Fragen an das Bundesliga-Derby in Berlin: Bleibt Union Stadtmeister? Oder wird es Hertha?
Von den bisherigen fünf Spielen gingen zwei an Union, eins an Hertha und zwei endeten unentschieden. Und am Freitag?
Wer ist der Favorit?
„Es gehört zum Wesen eines Derbys, dass keiner für sich reklamieren kann, er geht als Favorit in dieses Spiel“, sagt Michael Preetz, der Manager von Hertha BSC. In solchen Duellen zählen weder Marktwert noch Tabellenstand – das zeigt auch die Historie des Berliner Derbys. Noch nie gab es einen Sieg, egal für wen, mit mehr als einem Tor Unterschied. Von den bisherigen fünf Spielen endeten zwei mit Siegen vom 1. FC Union, zwei unentschieden und eins mit einem Erfolg von Hertha BSC. Heißt nach dem Gesetz der Serie also … Nein, lassen wir das. Wie klein der Unterschied zwischen beide Mannschaften ist, lässt sich auch an der Tabelle ablesen. Am vergangenen Spieltag ist Hertha erstmals wieder an Union vorbeigezogen – nachdem der Aufsteiger seit Mitte November immer vorne gelegen hatte.
Wie geht es Michael Parensen?
Das ist eine mehr als berechtigte Frage. Denn wenn das Derby ansteht, sollte man sich um die Gesundheit des Defensivallrounders durchaus Sorgen machen. Seit elf Jahren steht Parensen (Foto) bei Union unter Vertrag, er ist in beiden Teams der einzige Spieler, der theoretisch alle fünf Pflichtspielderbys hätte mitmachen können. Theoretisch. Praktisch sah es nämlich so aus: 2013 erwischte ihn pünktlich zum Rückspiel gegen Hertha eine Grippe, beim ersten Bundesligaduell beider Klubs fehlte er mit Problemen im Brustbereich, und im Februar 2011, bei Unions 2:1-Sieg im Olympiastadion, musste Parensen schon in der vierten Minute verletzt ausgewechselt werden. Also? „Es geht ihm gut“, sagt Unions Trainer Urs Fischer.
Fehlt Hertha der Heimvorteil?
Hertha fehlen die Zuschauer, das ist unstrittig. Aber was ist noch mal dieser Heimvorteil? Den einzigen Sieg gegen Union schaffte Hertha 2012 in der Alten Försterei. Überhaupt war das Olympiastadion für die Gegner zuletzt alles andere als eine uneinnehmbare Trutzburg. In den jüngsten sechs Heimspielen sprangen in der Bundesliga für Hertha ganze drei Punkte und kein einziger Sieg heraus. Auswärts hingegen holte die Mannschaft in vier Spielen zehn Punkte.
Wer wird Stadtmeister?
Als Unions Anhang den Sieg im November mit freudigen Stadtmeister-Gesängen feierte, entgegneten die Fans von Hertha BSC – nicht ganz zu Unrecht im Übrigen –, dass es ja auch noch ein Rückspiel gebe. Was die Frage aufwirft: Was passiert eigentlich, wenn es nach 90 Minuten wie im Hinspiel 1:0 steht? Verlängerung und Elfmeterschießen kommen nicht in Frage. Greift also die Geisterspielarithmetik, nach der Siege vor leeren Rängen doppelt zählen? Zumal die Variante, dass Herthinho und Ritter Keule den Stadtmeister durch einen 400-Meter-Lauf auf der blauweißen Tartanbahn ermitteln, ebenfalls ausfällt. Maskottchen haben nach dem Hygienekonzept der DFL keinen Zutritt zum Stadion.
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Und sonst?
Kann Bruno Labbadia ein bisschen Geschichte schreiben. Sollte sein Team gewinnen, wäre er seit einer kleinen Ewigkeit der erste Hertha-Trainer, der mit zwei Siegen in den neuen Job startet. Der letzte, dem das in der Bundesliga gelungen ist, war Falko Götz. Im Februar 2002, bei der ersten seiner beiden Amtszeiten.