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Jürgen Klinsmann hielt es nicht lange in Berlin aus.
© Robert Michael/dpa

Jürgen Klinsmann ist Hertha-Trainer: Ante Covic geht – Ex-Bundestrainer kommt

Hertha BSC hat einen neuen Trainer: Jürgen Klinsmann übernimmt bis zum Saisonende von Ante Covic. Auch Andreas Köpke kommt als Torwarttrainer.

Ante Covic hätte es fast geschafft. Gut dreieinhalb Stunden waren es noch bis zur ersten richtigen Trainingseinheit in dieser Woche. Und wenn Covic dabei auf dem Platz gestanden hätte, hätte das wohl bedeutet, dass er auch am Samstag, beim Spiel von Hertha BSC gegen Borussia Dortmund noch Trainer gewesen wäre. Doch für den 44 Jahre alten Kroaten, erst seit dem Sommer im Amt, bleibt es erst einmal bei zwölf Spielen in der Fußball-Bundesliga.

Am Samstag wird Covic doch nicht mehr an der Seitenlinie stehen. Dafür ein Mann mit großem Namen. Jürgen Klinsmann kehrt als Trainer ins Olympiastadion zurück. An die Stätte also, an der er im Juni 2006 mit dem Einzug ins Halbfinale der Fußball-Weltmeisterschaft durch einen Sieg gegen Argentinien seinen größten Erfolg als Trainer feierte.

Um 16 Uhr findet dann das erste Training mit der Mannschaft statt. Es wurde ins Amateurstadion auf dem Olympiagelände verlegt. Zuvor äußerte sich Jürgen Klinsmann erstmals öffentlich. „Wenn ich etwas tue, dann tue ich es richtig. Wie schon Lars Windhorst gesagt hat: Ich will etwas bewegen. Die Arbeit bei Hertha BSC ist für mich keine kurzfristige“, sagte Klinsmann, der die meisten Spieler schon kennt. „Es ist eine Ehre, mithelfen zu dürfen.“ Lars Windhorst sei angetan gewesen von dieser Idee, sagte Michael Preetz: „Wenn jemand wie er über 200 Millionen in einen Verein steckt, ist es klar, dass er sich einen Fachmann an die Seite holt.“

Bis zum Saisonende übernimmt Klinsmann, 55, den Job bei Hertha – vermutlich in der Hoffnung, die Zeit zu überbrücken, bis Niko Kovac, der Wunschkandidat des Berliner Bundesligisten, zur Verfügung steht. Kovac gerade erst bei den Bayern entlassen, hatte Hertha mitgeteilt, dass er in dieser Saison keinen Verein mehr übernehmen wolle.

Seine längste Station. Jürgen Klinsmann war fünf Jahre lang US-Nationaltrainer.
Seine längste Station. Jürgen Klinsmann war fünf Jahre lang US-Nationaltrainer.
© Marius Becker/dpa

Die Trainerstationen von Jürgen Klinsmann

  • 2004-2006: Deutsche Nationalmannschaft
  • 2008-2009: FC Bayern München
  • 2011-2016: US-amerikanische Nationalmannschaft

Hertha teilte am Vormittag die „einvernehmliche Trennung“ von Ante Covic mit. „Die Entscheidung ist uns ungeheuer schwergefallen, denn Ante ist seit mehr als 20 Jahren Teil von Hertha BSC“, sagte Manager Michael Preetz. „Er hat den Job als Cheftrainer der Profimannschaft seit Sommer mit sehr viel Leidenschaft, Fachwissen und Akribie gelebt.“ Durch den Absturz auf Platz 15 mit lediglich elf Punkten aus zwölf Spielen habe aber Handlungsbedarf bestanden. Mit etwas Abstand, so Preetz, solle aber darüber gesprochen werden, wie Covic weiter bei Hertha eingebunden werden kann. Covic selbst sagte, dass „die Art und Weise, wie wir zuletzt gespielt haben, und die Ergebnisse“ zu der Entscheidung geführt hätten. Der Verein sei bedeutender als einzelne Personen.

