neun Spieltagen lügt die Tabelle nicht.“

Arjen Robben fehlt Bayern München mit Oberschenkelproblemen

Trotzdem hatten sich die Gladbacher in den vergangenen Tagen entschieden dagegen gewehrt, als erster Bayern-Jäger geführt zu werden. Das Geschehen auf dem Platz bestätigte diese Ansicht zuerst einmal. Die vermeintlichen Jäger wurden selbst mehr gejagt als ihnen lieb sein konnte.

Die Münchner spielten von der ersten Minute an extrem dominant, obwohl sie kurzfristig auf den verletzten Arjen Robben verzichten mussten. Für ihn rückte Rafinha in die Mannschaft. Franck Ribéry blieb zunächst ebenso auf der Bank wie Weltmeister Jerome Boateng, für den in der Innenverteidigung Dante gegen seinen Ex-Klub ran durfte. Defensiv aber wurden die Münchner zunächst kaum gefordert. In einer Phase zu Beginn des Spiels kamen die Hausherren minutenlang nicht an den Ball. Allerdings zeigten sie auch, warum sie hinter den Bayern die beste Abwehr der Bundesliga stellen. Mit ihren beiden Viererketten standen die Gladbacher gewohnt geordnet und gut organisiert. „Die Bayern haben hervorragend gespielt“, sagte Favre. „Wir haben hervorragend verteidigt.“

Zwei Drittel Ballbesitz wies die Statistik am Ende für die Bayern aus, in die gefährliche Zone vor Borussias Tor kamen sie jedoch zu selten. Richtig gefährlich wurde es für die Gladbacher in der ersten Hälfte nur zweimal: Nach zehn Minuten traf David Alaba mit einem Schuss vom Strafraumeck das Lattenkreuz, und kurz vor der Pause strich ein abgefälschter Schuss von Robert Lewandowski denkbar knapp am Tor vorbei. Es sollte die einzige gefährliche Aktion des Polen im gesamten Spiel bleiben.

Die Gladbacher, dem Ballbesitz sonst auch keineswegs abgeneigt, waren diesmal auf überfallartigen Konterfußball ausgerichtet. In den seltenen Fällen, in denen sie in der ersten Hälfte einmal den Ball eroberten, suchten sie meist schon mit der ersten Möglichkeit den Weg in die Spitze. Zehn Minuten vor der Pause gelang ihnen das zum ersten Mal. André Hahn trieb den Ball über die rechte Seite und fand dann mit einem Flankenwechsel seinen Kollegen Max Kruse. Der aber konnte den Ball nicht mehr an Bayerns Torhüter Manuel Neuer vorbei spitzeln.

André Hahn im Pech - Manuel Neuer stark

In der zweiten Halbzeit wurde das intensive Spiel offener, die 54.010 Zuschauer im ausverkauften und brodelnden Borussia-Park bekamen nun wesentlich mehr Torszenen zu sehen – zur allgemeinen Überraschung vor allem von den Gladbachern. „Wir haben ein bisschen unsere Ordnung verloren“, sagte Bayerns Trainer Pep Guardiola, „nur ein bisschen.“ Das reichte, damit die Gladbacher zu einigen guten Gelegenheiten kamen, zu besseren sogar als die Bayern, wie Borussias Torhüter Yann Sommer zu Recht feststellte. Der Schweizer bekam wesentlich weniger zu tun als sein Gegenüber. Zu Beginn der zweiten Hälfte spielten die Gladbacher einen Konter schulmäßig aus: Kruse passte zu Hahn, der traf den Ball nach eigener Aussage perfekt, schoss ihn flach in die lange Ecke – doch Manuel Neuer bekam seine Finger noch an den Ball.

Es war eine jener Szenen, bei denen Yann Sommer am anderen Ende des Spielfelds den Ball schon im Tor gesehen hatte und zum Jubeln ansetzen wollte – „aber dann kam noch der Handschuh“. Neuer rettete später auch gegen Patrick Herrmann; er rettete bei einem tückischen Freistoß von Raffael ebenso wie bei dessen platziertem Flachschuss eine gute Viertelstunde vor Schluss. „Hätten die Bayern ihn nicht im Tor gehabt, hätten sie heute ein oder zwei schlucken müssen“, sagte Christoph Kramer. So aber blieben die Münchner auch im siebten von neun Spielen der Saison und insgesamt 658 Spielminuten ohne Gegentor. Pep Guardiola beschränkte sein Lob für Manuel Neuer trotzdem auf das Nötigste: „Er ist der Beste.“

Zur Startseite