zum Hauptinhalt
Was denn? Alba-Trainer Sasa Obradovic polarisiert an der Seitenlinie.
© dpa

Alba Berlin: Autoaggressiv in der Auszeit

Alba Berlin gibt sich nach den Handgreiflichkeiten zwischen Trainer Sasa Obradovic und Spieler Alex Renfroe zerknirscht - und möchte den Fall am liebsten nur intern aufarbeiten.

Die Frau von Alba-Profi Clifford Hammonds sitzt bei Heimspielen der Berliner Basketballer in einer der ersten Reihen. Was den Vorteil hat, unmittelbar am Spiel dabei zu sein – am Sonntag in der Max-Schmeling-Halle aber war das ein bisschen zu nah dran. Sie musste mit ihren vier Kindern miterleben, wie sich Alba-Trainer Sasa Obradovic vor ihren Augen mit Aufbauspieler Alex Renfroe eine handgreifliche Auseinandersetzung lieferte. Frau Hammonds wirkte fassungslos und schüttelte immer wieder den Kopf. „Sie will nicht, dass ihre Kinder so etwas sehen“, erklärte Clifford Hammonds.

Am Tag nach dem Eklat bei der Bundesliga-Niederlage gegen Oldenburg (83:89) gaben sich die Verantwortlichen von Alba Berlin zerknirscht. „Es ist klar, dass das zu weit gegangen ist“, sagt Sportdirektor Mithat Demirel. Trainer Sasa Obradovic sprach am Montagmorgen mit Alex Renfroe und mit der Mannschaft. Später sagte er: „Es ist alles in Ordnung, niemand hat etwas persönlich genommen, wir sind eine Einheit wie vorher auch.“ Ähnlich äußerte sich Renfroe: „Es bleibt nichts hängen.“ Tatsächlich hatten sich beide schon im Spiel kurz umarmt, dann spielte Renfroe weiter.

Über mögliche Konsequenzen für die Handgreiflichkeiten, eine Geldstrafe etwa, will sich Mithat Demirel nicht näher äußern. „Das regeln wir intern“, sagt er. Als Alba zuletzt die Sprachregelung „intern regeln“ benutzte, hatte es eine Geldstrafe für den ehemaligen Spieler Heiko Schaffartzik gegeben. Daran glaubt der Trainer nicht. Obradovic bereute den Vorfall. „Ich bin nicht stolz darauf, meine Hand an einen Spieler gelegt zu haben“, sagt er, „das ist sicher eine Lektion für mich.“ Doch keine grundlegende. „Ich werde mich nicht verändern“, sagt er, „ich habe auch in der Vergangenheit überreagiert, aber ich habe die Qualität, danach immer zu wissen, was das Beste ist.“

Heftige Auseinandersetzungen mit seinen Spielern gehören für Obradovic zum Coaching dazu. „Dass man unter Sascha ein tougher Spieler sein muss, ist schon länger klar“, erklärt Flügelspieler Akeem Vargas, „er ist sehr emotional, aber das ist auch der Grund, warum wir als Team erfolgreich sind: Weil er uns immer an der Seitenlinie antreibt.“ Doch es gibt auch Spieler, die mit Obradovics Angriffen nicht zurechtkommen. DaShaun Wood lieferte sich in der Saison 12/13 in der Trainingshalle eine Auseinandersetzung mit dem Coach – und verließ im Sommer den Klub.

„Klar geht das auf die Eier, wenn er herumschreit“, sagt der ehemalige Alba-Kapitän Sven Schultze, der zwei Jahre unter dem Serben trainiert hat, „aber er will immer nur das Beste herausholen.“ Er hat Verständnis für den Coach. „Obradovic mag es nicht, wenn man ihm in der Auszeit reinredet, er hat da schon mehrere Spieler angegangen“, erinnert sich der Neu- Bremerhavener. Am Mittwoch muss Alba im Pokalviertelfinale gegen den FC Bayern (20 Uhr, Arena am Ostbahnhof) zeigen, wie das Team Auseinandersetzung und Niederlage verkraftet hat. Droht gegen den Rivalen eine neue Eskalation? „Ohne Emotionen geht es nicht“, sagt Mithat Demirel, „aber wir müssen sie in die richtigen Bahnen lenken.“ Sven Schultze glaubt sogar, dass der Eklat helfen kann, er sagt: „So etwas schweißt das Team auch zusammen.“

Zur Startseite