zum Hauptinhalt
Voller Einsatz. Hertha erarbeitet sich momentan die Punkte.
© Peter Steffen/dpa

Nicht schön, aber erfolgreich: Bei Hertha BSC wird Fußball nur noch gearbeitet

Auch beim ebenso glücklichen wie wichtigen Sieg in Wolfsburg agiert Hertha BSC defensiv und destruktiv – und das wird wohl noch eine Weile so weitergehen.

Es sprach für Jürgen Klinsmann, dass er das Spiel in Wolfsburg nicht besser machte, als es war. Das Beste daran war noch das Ergebnis. Der Trainer von Hertha BSC verteidigte zwar erneut die defensive, ja fast schon destruktive Spielweise seiner Mannschaft mit der „prekären Situation“, in der man sich befinde. Aber er sprach auch von „Glück“, dessen es bedurfte, für einen nicht schönen und doch sehr „wertvollen Dreier“ beim VfL Wolfsburg.

Er wäre auch mit dem einen Punkt zufrieden gewesen, nach dem es aussah in Wolfsburg, sagte Herthas Trainer. Aber das späte Siegtor, das den zweiten Auswärtssieg seiner Amtszeit bedeutete, habe für „Erleichterung“ gesorgt. Dadurch krabbelt Hertha in der Tabelle einen Rang hoch auf 13, bleibt aber weiterhin auf der Suche nach einer spielerischen Linie.

Selbst gegen die zweitschwächste Offensive der Liga standen die Berliner enorm tief. „Du musst dich der jeweiligen Situation anpassen, wir müssen uns da unten rausziehen“, sagte Klinsmann und begründete die Herangehensweise seiner Mannschaft. Es gehe nur über eine kompakte Defensive und über den Kampf.

Vor lauter Kämpferei ist bei Hertha von einem Spiel so gut wie nichts mehr zu sehen. Und das wird vermutlich so lange weitergehen, bis sich keiner mehr an etwas anderes erinnern kann. Denn der „nächste Fight“, wie Klinsmann sagte, stehe am Freitag gegen Schalke an.

Hinten dicht und vorne hilft der liebe Gott

Sie ist ja auch gar nicht verkehrt, diese Rückkehr zum Pal-Dardai-Fußball. Wobei das schon fast eine kleine Beleidigung ist. Unter Klinsmanns Vorvorgänger, der eine Spielanlage aus einer kompakten Defensive heraus bevorzugte, gelangen den Berlinern wirklich einige sehenswerte Fußballspiele.

Davon ist Klinsmanns Hertha aktuell weit entfernt. Dessen Maxime scheint zu lauten: hinten dichtmachen, und vorn hilft der liebe Gott. Gern auch in der allerletzten Spielminute. Noch vor wenigen Wochen hatte Klinsmann angekündigt, das Spiel seiner Mannschaft weiter nach vorn verlagern zu wollen und die Offensive anzukurbeln. Davon ist bisher nichts zu sehen.

Klinsmann setzt vielmehr auf Zeit und die Wirkung von Resultaten. Wenn man erst mal genügend Punkte gesammelt und mit dem Abstieg nichts mehr zu tun habe, dann werde die Mannschaft auch wieder besseren Fußball spielen. Im Augenblick müsse sie aber vor allem Fußball arbeiten. Das ist selten schön, kann aber gut für das Ergebnis sein.

So hat Hertha unter Klinsmann in Leverkusen und gegen Freiburg knapp gewonnen, und nun eben auch in Wolfsburg. Dazu kommen zwei Unentschieden in Frankfurt und gegen Mönchengladbach. „Die einzigen Spiele, die wir verloren haben, sind die gegen Dortmund und Bayern“, sagte Klinsmann und fügte fast schon entschuldigend hinzu: „Das sind zwei Champions-League-Teams.“

Torunarigha und Stark betreiben Eigenwerbung

Tatsächlich hat die Mannschaft unter Klinsmann in sieben Spielen elf Punkte geholt und damit exakt so viele wie unter seinem Vorgänger Ante Covic in zwölf Spielen. „Die Jungs“, wie Klinsmann seine Spieler nennt, würden die Situation annehmen. Es freue ihn, dass sie mit Leidenschaft und Hingabe an die Aufgabe gingen, „sie spüren, dass die Arbeit fruchtet, dass es sich auszahlt“.

Allerdings hat Herthas Trainer nun das Problem, dass sich Spieler in den Vordergrund gespielt haben, die fast schon außen vor waren. Allen voran Jordan Torunarigha, dem in Wolfsburg das zwischenzeitliche 1:1 gelang, und Niklas Stark. Beide gaben ein gutes Paar in der Innenverteidigung ab. Beide waren unter Klinsmann nur zweite Wahl hinter dem Stammduo Dedryck Boyata und Karim Rekik. Boyata war für das Wolfsburg-Spiel gesperrt, Rekik verletzt. Selbst Maximilian Mittelstädt ist wieder eine echte Alternative zu Marvin Plattenhardt. „Sie haben klasse gespielt“, sagte Klinsmann, aber genau das würde sich ein Trainer ja wünschen, „einen vollen Kader, der auf Hochtouren läuft“. Ein bisschen Übertreibung muss halt sein.

Zur Startseite