US Open: Alexander Zverev scheitert in der zweiten Runde
Bei den US Open in New York galt Alexander Zverev als einer der Mitfavoriten. Nun verlor der Hamburger gegen einen Rivalen aus Junioren-Zeiten.
Alexander Zverev suchte nach einer Erklärung für das Unerklärliche. Deutschlands Tennis-Hoffnungsträger war als Mitfavorit in die US Open gegangen, nun ist für den 20-Jährigen das letzte Grand-Slam-Turnier des Jahres schon nach der zweiten Runde beendet. Gegen den gleichaltrigen Kroaten Borna Coric unterlag der Deutsche in der Nacht auf Donnerstag nach fast dreieinhalb Stunden Spielzeit überraschend mit 6:3, 5:7, 6:7 (1:7) und 6:7 (4:7). „Ich habe einfach ein sehr, sehr schlechtes Match gespielt“, sagte Zverev nach seiner Niederlage.
Nach der Absage vieler Topspieler im Vorfeld des Turniers von New York schien der Weg frei für den Weltranglistensechsten. In seiner Hälfte des Tableaus war er der am höchsten gesetzte Spieler, auf Rafael Nadal oder Roger Federer hätte Zverev frühestens im Finale treffen können. Doch darüber muss er sich nun keine Gedanken mehr machen. Womöglich waren es in den vergangenen Tagen auch schon ein paar zu viele in dieser Hinsicht. „Es ist einfach nur ärgerlich. Ich hätte hier etwas Großes erreichen können. Etwas, was mir bisher in meiner Karriere noch nicht gelungen ist“, sagte Zverev.
Wieder einmal hatte er in einem langen Match am Ende den Kürzeren gezogen. In dieser Saison hat Zverev sechs Partien bestritten, in denen er mehr als drei Sätze spielte – gewonnen hat er davon nur eine. Von mangelnder körperlicher Fitness gerade nach dem anstrengenden Pensum in den vergangenen Wochen wollte er aber nichts wissen: „Körperlich geht es mir gut, ich hatte ja nach Cincinnati ein bisschen Zeit zur Erholung.“
Und so bleibt Zverev wohl auch für sich selbst eine Wundertüte. Bei den vier Grand-Slam-Turnieren erreichte er nicht einmal die zweite Woche und konnte nur sechs Matches gewinnen. Bei allen anderen Turnieren hat er bei einer Bilanz von 41 Siegen und elf Niederlagen rund 80 Prozent seiner Spiele gewinnen können – fünf Turniererfolge inklusive.
Bei Grand-Slam-Turnieren läuft es für ihn einfach nicht
War in New York nun womöglich die Erwartungshaltung zu groß? Zverev verneint, denn „das kenne ich ja alles schon seit meiner frühesten Kindheit“. Tatsächlich wird er seit Jahren als kommender Superstar gepriesen, als einer, der das Tennis künftig dominieren könnte. In dieser Saison ist ihm das schon in Ansätzen gelungen – mit dem Makel der schwachen Auftritte bei den Grand-Slam-Turnieren.
Borna Coric, der ihn nun bezwungen hat, wurde ähnlich wie Zverev schon vor einiger Zeit eine große Karriere prophezeit. Der Kroate ist von der Spitze aber noch deutlich weiter entfernt als Zverev. Für einen Sieg gegen die deutsche Nummer eins hat es jetzt aber immerhin gereicht. Auch deshalb war Zverev nach der Niederlage so frustriert – und konnte ihr auch nichts Positives abgewinnen: „Ich habe keine Lust mehr aufs Lernen. Wie lange soll ich noch sagen, dass ich lernen soll? Ich habe gerade gegen einen 20-Jährigen gespielt. Es ist nicht so, dass ich gegen Federer oder Nadal verloren habe.“
Von den deutschen Männern waren damit nur noch Alexander Zverevs Bruder Mischa, Philipp Kohlschreiber, Dustin Brown und Cedrik-Marcel Stebe vor den Spielen in der Nacht auf Freitag im Einzelwettbewerb (nach Redaktionsschluss) vertreten. Bei den Frauen gelang dies Julia Görges und Tatjana Maria.
Nach Angelique Kerbers enttäuschendem Abgang am Dienstag folgten ihr einen Tag später Andrea Petkovic und Sabine Lisicki. Petkovic unterlag der US-Amerikanerin Jennifer Brady bei ihrem wegen Regens über zwei Tage ausgetragenen Duell 4:6, 6:3 und 1:6 – und haderte hinterher wieder einmal: „Es war echt ein Match der vertanen Chancen.“ Die 29-Jährige hat den Anschluss an die erweiterte Weltspitze verloren, inzwischen droht sie sogar aus den Top 100 der Rangliste zu rutschen. „Es sind jetzt ein paar Jahre, in denen es nicht läuft für mich. Da muss ich durch“, sagte Petkovic nach ihrer dritten Erstrundenniederlage bei einem Grand-Slam-Turnier in Folge.
Derweil sucht Sabine Lisicki nach ihrer langen Verletzungspause noch die Form. Gegen die Chinesin Shuai Zhang verlor sie ihr Erstrundenmatch mit 7:6 (7:4), 3:6 und 0:6. „Ich mache noch ein paar Fehler zu viel“, sagte die Berlinerin hinterher. Seit ein paar Monaten ist sie inzwischen zurück auf der Tour, die Wettkampfhärte bei nur sieben gespielten Matches fehlt ihr noch. Viel vorgenommen hatte sie sich allerdings schon für die US Open. „Es ist schade, dass mich die Emotionen so gebremst haben“, gab Lisicki hinterher zu. Und ordnete sich damit in die Liste der deutschen Spielerinnen ein, die vor allem mental derzeit nicht mit dem Rest der Welt mithalten können. (mit dpa)