1. FC Union vor dem Spiel gegen Augsburg: Anthony Ujah hofft auf Normalität
Nach dem ebenso emotionsgeladenen wie enttäuschenden 0:4 gegen Leipzig will sich der 1. FC Union Berlin gegen einen direkten Konkurrenten besser präsentieren.
Als Anthony Ujah zum wiederholten Male dieselbe Fußballerfloskel benutzt, muss er selbst lachen. Der Stürmer des 1. FC Union sitzt am Mittwoch im Inneren des Stadions An der Alten Försterei falsch herum auf einem Stuhl und versucht den Blick nach dem 0:4 gegen Leipzig zum Bundesliga-Auftakt vorwärts zu richten. Am Samstag (15.30 Uhr, live bei Sky) ist der Aufsteiger beim FC Augsburg zu Gast, danach kommt Borussia Dortmund nach Berlin. "Jedes Spiel ist wichtig", sagt Ujah lachend und windet sich um die Frage, ob ein Erfolgserlebnis gegen Augsburg aufgrund des schwierigen Startprogramms besonders wichtig sei.
Zwischen den Zeilen ist die Bedeutung der kommenden Aufgabe aber klar zu erkennen. Während Leipzig, Dortmund und auch die darauffolgenden Gegner Bremen, Leverkusen, Frankfurt und Wolfsburg deutlich stärker als Union einzuschätzen sind, gilt Augsburg als direkter Konkurrent um den Klassenerhalt – oder wie es Ujah sagt: "Es gibt Spiele, in denen die Erwartung größer ist, Punkte mitzunehmen." In Augsburg wolle das Team den ersten Bundesliga-Sieg der Vereinsgeschichte holen, zumindest aber nicht verlieren.
Die Hoffnung auf Besserung nach dem ernüchternden Auftakt hat für den 28 Jahre alten Stürmer aus Nigeria viel mit der aufgeladenen Ausgangsposition zu tun. "Es wurde viel geredet über das erste Spiel, das erste Mal Bundesliga, alles zum ersten Mal. Vielleicht hatten wir zu große Erwartungen, zu viel Euphorie und Nervosität", sagt er und hofft, dass nun langsam der Alltag einkehrt. "Jetzt können wir in Ruhe arbeiten."
Mit nun 110 Bundesliga-Spielen gehört der im Sommer für zwei Millionen Euro aus Mainz verpflichtete Ujah zu den erfahrensten Spielern im Berliner Kader, gegen Leipzig saß er anfangs dennoch auf der Bank. Überrascht habe ihn das allerdings nicht, vielmehr sei er froh, schon zu Beginn der zweiten Halbzeit eingewechselt worden zu sein. "Das zeigt, dass ich nicht weit weg bin, und ich bin ein Mensch, der sehr dankbar für die Kleinigkeiten ist", sagt Ujah. Dauerhaft sieht er sich jedoch nicht in der Jokerrolle, auch wenn er diese aus der vergangenen Saison kennt. Er sei immer bereit, egal ob von Beginn an oder nicht, "ich will aber natürlich von Anfang an spielen."
Das Angebot auf seiner Position im Sturmzentrum ist groß. Gegen Leipzig bekam Sebastian Andersson den Vorzug, Ujah und Sebastian Polter wurden nur eingewechselt. "Wir sehen uns nicht als Feinde", sagt Ujah. Alle drei haben unterschiedliche Qualitäten, sind aber gleichsam ehrgeizig. Auch Andersson und Polter sehen sich als potenzielle Stammspieler. Dass im bevorzugten System von Trainer Urs Fischer nur ein Platz im Angriffszentrum vorhanden ist, könnte im Saisonverlauf noch für Reibung sorgen. Bisher sieht Ujah den Konkurrenzkampf aber positiv: "Wir machen uns gegenseitig besser und harmonieren gut."
Ujah ist auch als Übersetzer gefragt
Das gilt auch für Ujah und Suleiman Abdullahi. Die beiden Nigerianer verbringen viel Zeit miteinander, regelmäßig isst Abdullahi im Hause Ujah. Während der 22 Jahre alte Abdullahi auch nach mehreren Jahren in Deutschland noch große Probleme mit der Verständigung hat, beherrscht Ujah die Sprache fließend und ist nun häufig als Übersetzer gefragt. "Ich nehme mir viel Zeit für ihn", sagt Ujah. Zwar sind beide mit unterschiedlichen Muttersprachen aufgewachsen – in Nigeria gibt es etwa 500 Sprachen, Ujah spricht Idoma, Abdullahi das weit verbreitete Hausa –, eine vereinfachte Variante des Englischen, das sogenannte Pidgin Englisch, beherrschen aber fast alle Nigerianer.
Vermutlich musste Ujah auch bei der Videoanalyse zu Beginn der Woche ein bisschen übersetzen, schließlich ist bei Union viel Raum für Verbesserungen. Doch auch hier findet Ujah eine positive Deutung: "Es ist besser, solche Fehler früh zu machen. So können wir sie schnell korrigieren."
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