Auswärtsspiel in Bamberg: Alba Berlin will den Schwung aus der Euroleague mitnehmen
Nach dem berauschenden Auftakt in die Euroleague haben die Berliner nicht viel Zeit zum Feiern. Gegen Bamberg wartet das dritte Spiel in sechs Tagen.
Martin Hermannsson wollte den Abend erst mal genießen. „Heute werden wir diesen Sieg feiern, ab morgen denken wir dann an Bamberg“, sagte der Isländer nach dem beeindruckenden 85:65 gegen Zenit St. Petersburg am Freitagabend. Die Rückkehr in die Euroleague hätte für Alba Berlin nicht besser laufen können. Für eine Stunde waren die Berliner in der besten Basketball-Liga Europas sogar Tabellenführer. „Es ist toll, deine Euroleague-Karriere mit einem Sieg zu starten“, freute sich der isländische Aufbauspieler.
Vor dem ersten Euroleague-Spiel seit viereinhalb Jahren war die Vorfreude bei Alba mindestens so groß gewesen wie die Aufregung. „Ich konnte kaum schlafen letzte Nacht“, sagte Luke Sikma, der mit 30 Jahren zwar der älteste Alba-Profi ist, aber wie fast alle seine Kollegen zuvor keinerlei Erfahrung in der Euroleague hatte. So stellte sich vor dem Duell mit dem russischen Spitzenteam die Frage: Wo steht Alba im Vergleich mit den größten, reichsten und besten Klubs des Kontinents? Für eine endgültige Antwort ist es auch nach dem Auftaktsieg noch zu früh, mit der souveränen Leistung haben die Berliner aber ein Zeichen gesetzt – nach außen, vor allem aber nach innen.
Der erfolgreiche Start ist für das Selbstbewusstsein weitaus wichtiger als für die Tabelle. Denn die Euroleague kann für Außenseiter schnell sehr frustrierend werden. Dafür reicht ein Blick auf die nächsten Gegner: Anadolu Istanbul, FC Barcelona, ZSKA Moskau. Ein Start mit einer Bilanz von null Siegen und vier Niederlagen war daher gar nicht so unrealistisch. Das hat Alba nun bereits verhindert und sich selbst bewiesen, dass man mithalten kann. „Zenit hatte sicherlich nicht seinen besten Tag, aber ich bin glücklich mit der Art wie wir gespielt haben: mit viel Energie. So müssen wir das gesamte Jahr weitermachen“, sagt Sikma.
Mindestens so beeindruckend wie die rundherum starke Leistung war das konsequente Festhalten an der Teamphilosophie. Während viele Trainer in der Euroleague auf eine deutlich kleinere Rotation vertrauen und ihre Stars so lange wie möglich auf dem Parkett behalten – der ehemalige Münchner Derrick Williams spielte für Fenerbahce gegen Real Madrid sogar 40 Minuten durch – dosierte Albas Trainer Aito Garcia Reneses die Kräfte seiner Spieler mit all seiner Erfahrung.
Bis auf die jungen Malte Delow und Kresimir Nikic kamen alle Berliner zum Einsatz, dabei spielte niemand mehr als 27 Minuten – und alle zehn Profis punkteten. „Es ist wichtig für das ganze Jahr, dass bei der hohen Belastung jeder sofort da ist und mit Selbstvertrauen spielt“, hatte Kapitän Niels Giffey schon nach dem erfolgreichen Bundesliga-Auftakt am Mittwoch gegen Vechta gesagt. Dass bei Alba mit Peyton Siva, Stefan Peno und Makai Mason momentan drei Point Guards verletzt fehlen und auch Nationalspieler Johannes Thiemann ausfällt, macht sich bisher kaum bemerkbar.
Bamberg hat deutlich mehr Vorbereitungszeit
Die Vielseitigkeit des Berliner Kaders ist neben der Eingespieltheit des Teams aktuell der größte Trumpf. „Es wird schwierig, mit dieser Intensität zum dritten Mal in sechs Tagen zu spielen“, sagt Reneses mit Blick auf das erste Auswärtsspiel am Sonntag in Bamberg (18 Uhr, live bei Magentasport). Die Franken hatten zwar deutlich mehr Zeit, sich auf das Duell der jahrelangen Rivalen vorzubereiten, befinden sich aber wie Zenit nach vielen Transfers samt Trainerwechsel noch mitten in der Findungsphase.
Alba kommt dagegen mit dem Schwung des rauschhaften Euroleague-Auftakts nach Bamberg und will mit einem positiven Gefühl in die erste kleine Pause mit vier Tagen ohne Spiel gehen. „Wir wussten, dass in dieser Saison viele Spiele, viele Reisen auf uns warten würden“, sagt Hermannsson. „Wir werden sicherlich etwas müde sein, aber jetzt geht es um mentale Stärke und wir wollen auf jeden Fall gewinnen.“