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Update

Champions League: Bayern folgt Dortmund nach 3:0 in Barcelona ins Finale

Im Camp Nou von Barcelona gerät der FC Bayern nie in Gefahr, den klaren Hinspielvorsprung noch zu verspielen und siegt locker 3:0. Das deutsch-deutsche Finale gegen Borussia Dortmund in Wembley ist damit perfekt.

Fuerza Alemania! Einen Tag nach Borussia Dortmund zog der FC Bayern nach und bescherte der Champions League das erste rein deutsche Finale, es steigt am 25. Mai im Londoner Wembleystadion. Und wer diesen FC Bayern am Mittwoch beim 3:0 (0:0)-Sieg beim FC Barcelona gesehen hat, der wird ihm die Favoritenrolle schwer vorenthalten können.

Es war vor 95 000 Zuschauern im Camp Nou eine Demütigung, wie sie dieses Stadion lange nicht erlebt hat. Tore von Arjen Robben und Thomas Müller sowie ein Eigentor von Gerard Piqué stehen für den statistischen Rahmen und können doch den inhaltlichen Rahmen dieser Machtdemonstration kaum angemessen füllen. Barcelona war nicht ganz so chancenlos wie beim 0:4 im Hinspiel, aber doch fast. Nie durfte diese einst so große Mannschaft einen Gedanken daran verschwenden, vielleicht doch noch eine sensationelle Wendung zu schaffen. Passend dazu hatte Barcas Trainer Tito Vilanova seinen immer noch leicht verletzten Weltstar Lionel Messi gar nicht erst mitspielen lassen. Und ohne den ist die früher weltbeste Mannschaft eben nur die Hälfte wert.

Am Ende tanzten die Bayern auf dem Rasen, Barcelonas verwöhntes Publikum ertrug es in schweigender Demut. Aber war das wirklich Champions League? Wer am Abend zuvor Real Madrid und Borussia Dortmund beobachtet hatte, wie sie auf höchstem emotionalen Niveau um die Reise nach London gestritten hatten, der wird diesem zweiten deutsch-spanischen Duell schwerlich dieselbe Qualität zumessen. Der FC Barcelona war wie schon im Hinspiel kein satisfaktionsfähiger Gegner.

"Wenn man gegen die weltbeste Mannschaft der letzten fünf Jahre so überzeugend gewinnt, was will man mehr? Wir freuen uns auf das Finale und wollen das Ding gewinnen", sagte Arjen Robben. "Wir haben hier 3:0 gewonnen, ich muss mich fast zwicken", konstatierte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge. "Wir haben gegen Barcelona zwei wunderbare Tage erwischt. Jetzt fahren wir mit breiter Brust nach London und haben eine gute Chance, es nun auch zu packen." Und Trainer Jupp Heynckes meinte: "Am Ende haben wir 7:0 gewonnen, das ist natürlich ein Ergebnis, mit dem man überhaupt nicht rechnen konnte".

Die Bayern hatten die Lage jederzeit unter Kontrolle, und es spricht nur für ihre Intelligenz, dass sie nach ihrem Triumph im Hinspiel mit gebotener Zurückhaltung auftraten. Javi Martínez und Bastian Schweinsteiger gerieten kein einziges Mal in Gefahr, die für eine Finalsperre entscheidende dritte Gelbe Karte zu sehen. Die ebenfalls gefährdeten Dante, Luiz Gustavo und Mario Gomez hatten ihren Platz auf der Ersatzbank.

Und Barcelona? Europas einstiger Souverän hatte dem Münchner Machtanspruch wenig entgegenzusetzen, mal abgesehen von gutem Willen, aber das ist ein bisschen zu wenig für ein Halbfinale der Champions League.

Es war ja nicht nur Lionel Messis Ausfall, der das blau-rote Spiel hemmte. Ähnlich schwerwiegend war der Verlust des am Schambein verletzten Sergio Busquets, Bayerns Trainer Jupp Heynckes nennt ihn einen der besten Mittelfeldspieler der Welt. Messi ist für die Veredelung des Passspiels seiner Adjutanten Xavi und Andres Iniesta zuständig, aber ohne den Organisationschef Busquets kommt oft erst gar kein Passspiel zustande. Der Kameruner Alex Song war am Mittwoch kein angemessener Ersatz.

Ohne Busquets funktionieren Xavi und Iniesta nicht, und ohne die beiden gibt es auch nicht das viel besungene Tiki-Taka. Es fehlte Barças Spiel an allem - an Leichtigkeit, Tempo und am Überraschungsmoment. Da trugen elf wackere Sportsleute das blau-rote Trikot und verströmten doch nie die Aura, für die es einmal stand. Die erste Hälfte der ersten Halbzeit war schon vergangen, als der FC Barcelona zum ersten Mal aufs Tor schoss, durch Pedro, aber große Mühe hatte Manuel Neuer damit nicht. Dann drosch Xavi den Ball aus schon etwas aussichtsreicherer Position über die Latte und leitete damit eine kleine Zwischenoffensive ein, sie trudelte genauso schnell aus, wie sie gekommen war.

Die gut 5000 mitgereisten Bayern-Fans ganz oben im Camp gingen frühzeitig zur Party über und sangen sich in Stimmung für das Finale gegen den neuen nationalen Störenfried aus Dortmund. Und hätten unten die Spieler manchen Konter mit etwas mehr Sorgfalt zu Ende gespielt, wäre es für Barcelona wohl noch früher noch demütigender ausgefallen. Zu Beginn der zweiten Hälfte hatte Robben endlich ein Einsehen. Nach zauberhaftem Flankenwechsel von David Alaba fand der Niederländer mal wieder Gelegenheit zu seinem Lieblingstrick - rechts anlaufen, in die Mitte ziehen und dann rein mit dem Ball ins Tor. Genauso geschah es, und von diesem Moment an verkam das Spiel endgültig zu einer Angelegenheit von ausschließlich statistischem Wert.

Barcelona kapitulierte. Tito Vilanova nahm Comandante Xavi und dessen ersten Offizier Iniesta aus dem verlorenen Spiel, das er seinem Star nicht mehr zumuten mochte. Lionel Messi erlebte Piqués Eigentor und Müllers spätes 3:0 als Statist und litt bis um Schlusspfiff auf der Bank mit. Damit wird auch ein Berliner Fanmeile zum Champions-League-Finale am 25. Mai sehr wahrscheinlich. Wie berichtet hat Veranstalter Willy Kausch angekündigt, ein Public Viewing auf der Straße des 17. Juni zu organisieren, wenn die deutschen Mannschaften aufeinander treffen. Im Gegensatz zu den Fanmeilen zur WM und EM könne man dann endlich mal einen deutschen Finalsieg feiern, argumentiert Kausch. Das zuständige Bezirksamt Mitte hat seine Unterstützung für das Vorhaben signalisiert. Bayerns Kapitän Philipp Lahm gab sich trotz der Brisanz des nationalen Duells betont cool. „Der Gegner ist uns vollkommen egal“, sagte Lahm. „Wir stehen jetzt zum dritten Mal in vier Jahren im Finale, jetzt wollen wir auch den Pokal.“

Sven Goldmann

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