Nach einem Rückstand: Hertha holt wichtige drei Punkte in Wolfsburg
Es war nicht besonders schön, aber umso wertvoller: Jordan Torunarigha und Dodi Lukebakio köpfen Hertha zum 2:1-Auswärtssieg beim VfL Wolfsburg.
Es lief die letzte Minute, als Dodi Lukebakio sich hochschraubte und den Ball so mit dem Hinterkopf traf, dass er in einem Bogen über dem Wolfsburger Torhüter Koen Casteels hinweg ins Tor fiel. Es war der zweite Treffer der Berliner an diesem Nachmittag in Wolfsburg, weshalb sie den Rasen als Sieger verließen. Am Ende gewann Hertha BSC ein hart umkämpftes Spiel beim VfL Wolfsburg mit 2:1 (0:0).
„Für uns ist das ein unglaublich wertvoller Sieg“, sagte Jürgen Klinsmann hinterher. Im Augenblick des Siegtreffers war der 55-Jährige an der Seitenlinie wie wild geworden. Er jubelte lauthals und boxte in die Luft. Zuvor hatte er sich so gut wie gar nicht blicken lassen. Zusammen mit seinem gewaltigen Stab saß er für die meisten Zuschauer verdeckt auf seiner überdachten Trainerbank. Mancher fragte schon, ob Herthas weltberühmter Trainer überhaupt die Reise nach Wolfsburg angetreten habe?
Vier Wechsel in der Startelf
Hatte er. Und er hatte überraschend viele Wechsel in seiner Startelf vorgenommen. Für den gesperrten Dedryck Boyata und den erkälteten Vladimir Darida liefen Niklas Stark und Per Skjelbred auf. Zudem ersetzte Marius Wolf und Maximilian Mittelstädt die bisherigen Starter Davie Selke und Marvin Plattenhardt.
Die Wechsel zogen auf dem Feld einige Verschiebungen nach sich. Lukebakio spielte meist in der Spitze, Wolf übernahm dessen Außenposition, wobei er zwischen links und rechte pendelte. Und Marko Grujic spielte weiter vorgezogen, mal Achter, mal Zehner.
Aber das musste sich erst finden. Die Wolfsburger, zuletzt dreimal hintereinander sieglos, starteten forsch, ohne aber wirklich Druck in ihre Aktionen zu bekommen. Und so hatte Hertha plötzlich die erste Chance. Lukebakio bediente von links Wolf, der frei vor dem Tor den Ball nicht richtig traf. Die Wolfsburger, wenn auch nicht wirklich gut im Spiel, hatten mehr Aktionen, doch erneut waren es die Berliner, die die nächste gute Chance hatten. Gegen Mitte der ersten Hälfte befand sich Javairo Dilrosun in bester Schussposition, doch er verzog kläglich.
Wolfsburg aktiver, Hertha effizient
Zehn Minuten vor der Pause kam der VfL zu zwei guten Chancen. Erst verzog Robin Knoche nach einer Ecke einen Kopfball, wenig später scheiterte Wolfsburgs Kapitän Josuha Guilavogui mit einem Distanzschuss an Torwart Rune Jarstein. Es war kein besonders anregendes Spiel vor 24 894 Zuschauern in der Wolfsburger Arena. Kampf bestimmte das Spiel. Kurz nach Wiederbeginn lagen plötzlich vier Spieler auf dem Rasen, je zwei von jeder Mannschaft. Sie hatten sich mehr oder minder über den Haufen gelaufen. Spielerisch boten beide Mannschaften nicht viel. Gefahr entstand nur nach Kontern oder nach Standards wie Ecken und Freistößen. Mit zunehmender Spielzeit wurde das Spiel hektischer und zerfahrener. Es gab viele Rangeleien und Rempeleien.
Es war bezeichnend, durch welche Aktion der VfL nach gut einer Stunde in Führung gehen sollte. Der eingewechselte Admir Mehmedi schlug eine harmlose Flanke aus dem Halbfeld. Kein Herthaner griff ein, und auch Wolfsburgs Stürmer Wout Weghorst tauchte kunstvoll unter dem halbhohen Ball hinweg, weshalb er ungehindert ins Tor der Berliner trudeln konnte. Der Schiedsrichter sah davon ab, dass Tor wegen Weghorsts Abseitsstellung nicht anzuerkennen. Offenbar hatte er keine Beeinträchtigung von Torhüter Jarstein erkennen können.
Die Berliner antworteten schnell
Doch nur fünf Minuten dauerte es bis zur Antwort der Berliner. Nach einer Ecke erzielte Innenverteidiger Jordan Torunarigha per Kopf das 1:1. „Jordan hat dieses Tor erzwungen, mit welcher Wucht er in diesen Eckball geht“, sagte Klinsmann. Anschließend wippte das Geschehen hin und her. Wolfsburg drückte, aber Hertha hatte durch Lukebakio eine hervorragende Chance zum möglichen Siegtreffer. Wolfsburgs Torwart Casteels parierte seinen Schuss mit einem erstklassigen Reflex. Kurz darauf sollte der Torhüter aber machtlos bleiben, bei Lukebakios Kopfball-Bogenlampe.