Covics Nachfolger Jürgen Klinsmann war erst vor wenigen Wochen in den Aufsichtsrat der Hertha BSC KGaA berufen worden, als Vertreter des neuen Investors Lars Windhorst, der mit dem Verein hohe Ziele hat. Diesen Posten wird Klinsmann bis Mai 2020 ruhen lassen. Windhorst hat Hertha einen „Big City Club“ genannt, den er über kurz oder lang auf einer Stufe mit Real Madrid und Paris St. Germain sehen will.

Zur Zusammenarbeit zwischen Hertha BSC und dem Investor äußerte sich Michael Preetz am Mittwoch noch einmal. „Wir sind in der Sondierungsphase. Es geht darum: Wie wollen miteinander arbeiten? Uns eint der Glaube an die Stadt. Ich kann allen versichern: Wir sind erfahren in der Zusammenarbeit mit Investoren“, sagte Preetz. „Wir sind gerade dabei, die Zusammenarbeit zu definieren.“

Dass der frühere Trainer der deutschen Nationalmannschaft und des Rekordmeisters Bayern München nun bei Hertha einspringt, steht für die Ambitionen des Investors, der sich nicht mit einem der üblichen Verdächtigen zufrieden geben wollte. Im Gespräch als mögliche Nachfolger für Ante Covic waren unter anderem Bruno Labbadia und Roger Schmidt. 

Der neue Trainer bringt seinen eigenen Stab mit. Klinsmanns Assistenten sind Alexander Nouri, der bei Werder Bremen und dem FC Ingolstadt schon als Cheftrainer gearbeitet hat, und Markus Feldhoff, der wiederum in Bremen und Ingolstadt Nouris Assistent war. „Alexander Nouri durfte ich in den letzten Jahren kennenlernen. Er war mal bei mir in Kalifornien“, sagte Klinsmann über seinen Assistenten. „Was mich an ihm begeistert, ist seine Energie, seine Kommunikation mit den Spielern.“

Erstmals bei Hertha. Alexander Nouri wird Co-Trainer von Jürgen Klinsmann.
Erstmals bei Hertha. Alexander Nouri wird Co-Trainer von Jürgen Klinsmann.
© Carmen Jaspersen/dpa

Die Trainerstationen von Alexander Nouri

  • 2013-2014: VfB Oldenburg
  • 2014: Co-Trainer Werder Bremen
  • 2014-2016: Werder Bremen II
  • 2016-2017: Werder Bremen
  • 2018: FC Ingolstadt

Dazu kommt Arne Friedrich. Der frühere Hertha-Kapitän werde „Bindeglied zwischen Michael Preetz und ihm als Trainer sein“, bestätigte Klinsmann. Seine exakte Jobbezeichnung ist „Performance Manager“. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Friedrich Hertha BSC auch über das Saisonende hinaus erhalten bleibt. "Arne ist auf der Suche nach etwas, was er über einen längeren Zeitraum macht. Ich begrüße das sehr, sonst hätte ich ja interveniert“, sagte Preetz. „Ich bin froh, dass wir den Weg zusammen mit ihm gefunden haben.“

Dazu kommt Fitnesstrainer Werner Leuthard, der in der Vergangenheit vor allem mit Felix Magath zusammengearbeitet hat. Außerdem wird Andreas Köpke, bisher Torwarttrainer der deutschen Nationalmannschaft, Klinsmanns Stab angehören. Um die Freigabe Köpkes habe er Joachim Löw und Oliver Bierhoff persönlich gebeten, so Klinsmann.

Das ist insofern pikant, als Köpkes Sohn Pascal seit knapp anderthalb Jahren im Kader von Hertha BSC steht, in dieser Zeit aber nur zu sieben Kurzeinsätzen gekommen ist und in dieser Saison noch gar nicht gespielt hat. Zudem bedeutet es, dass Zsolt Petry seinen Job als Torwarttrainer bei Hertha verliert. Der Ungar hatte sich in der vergangenen Saison eher kritisch über die Entwicklung eines jungen Torhüters im Kader der Berliner geäußert. Sein Name: Jonathan Klinsmann.

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