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Mönchengladbachs Trainer Andre Schubert hat bei den Fans einen schweren Stand.
© dpa

Borussia Mönchengladbach: Andre Schubert und das große Grummeln

Vor Borussia Mönchengladbachs Spiel gegen Manchester City wächst die Ablehnung der Fans gegen Trainer Andre Schubert.

Das Butterbrot hat in den vergangenen Jahren eine wahre Renaissance erlebt. In den hippen Berliner Stadtteilen ist es längst eine Geschäftsidee, und Reinhard Mey hat dem Butterbrot vor fünf Jahren sogar ein eigenes Loblied gewidmet, es als „Pracht“ und „Köstlichkeit“ gepriesen: „Es duftete betörend.“

Max Eberl, der Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach, dürfte eher an einen harten, trockenen Kanten gedacht haben, als er am Wochenende zur Beschreibung für die Situation seines Klubs den Vergleich gewählt hat, dass jetzt „Butterbrot statt Wurstbrot“ anstehe. Die Zeiten, da die Gladbacher an einem reich gedeckten Tisch Platz nehmen durften, sind erst einmal vorbei. Die Derbyniederlage gegen den 1. FC Köln war in der Bundesliga das sechste sieglose Spiel hintereinander. „Borussia Mönchengladbach in Gefahr“, titelte die örtliche „Rheinische Post“. So wie die Gladbacher gegen Köln verloren – durch ein Freistoßtor in der Nachspielzeit –, verlieren in der Regel Abstiegskandidaten, und in der Tat ist die Borussia dem Tabellen-16. Werder näher als dem Sechsten Hertha BSC.

Die nächsten Wochen dürften entbehrungsreich werden, und dass Mittelfeldspieler Tobias Strobl das Champions-League-Spiel gegen Manchester City an diesem Mittwoch (20.45 Uhr, ZDF und Sky) als „ein Zuckerl“ bezeichnet hat, ist kein Widerspruch. Die Partie wird die Gladbacher nur kurz vom grauen Alltag ablenken; manche fürchten gar, dass sie sich in ihrer aktuellen Situation an der Süßigkeit überfressen könnten und ihnen danach erst recht schlecht wird. „Nimmt Schubert das Pep-Spiel noch ernst?“, hat die stets besorgte „Bild“-Zeitung daher vor dem Duell mit den Engländern und ihrem Coach Pep Guardiola gefragt.

Schubert hat keine Lobby

Natürlich tut Trainer Andre Schubert das. „Es ist ein wichtiges Spiel“, sagt er. Für den Klub geht es noch ums Überwintern zumindest in der Europa League – für Schubert letztlich auch um seinen Job. Nach ManCity heißen Borussias Gegner: Hoffenheim, Dortmund, Barcelona. Einfach wird es also erst mal nicht. Nicht für die Mannschaft. Nicht für den Trainer. Seitdem die Gladbacher Schuberts Vertrag bis 2019 verlängert haben, sind sie in der Liga vom vierten auf den dreizehnten Tabellenplatz abgestürzt. Das Grummeln im Umfeld wird immer lauter; aus latenten Zweifeln am Trainer ist bei Teilen der Fans manifeste Ablehnung geworden.

„Er hat null Lobby“, sagt Eberl. Und offenbar auch wenig Kredit. Als Schubert vor einem Jahr von der U 23 zu den Profis befördert wurde, war die Mannschaft nach fünf Spielen punktlos Letzter – anschließend führte er sie noch in die Champions League. Schubert ist kein Menschenfänger wie sein Vorgänger Lucien Favre, der im persönlichen Umgang immer ausgesucht höflich war. Aber „was er mit der Mannschaft macht, ist herausragend“, hat Eberl vor kurzem im Gespräch mit dem Tagesspiegel gesagt. „Er ist ein intelligenter, cleverer Bursche.“ Schubert sei wie Favre ein Nerd, der Tag und Nacht über Fußball nachdenkt und stets nach der perfekten Lösung sucht.

Eberl will Kontinuität

Vielen Fans aber denkt er zu viel nach. Sie wünschen sich Verlässlichkeit statt totaler Variabilität. So wie bei Favre, der immer im 4-4-2 spielen ließ, während Schubert sein Team stärker am Gegner orientiert, zwischen Dreier- und Viererkette wechselt, auch innerhalb eines Spiels. „Man muss immer aufpassen, dass man nicht nach Gründen sucht, die keine sind“, sagt Schubert zur Systemdebatte. Den Wechsel zwischen den Systemen kenne die Mannschaft seit acht Monaten, „die Spieler sind ja nicht plötzlich dümmer geworden“.

Die Niederlage im Derby hat die Debatte noch weiter emotionalisiert. Dass Schubert über Wochen wichtige Stützen wie Raffael, Hazard und Traoré fehlten, dass sie gegen Köln nach ihrer Pause noch nicht in der Lage waren, 90 Minuten auf höchstem körperlichen Niveau zu spielen – all das will niemand mehr hören. Sportdirektor Eberl hat die Frage nach Schuberts Zukunft nach dem Spiel daher schon beantwortet, bevor sie überhaupt gestellt wurde. „Ich wehre mich dagegen, immer nur einen Schuldigen zu suchen und Köpfe rollen zu lassen. Ich will Kontinuität – auch, wenn es mal beschissen läuft“, hat er gesagt. „Erst wenn die Arbeit nicht mehr funktioniert, muss man sich als Verein Gedanken machen.“ So weit ist es nicht. Aber sollte es in naher, mittlerer oder selbst ferner Zukunft der Fall sein, weiß Eberl schon jetzt, was Schuberts Kritiker sagen werden: Wir haben es immer schon gewusst.

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