Letztes Spiel in Dresden: Toni Leistner verlässt den 1. FC Union mit Wehmut
Das 1:0 bei Dynamo Dresden war das letzte Spiel für Unions langjährigen Abwehrchef. Wo seine Zukunft liegt, soll sich schon bald entscheiden.
Toni Leistner musste noch mal kurz weg. Mit zahlreichen Union-Trikots in den Händen lief der Abwehrchef aus der Kabine zurück auf den Platz. Ein rot-weißes Heimtrikot hier, die rot-gelbe Auswärtsvariante dort – Leistners Ausrüstung war sehr beliebt nach dem 1:0-Sieg des 1. FC Union am letzten Spieltag bei Dynamo Dresden. „Das sind Versprechen, die ich gerne einlöse“, sagte Leistner, der für Familie und Freunde eigens 48 Eintrittskarten besorgt hatte.
Der 27-Jährige kommt aus der sächsischen Landeshauptstadt und hat insgesamt vier Jahre bei Dynamo gespielt. Dementsprechend froh war Leistner, dass sein Ex-Klub trotz der Niederlage in der Liga bleibt. Ebenso lange wie zuvor in Dresden steht Leistner jetzt schon bei Union unter Vertrag und irgendwie passte es fast zu gut, dass er sein letztes Spiel für die Berliner ausgerechnet in der alten Heimat absolvierte. „Ich bin nicht der Mensch, der in der Öffentlichkeit weint, aber natürlich ist da ein bisschen Wehmut dabei – vor allem, wenn man die Stimmung der Fans nach dem Spiel gehört hat“, sagte Leistner. „Das hat mich schon berührt.“
Der Vertrag des Abwehrspielers in Berlin läuft aus und hätte sich nur im Falle des Aufstiegs automatisch um ein Jahr verlängert. Gespräche über eine Verlängerung hatten zu keiner Einigung geführt, was der Verein Anfang März öffentlich mitteilte. Es war gerade für den 1. FC Union, der sonst auf eine sehr restriktive Kommunikationspolitik setzt, eine ungewohnte Maßnahme und nicht gerade die feine Art. Bei einigen Fans stand Leistner plötzlich als undankbarer Profi da, der den Klub in einer schwierigen Phase im Stich lässt. Dabei war Leistners Zögern allemal verständlich. Eine klare Perspektive für die nähere Zukunft war bei Union lange Zeit nicht erkennbar. Ein gutes Argument, um einen ambitionierten Profi zum Bleiben zu überreden, ist das nicht. Nachdem die gescheiterte Vertragsverlängerung verkündet wurde, fand sich Leistner plötzlich auf der Bank wieder.
England ist Leistners Traumziel
Langfristig konnte André Hofschneider aber nicht auf seinen Abwehrchef verzichten. Egal unter welchem Trainer, Leistner hat bei Union immer gespielt. Von 142 möglichen Pflichtspielen verpasste er nur 23. Mit seiner Zweikampf- und Kopfballstärke sowie der geringen Fehlerquote hatte er großen Anteil an der positiven sportlichen Entwicklung der Berliner in den vergangenen vier Jahren.
Dass er sich nun gerade mit so einer schlechten Spielzeit verabschiedet, ärgert Leistner. „Die zwei Siege zum Schluss waren für die Fans wichtig, als Mannschaft war das aber natürlich eine katastrophale Saison von uns.“ Wenn Leistner spricht, ist er durchaus ein Freund deutlicher Worte, das war schon nach der Entlassung von Jens Keller im Dezember so. Dass der Klub das große Ziel, den erstmaligen Aufstieg in die Bundesliga, klar verpasst hat, beschrieb er als „Totalversagen“. Gerade die extrem enge Konstellation in der Liga – mit den 60 Punkten aus dem Vorjahr wäre Union in dieser Saison punktgleich mit dem direkten Aufsteiger Nürnberg – mache das Scheitern noch ärgerlicher. „Der Verein hat sicherlich schon mit der Aufarbeitung begonnen“, sagte Leistner. „Jeder Spieler sollte sich aber auch mal hinterfragen. Eine Selbstreflexion wäre nach dieser Saison nicht schlecht.“
Leistners Zeit bei Union geht in dieser Woche zu Ende. Mit drei Freundschaftsspielen lassen die Berliner die Saison ausklingen. Leistners Zukunftsplanung ist bereits im Gange. Bei einem ablösefreien Profi seiner Klasse ist es nicht überraschend, dass es Angebote geben soll, unter anderem aus England, seinem erklärten Traumziel. Doch auch die Bundesliga wäre eine Option. „Das entscheidet sich alles noch im Mai“, sagte Leistner. „Danach fliege ich nach Mexiko in den Urlaub und entspanne erst mal.“