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Freunde. Fifa-Chef Infantino und Russlands Präsident Putin.
© AFP

Nach Einmarsch in die Ukraine: Auch der Sport muss reagieren – mit harten Sanktionen gegen Russland

Die Ukraine wird überfallen und der Sport sucht nach dem richtigen Umgang mit Aggressor Russland. Dabei hat die Formel 1 den Weg vorgegeben. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Jörg Leopold

Die Welt schaut in diesen Tagen gebannt in die Ukraine. Auch die Sportwelt tut das. Und vielerorts stellen sich Athleten, Funktionäre und Fans die Frage: Wie soll es weitergehen? Kann es überhaupt weitergehen?

Die Formel 1 sendete ein klares Signal und wird in diesem Jahr kein Rennen in Russland fahren. Und auch der europäische Fußballverband Uefa hat am Freitag eine erste Antwort gegeben: Das Finale der Champions League wird von St. Petersburg nach Paris verlegt, Heimspiele russischer oder ukrainischer Teams sollen ab sofort auf neutralem Boden stattfinden.

Der Weltverband ist noch nicht so weit. Fifa-Präsident Gianni Infantino will die Lage weiterbeobachten und hält vorerst an den geplanten russischen Heimspielen in der WM-Qualifikation für Ende März statt. Dass von den potenziellen Gegnern keiner in Russland antreten will, wird von der Fifa geflissentlich ignoriert.

Noch Erschreckenderes war vom Volleyball-Weltverband zu hören: „Der FIVB ist der Meinung, dass Sport immer von Politik getrennt bleiben sollte“, hieß es, um dann klar zu stellen, dass die WM im Herbst genauso wie verschiedene andere Veranstaltungen in Russland, „wie geplant stattfinden werden.“

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Wie sich diese so oft beschworene Trennung von Sport und Politik in etwa darstellt, war kürzlich erst in China bei den Winterspielen zu sehen. Dort verbat sich der Gastgeber jegliche Kritik an seinem Umgang mit den Menschenrechten, gab dafür aber selbst immer wieder politische Statements ab – mal subtil, mal unverhohlen deutlich. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) mit seinem Präsidenten Thomas Bach an der Spitze schaute hilflos zu.

In ein paar Tagen beginnen in Peking die Spiele des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC). Und was macht das IPC? Schwenkt erst einmal auf Linie des IOC ein. Ein Ausschluss russischer Athleten von den Paralympics scheint tatsächlich kein Thema zu sein. Dabei stellt sich die Frage, was noch passieren muss, damit auch der Sport hier reagiert?

Ein Land überfällt ein anderes und überzieht es mit Krieg. Die Konsequenz daraus kann doch nur sein, dass der Aggressor jegliches Recht verwirkt hat, sich in diesen Zeiten auf der Weltbühne des Sports zu inszenieren. Das bedeutet schlicht und einfach einen sofortigen Ausschluss russischer Nationalmannschaften von allen internationalen Sportveranstaltungen und einen Entzug jeglicher Gastgeberrechte für Events in Russland – so wie es die Formel 1 vorgemacht hat.

Es darf im Sport nicht immer nur um Geld gehen

Natürlich wohnt dem Sport immer auch eine verbindende Kraft inne und letztlich gibt es sicherlich auch unter russischen Sportlern viele, die den Einmarsch in die Ukraine verurteilen. Doch der Preis, nicht mehr mit und für Russlands Auswahlteams starten zu dürfen, ist ein vergleichsweise geringer angesichts der vielen Toten in der Ukraine, die Wladimir Putin auf dem Gewissen hat.

Der Sport hat in den vergangenen Jahren mehr und mehr den Eindruck erweckt, dass es letztlich nur noch um Geld geht. Jetzt könnten Verbände und ihre Spitzenfunktionäre ein Zeichen setzen. Ja, sie müssen es sogar und das deutlich stärker als bisher. Solidarität mit der Ukraine darf sich nicht auf ein paar Worte des Bedauerns beschränken. Es geht um die Glaubwürdigkeit und die winzige Hoffnung, dass der internationale Profisport mehr kann, als immer nur an das nächste Geschäft zu denken.

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