78:74-Sieg in Bamberg: Alba kämpft sich zum perfekten Saisonstart
Lange machen aufgedrehte Bamberger den Berlinern richtig zu schaffen. Doch der Basketball-Bundesligist bleibt cool und siegt am Ende knapp.
In der vergangenen Saison waren die Bamberger Fans von ihrem Basketball-Bundesligisten nur so mittelmäßig begeistert. Natürlich gab es da den Pokalsieg gegen Alba Berlin. Aber in der entscheidenden Saisonphase war der Frust groß, als Bamberg in den Liga-Play-offs sowie im Final Four der Champions League quasi kampflos die Wettbewerbe abschenkte.
Es musste also etwas passieren in diesem Sommer: Mit Roel Moors kam ein neuer Trainer aus Anderlecht, Sportdirektor Leo De Rycke war ebenfalls gleich mit im Gepäck, und außerdem eine ganze Reihe junger, hungriger Spieler, die die teilweise uninspirierten Auftritte der älteren Stars aus der Vorsaison wegputzen sollten.
Was das konkret bedeutet, zeigte sich am Sonntagabend: Im Heimspiel gegen Alba Berlin fegten die Bamberger über das Spielfeld, kratzten, bissen und schmissen sich auch noch dem allerletzten Ball hinterher. Das schmeckte den Berlinern nur zwei Tage nach der erfolgreichen Euroleague-Rückkehr mit einem Sieg gegen Zenit St. Petersburg gar nicht.
So hatte das Team von Trainer Aito Garcia Reneses besonders in der ersten Hälfte große Probleme mit den aufgedrehten Bambergern, die Berliner fighteten sich jedoch zurück und siegten am Ende eindrucksvoll mit 78:74 (17:18, 17:25, 21:18, 23:13). „Wir haben Charakter und Herz gezeigt“, sagte Martin Hermannsson nach dem Spiel bei Magenta Sport.
Bambergs neuer Trainer Moors hatte seinem Team zuvor mit auf den Weg gegeben, er wolle kein schönes Spiel sehen, sondern vor allem eins: Kampf. Und den zeigten seine Jungs von Anfang an: Sie fuhren die Ellenbogen aus, kletteten sich an ihre Gegenspieler und bereiteten den Berlinern große Probleme, so etwas wie einen Spielfluss zu entwickeln.
Martin Hermannsson und Jonas Mattisseck, die den immer noch verletzt fehlenden Peyton Siva bislang gut im Spielaufbau vertraten, hatten damit besonders zu kämpfen. Auch Makai Mason, der nach seinen Fußproblemen wieder im Kader stand, war kaum ein Faktor. So musste in der Offensive vieles Allzweckwaffe Luke Sikma in die Wege leiten. Ansonsten versuchten es die Berliner mit Würfen von außen – die jedoch nicht wirklich fallen wollten.
„Wir spielen soft“
Bamberg attackierte die Berliner hingegen fleißig am Korb und zog dann zum Ende der ersten Halbzeit auch erstmals davon. Ein Dreier von Tim Schneider inklusive Bonusfreiwurf hielt Albas Rückstand zur Pause zumindest einstellig. „Wir spielen soft“, fand dann auch Trainer Reneses bei Magenta Sport.
Es sollte besser werden. Die Berliner krallten sich zu Beginn der zweiten Halbzeit schnell zwei Ballgewinne – etwas, das ihnen im ersten Durchgang nicht ein einziges Mal gelungen war –, und kamen dann offensiv ins Rollen. Moors nahm eine Auszeit, und jetzt war er es der Bamberger Trainer, der sich bei seinen Spielern beklagte, sie würden „zu soft“ spielen.
Vor allem kam dann jedoch Albas Spielmacher Hermannsson immer besser in Gang und fand nun auch seine Mitspieler. Nach seinem dritten Assist innerhalb von fünf Minuten baumelte Center Landry Nnoko am Korb und hatte per Alley-Oop-Dunk auf 46:52 verkürzt
Die Bamberger blieben davon jedoch ziemlich unbeeindruckt, pushten sich und das Publikum und nahmen den Sechs-Punkte-Vorsprung mit ins Schlussviertel. Spätestens da kamen die Alba-Aufbauspieler richtig in Fahrt: Mattisseck versenkte im Duell der Spielmachertalente einen Dreier plus Foul gegen Bambergs Nelson Weidemann, und nach zwei weiteren Distanzwürfen von Hermannsson waren die Berliner auf einmal mit 67:66 vorne.
Die Partie wankte nun bis in die tiefste Crunchtime – und in der war Hermannsson voll da: Der Berliner Spielmacher übernahm die Verantwortung, und tat das auf eisigst kälteste Weise. Mit einem feinen Sprungwurf aus der Drehung besorgte er knapp sechs Sekunden vor Schluss das 78:74 – und machte damit Albas starken Saisonstart perfekt. (Tsp)