Basketball-Play-offs: Alba braucht Optimismus gegen das drohende Aus
Bereits am Mittwoch könnte Albas Traum vom ersten Titel in zehn Jahren gegen München platzen. Doch es gibt auch Anzeichen für Zuversicht.
Die Fans von Alba Berlin ließen keine Zweifel erkennen. Nachdem etwa 400 Berliner ihr Team in der ausverkauften Münchner Rudi-Sedlmayer-Halle unentwegt angefeuert hatten, standen viele von ihnen auch eine Stunde nach der 66:72-Niederlage gegen Bayern München am Sonntag vor dem Mannschaftsbus und feierten ihr Team. Alba liegt in der Finalserie der Basketball-Bundesliga nach Siegen 1:2 zurück und schon beim vierten Spiel am Mittwoch in Berlin könnte der Traum von der ersten Meisterschaft seit zehn Jahren platzen.
Während den Alba-Profis beim Abklatschen mit ihren treusten Fans die Enttäuschung deutlich anzusehen war, versuchten diese, Optimismus zu verbreiten. „Und am Samstag sind wir wieder hier und am Samstag sind wir wieder hier“, sangen die Berliner Anhänger, bevor sie mit drei Reisebussen und der Bahn zurück in die Heimat fuhren. Ob es am kommenden Samstag tatsächlich zu einem entscheidenden fünften Spiel in München kommt, ist nach dem bisherigen Verlauf der Serie aber fraglich.
Hatte Alba nach dem Sieg im ersten Spiel in München noch die Favoritenrolle übernommen, hat sich die Ausgangslage und das im Basketball so wichtige Momentum nach den zwei Niederlagen klar in Richtung München verschoben. Wie schon bei der deutlichen Heimniederlage am Donnerstag wirkten die Berliner auch am Sonntag in München teilweise ratlos. Vor allem im zweiten Viertel gelang ihnen offensiv kaum etwas und die Bayern zogen durch vier Dreier des ehemaligen Berliners Reggie Redding davon.
Individuelle Klasse gegen Tempospiel
Auch zu Beginn der zweiten Halbzeit sah es für Alba nicht gut aus. Obwohl sich die Münchner extrem viele Ballverluste leisteten – am Ende waren es 27, Alba hatte 17 – lag der Pokalsieger zwischenzeitlich mit 21 Punkten in Führung. Es sah nach der zweiten Klatsche in Folge aus, doch anders als am Donnerstag zeigte die Mannschaft von Aito Garcia Reneses dieses Mal eine Reaktion. Es sei das „einzig Positive“ gewesen, sagte Albas Trainer.
Auch wenn die Berliner in der letzten Minute noch bis auf vier Punkte herankamen, zeigt sich immer mehr, dass die Bayern nicht nur aufgrund ihrer hohen individuellen Klasse – Albas Manager Marco Baldi betont immer wieder, dass Münchens Spieleretat mehr als doppelt so hoch ist wie der eigene – ein sehr unangenehmer Gegner sind. Es ist vor allem die Spielweise des Teams aus der bayerischen Landeshauptstadt, die Alba nicht liegt. Mit ihrer sehr physischen Verteidigung, der Erfahrung ihrer Schlüsselspieler und ihrer großen Geduld haben die Münchner das passende Gegenmittel für das Berliner Tempospiel.
„Es scheint so, dass wir unser gesamtes Benzin im ersten Spiel verbraucht haben“, sagte Reneses etwas ratlos und bezog sich dabei nicht auf die Kondition seiner Spieler, sondern auf deren Wurfquoten. „Bayern hat besser geworfen, als sie es in dieser Saison getan haben, und wir schlechter. So können wir nicht gewinnen.“ Die Statistiken untermauern Reneses‘ Einschätzung. Hatte Alba beim Auftaktsieg noch überragende 64 Prozent der Dreier getroffen, fiel die Quote in Spiel zwei (38 Prozent) und drei (26 Prozent) deutlich. Da die Berliner auch in Korbnähe unterdurchschnittlich trafen, erzielten sie bei beiden Niederlagen etwa 20 Punkte weniger als im Saisonschnitt.
Schwächephasen vermeiden
Dass in den Play-offs intensivere Defense gespielt wird, ist nichts Neues. Nachdem es Alba im ersten Spiel der Serie jedoch gelungen war, den eigenen Stil durchzudrücken, haben genau das zuletzt eher die Münchner geschafft. „Sie haben eine tolle Verteidigung, rotieren sehr gut und machen es unseren Schützen sehr schwer“, sagte Spencer Butterfield, der als einziger Berliner eine gute Wurfquote vorzuweisen hatte. Besonders Marius Grigonis leidet unter der aufmerksamen Defensivarbeit der Bayern. Seitdem er im ersten Spiel 30 Punkte machte, bekommt er kaum einen offenen Wurf.
Wollen die Berliner das vorzeitige Ende der Serie verhindern, müssen sie ein Mittel gegen die Münchner Physis finden, ohne die eigenen Stärken zu vernachlässigen. „Wir müssen noch mehr attackieren, noch mehr rennen“, sagte Albas Co-Trainer Thomas Päch. „In der zweiten Halbzeit haben wir so mit einer kleinen Formation ein bisschen zu unserem Spiel gefunden.“ Dafür brauche es aber viel Kraft und noch viel mehr Wille. „Du musst durch die ersten drei kleinen Fouls durch, bis dir das vierte dann mal gepfiffen wird. Das ist für unseren Basketball, in dem es um Bewegung und Schnelligkeit geht, sehr schwierig.“
Vor allem wird es für Alba darum gehen, zwischenzeitliche Schwächephasen wie in Spiel zwei und drei zu vermeiden. „München startet jedes Mal stark. Im ersten Spiel waren wir darauf vorbereitet, zuletzt nicht“, sagte Butterfield, dem die schwache Wurfquote des Teams keine großen Sorgen bereitet. Ein schlechtes Spiel könne immer mal passieren. „Die Würfe werden schon wieder fallen, wir müssen einfach selbstbewusst bleiben.“ Wie das auch nach einer Niederlage geht, konnten sich die Alba-Profis bei ihren Fans abgucken.