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Torjägerin. Bei der WM traf Sara Däbritz, 24, drei Mal und zählte zu den stärksten deutschen Spielerinnen.
© Sebastian Gollnow/dpa

Sara Däbritz im Interview: „Beim nächsten Lehrgang gibt es eine Aussprache“

Fußball-Nationalspielerin Sara Däbritz spricht im Interview über die Enttäuschung nach dem WM-Aus, den Start der Bundesliga und Training auf dem Eiffelturm.

Frau Däbritz, Sie sind in diesem Sommer vom FC Bayern München zu Paris Saint-Germain gewechselt. Sind Sie nach dem letzten Spiel bei der Weltmeisterschaft gleich in Frankreich geblieben?

Ja, wir sind eh über Paris gefahren. Dann habe ich direkt den Umzug gemacht, damit ich später keinen Stress mehr mit Kartons ausräumen und so hatte. Das war auch eine gute Ablenkung. Danach bin ich nach Hause zu meiner Familie und meinen Freunden gefahren und war mit meinem Freund im Urlaub in Kroatien. Irgendwann habe ich wieder angefangen zu trainieren, seit 20. Juli bin ich zurück in Paris.

Das Viertelfinal-Aus bei der WM liegt nun mehr als sechs Wochen zurück. Wie stark ist noch die Enttäuschung?

Wenn man jetzt davon spricht, ist es noch enttäuschend. Aber ich bin ein Mensch, der schnell wieder nach vorne schaut. Und auch dadurch, dass ich hier etwas Neues habe, ist es mir relativ gut gelungen, schnell abzuschalten und mir wieder neue Ziele zu setzen. Ich denke nicht mehr oft daran.

Reingegrätscht. Gegen Spanien erzielte Sara Däbritz das Tor zum 1:0.
Reingegrätscht. Gegen Spanien erzielte Sara Däbritz das Tor zum 1:0.
© Sebastian Gollnow/dpa

Hatten Sie denn noch einmal Kontakt zu den anderen Nationalspielerinnen? Gibt es zum Beispiel eine WhatsApp-Gruppe?

Ne, aber ein paar Spielerinnen habe ich beim Testspiel gegen die Bayern in Toulouse gesehen. Das hat mich gefreut, da quatscht man natürlich.

Also gab es bislang noch keine Aussprache?

Das wird wahrscheinlich beim nächsten Lehrgang passieren. Ich glaube, dass es da mit dem gesamten Team eine Besprechung gibt und wir überlegen, was gut und was nicht so gut gelaufen ist – und auch, was wir Richtung EM-Qualifikation verbessern müssen.

Aus und vorbei. Nach der Niederlage gegen Schweden tröstet Sara Däbritz ihre Mitspielerin Lena Oberdorf.
Aus und vorbei. Nach der Niederlage gegen Schweden tröstet Sara Däbritz ihre Mitspielerin Lena Oberdorf.
© Sebastian Gollnow/dpa

Was war rückblickend das Highlight der Weltmeisterschaft?

Ich fand die ganze WM eine geile Erfahrung. Das Land Frankreich war sehr euphorisch, wir haben in Top-Stadien auf Top-Rasenplätzen gespielt, vor vielen Zuschauern, hatten richtig gute Bedingungen. So stellt man sich eine WM vor. Es ist nur einfach traurig, dass unser Traum zerplatzt ist, zumal wir uns als Titelverteidigerinnen nicht für die Olympischen Spiele qualifiziert haben. Das ist saubitter, aber ich habe die Zeit mit der Mannschaft richtig genossen. Das war's jetzt auch eigentlich von der WM.

Das war es jetzt auch mit den WM-Fragen.

Gut!

Paris Saint-Germain ist vergangene Saison Zweiter hinter Olympique Lyon geworden. Wie läuft bislang die Vorbereitung beim neuen Klub?

Die Vorbereitung ist eigentlich bei allen Vereinen ähnlich. Aber am Dienstag sind wir den Eiffelturm hochgerannt, eineinhalb Mal – um 7 Uhr in der Früh. Das war etwas Besonderes: Es war erstens mega anstrengend und zweitens auch mal ein ganz anderes Training.

