Nichts geht mehr in BBL, Euroleague, NBA: Alle großen Basketball-Ligen unterbrechen den Spielbetrieb
In weniger als 24 Stunden kommt der Basketball zum Erliegen. Die Bundesliga macht erst mal Pause - ob die Saison für Alba Berlin weitergeht, ist aber unklar.
Der März, das war der Monat vor dem die Verantwortlichen von Alba Berlin noch einmal richtig Respekt hatten. Elf Spiele in 31 Tagen, darunter Reisen nach München oder Moskau, nach Vechta oder Vitoria. Ein letzter Grenzgang in dieser zum Bersten vollgepackten Saison, mit ihren Spielen im Zwei- bis Drei-Tages-Rhythmus, ohne echte Pausen zum Verschnaufen. Bis in dieser Woche die Wucht des Coronavirus auch den Basketball mit voller Breitseite traf.
In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag gab zunächst die nordamerikanische Profiliga NBA bekannt, dass der Spielbetrieb für mindestens zwei Wochen pausiert. Am Vormittag folgten dann die Euroleague und der Weltverband Fiba mit einer Aussetzung ihrer internationalen Wettbewerbe. Und später kam dann auch in Deutschland der Basketball zum Erliegen: Bei einer Krisensitzung in Stuttgart entschlossen sich die Mitglieder der Basketball-Bundesliga (BBL) zu einer erst einmal unbefristeten Spielpause der noch laufenden Saison.
Nun ist also allenthalben Ruhe. Eine Ruhe, die sich trotz der Strapazen dieser Saison auch bei Alba Berlin so niemand gewünscht hat. 18 Spiele stünden für das Team von Trainer Aito Garcia Reneses in dieser Spielzeit eigentlich noch bis Anfang Mai auf dem Spielplan – die Play-offs gar nicht erst mitgerechnet. Gleich zwölf dieser Begegnungen sollte Alba zuhause in der Arena am Ostbahnhof austragen. Doch ob es dazu tatsächlich noch kommen wird, ist nun erst einmal ungewiss. Das für Samstag angesetzte Liga-Heimspiel gegen Braunschweig entfällt jedenfalls.
BBL-Teams stark von Zuschauereinnahmen abhängig
Dennoch bleibt es das erklärte Ziel der Ligaverantwortlichen, die Saison noch geregelt zu Ende zu bringen. Kein Team hat bislang mehr als 21 Spiele absolviert, die Spielzeit ist noch weit von ihrem Abschluss entfernt. Das hat weitreichende Konsequenzen: Wie in kaum einer zweiten Profiliga dieses Landes sind die Basketballklubs enorm von den Zuschauer- und Sponsoringeinnahmen an den einzelnen Spieltagen abhängig. TV-Gelder spielen hingegen kaum eine Rolle. Geisterspiele würden den Klubs also kaum weiterhelfen. Ein vorzeitiges Ende der Saison würde vielmehr große Lücken in die Budgets der Klubs reißen – von einer existenzbedrohenden Situation für verschiedene Vereine ist zu hören.
Gleichzeitig ist auch die Frage nach den sportlichen Folgen völlig offen. So muss geklärt werden, wie eine Regelung mit Auf- und Absteigern aussehen könnte – was zusätzlich dadurch erschwert wird, dass die Liga in dieser Spielzeit ohnehin nur mit 17 statt 18 Teams ausgespielt wird. Auch im Unterbau der BBL, der zweitklassigen ProA und der drittklassigen ProB, wurden die kommenden Spiele zunächst ausgesetzt. Gleiches gilt für die Jugendligen NBBL, JBBL und WBBL.
Neue Bewertung der Lage in 14 Tagen
Kein Wunder also, dass die Liga ihre Saison gerne zu Ende bringen würde. Doch das dürfte angesichts des ohnehin schon eng getakteten Spielplans nur dann funktionieren, wenn man Abstriche vom jetzigen Modus mit einer vollständigen Hauptrunde und anschließenden Play- offs macht oder aber sich durch weitere Veränderungen im gesamten Terminkalender neue Optionen ergeben. Im Juni würde etwa schon das Qualifikationsturnier für die Olympischen Spiele anstehen. Käme es hier jedoch auch zu Verschiebungen, würde die Liga etwas Luft gewinnen. Auch in der NBA wird darauf spekuliert.
Innerhalb der kommenden 14 Tage wollen sich die Klubverantwortlichen der BBL nun erneut treffen, um die Lage noch einmal neu zu bewerten und weitere Entscheidungen zu treffen. Bis dahin wird es erst einmal keine Spiele mehr geben. Auch nicht für Alba Berlin. Unter der Woche hatte sich das Team noch ganz regulär auf die beiden Spiele in dieser Woche vorbereitet. Am Donnerstagabend sollten es die Berliner in der Euroleague mit ZSKA Moskau zu tun bekommen. Bereits am Mittwoch war das Team deshalb nach Russland gereist, machte dann aber am Donnerstag direkt wieder kehrt, nachdem auch die Euroleague ihre Spielpause verkündete.
Ein Basketballer von Real Madrid infiziert
In der europäischen Basketball-Elite hatte es schon in den vergangenen Wochen immer wieder Geisterspiele aufgrund des Coronavirus gegeben, am Freitagabend hätte deshalb auch das Spiel zwischen Olimpia Mailand und Olympiakos Piräus in der Arena am Ostbahnhof stattfinden sollen. Doch spätestens, nachdem am Donnerstag bekannt wurde, dass sich ein Spieler von Real Madrid mit dem Virus infiziert hatte und sich das Team in Quarantäne begeben musste, wurden alle Schotten dicht gemacht. Das hatte nicht zuletzt der zugehörige Zusammenschluss der Euroleague-Spieler gefordert.
Noch dramatischer ging es in der Nacht zuvor in der NBA zu. Kurz vor Spielbeginn wurde das Duell zwischen den Utah Jazz und den Oklahoma City Thunder verschoben, das Publikum musste die Halle wieder verlassen. Schnell stellte sich heraus, dass Utahs Center Rudy Gobert positiv auf das Coronavirus getestet worden war. Sein Team musste sich in Oklahoma in Quarantäne begeben, und noch während weitere Partien liefen, verkündete die Liga die Unterbrechung der Saison. Gobert hatte die Ausbreitung des Virus zuvor noch auf die leichte Schulter genommen. Am Montag hatte er bei einer Pressekonferenz noch einmal demonstrativ alle vor ihm liegenden Mikrofone und Aufnahmegeräte berührt. Die anwesenden Presseleute lachten da noch verhalten. Nun bleibt es der Basketball-Welt im Halse stecken.
Leonard Brandbeck, Louis Richter