Das sind zusammen fast 2000 Stufen.

Wir haben das aufgeteilt. Erst sind wir so schnell wie es geht zur zweiten Etage gerannt, da sollte jede an ihre Grenzen gehen. Dann sind wir runter und haben das gleiche noch mal gemacht. Und von der zweiten sind wir dann zusammen zur dritten Etage hochgegangen. Am Ende waren wir ganz oben und hatten eine wunderschöne Aussicht. Dann gab es noch ein gemeinsames Frühstück mit der Mannschaft, das war schon echt cool. Es war das erste Mal für mich auf dem Eiffelturm, davor hatte ich ihn nur von unten gesehen.

Inwiefern unterscheidet sich denn der Stellenwert des Frauenfußballs zwischen dem FC Bayern und PSG?

Es fällt mir schwer, das zu vergleichen, auch weil ich neu hier bin. Der Frauenfußball ist hier sehr akzeptiert, was man auch daran sieht, dass wir wunderbare Fans haben. Nach Toulouse..

…zum Testspiel gegen die Bayern…

… sind die Ultras von Paris gekommen und da war eine kleine Fangruppe in dem Stadion, die haben eine Stimmung gemacht, das war super. Und auch, was ich vom letzten Jahr gesehen habe, da waren bei Champions-League-Spielen teils 15 000 bis 20 000 Zuschauer mit richtigen Ultras, die eine Stimmung abfeuern in dem Stadion. Das ist unglaublich. Gerade auf die Topspiele freue ich mich. Da merkt man, dass der Fußball in dem Verein anerkannt ist und von den Leuten in der Stadt gerne gesehen wird.

Was haben Sie sich denn zuerst in Paris angeguckt?

Ich bin da ein bisschen in der Stadt rumspaziert, Richtung Notre Dame, Louvre, da gibt es ganz viele kleine Gassen mit schönen Cafés, Bistros oder Boulangerien. Die Stadt hat viel Charme. Und ich bin mit einem Scooter entlang der Seine gefahren. Ich habe also schon einiges gesehen und die Eindrücke sind wirklich super.

Wie kommen Sie mit der Sprache zurecht?

Ich habe Französisch in der Schule gelernt und kann viele Dinge verstehen, aber gerade das Sprechen fällt mir schwer. Ich kann einen kleinen Smalltalk führen, aber tiefgründige Gespräche auf Französisch sind sehr schwierig. Ich habe auch schon mit Sprachstunden begonnen. Wir haben eine Lehrerin, da kann man Stunden buchen, wenn man Zeit hat. Das macht echt Spaß.

Sie haben in Deutschland begonnen, neben dem Fußball Wirtschaftspsychologie an einer Fernuniversität zu studieren. Wie läuft das derzeit weiter?

Es lief während der WM erst mal nicht, aber jetzt habe ich mir gesagt: Du musst dich mal wieder straffen, Sara! Deswegen bin ich grade wieder dabei, einfach durchzumachen. Vor der Nationalmannschaft will ich noch eine Prüfung wegkriegen.

Unterwegs. Sara Däbritz vor dem Mannschaftsbus des deutschen Nationalteams.
Unterwegs. Sara Däbritz vor dem Mannschaftsbus des deutschen Nationalteams.
© Arne Dedert/dpa

Sie hätten also Zeit bis zum 31. August, wenn die EM-Qualifikation in Kassel gegen Montenegro startet. Zunächst beginnt aber am Freitagabend mit dem Spiel zwischen Frankfurt und Potsdam die neue Bundesliga-Saison in Deutschland. Verfolgen Sie die Spiele?

Natürlich - auch, weil noch viele Freundinnen dort spielen.

Bayern hat unter anderem die Nationalspielerinnen Carolin Simon und Giulia Gwinn verpflichtet. Dagegen haben Sie und einige andere Leistungsträgerinnen den Verein verlassen. Wie schätzen Sie das Team der Bayern ein?

In Toulouse hat man gesehen, dass die Bayern einen super Fußball spielen und ein gutes Kombinationsspiel haben. Die sind wieder eine sehr gute Truppe.

Wer sind Ihre Favoriten auf den Meistertitel?

Bayern oder Wolfsburg.

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