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Auf dem Weg nach oben. Der US-Amerikaner Dwayne Evans ist in Ulm eine der Hauptattraktionen.
© Puchner/dpa

Play-off-Gegner von Alba Berlin: Ulm setzt alles auf Orange

In der Serie gegen Alba Berlin sind die Schwaben klarer Außenseiter. Das soll sich bald ändern, Ulm plant schon an einer großen Basketball-Zukunft.

Der Spielverlauf ist unklar, aber eines ist sicher: Die Stimmung wird fantastisch sein in der Ulmer Arena. Ganz einfach weil das immer so ist. „Wir sind eine Sportstadt“, sagt Gerhard Semler, Stadtdirektor für Bildung und Sport in Ulm. „Basketball hat bei uns schon lange ein extrem hohes Ansehen.“ Alba Berlin tritt an diesem Dienstag (19 Uhr/live auf Magentasport) zum zweiten Duell in der Play-off-Serie bei den Schwaben an. Und Spiele gegen Ulm sind für Alba immer etwas Besonderes.

Die beiden Klubs und ihre Anhänger stehen sich nahe. Die Fanfreundschaft zwischen Alba und Ulm fußt dabei auf zwei wenig profunden Gründen. Es ist die gemeinsame Abneigung gegen den übermächtigen und viel zu vermögenden FC Bayern München. Und es bereitet offensichtlich schlicht große Freude, ein langgezogenes „U“ auszurufen: „Uuuulmer!“

So hatte es sich zum ersten Mal vor fünf Jahren beim Final Four um den nationalen Pokal zugetragen, dass die Alba-Fans die Ulmer Mannschaft in deren Halbfinale gegen Bayern München lautstark mit „Uuuulmer“-Rufen unterstützten. Wenig später, Alba spielte gegen Bamberg, riefen die Ulmer dann „Aaaalba!“ Die verbale Verbrüderung war geboren und sie hat sich bis heute gehalten. Im ersten Play-off-Duell der beiden Mannschaften um den Einzug ins Halbfinale – Alba gewann am Samstag 107:78 – riefen die Fangruppen immer wieder den Namen des gegnerischen Teams.

Das wird am Dienstag ebenso ablaufen. Sollten die Kräfteverhältnisse zwischen beiden Mannschaften nur annähernd so sein wie im ersten Spiel und die Schwaben dementsprechend eine Niederlage davontragen, wäre die Vorentscheidung in der Best-of-five-Serie gefallen. Für die Ulmer wäre das verschmerzbar. Sie sind die klaren Außenseiter gegen Alba und außerdem haben sie große Pläne. Diese hören auf den Namen „Orange Campus“.

Gewaltige Basketball-Pläne in Ulm

So lautet die Bezeichnung für das sich im Bau befindliche Nachwuchsleistungszentrum, das laut eines Videos auf der Internetseite des Klubs beispiellos in Europa sein soll. Das klingt etwas hoch gegriffen, weil es in Europa und auch in Deutschland mit Alba Vereine mit sehr guter Infrastruktur für die Talente gibt. Dennoch ist es für den Basketball-Standort Deutschland und natürlich auch für die 122 000-Einwohnerstadt Ulm gewaltig, was dort passiert.

Für 23 Millionen Euro entsteht dort, direkt im Zentrum an der Donau, ein Komplex mit drei Sporthallen, einem Gesundheitszentrum, Verwaltungsgebäuden sowie kommerziellen Einrichtungen mit Gastronomie und einem großen Fitnessstudio.

Schon im nächsten Jahr soll alles fertig sein – und es soll ja keiner behaupten, dass die Schwaben knauserig seien. Zumindest die Ulmer Bürger sind es nicht. Auch sie haben durch Spenden in Höhe von rund 650 000 Euro einen Teil der Kosten finanziert. Und die Stadt, erzählt Stadtdirektor Semler, habe das Konzept der Nachwuchsförderung überzeugt, sodass sie den „Orange Campus“ mit drei Millionen Euro direkt bezuschusst habe. Man kann es kaum anders formulieren: Die Ulmer lieben Basketball. 6200 Zuschauer besuchten im Schnitt die Spiele der Mannschaft von Trainer Thorsten Leibenath in der Hauptrunde. Mehr als 6200 Besucher passen auch nicht in die Ulmer Halle und nur Alba Berlin mit der Arena am Ostbahnhof hat mehr Zuschauer in der Bundesliga.

Albas Co-Trainer in Ulm im Gespräch

Nun also soll der Campus direkt an der Donau sowohl dem Ulmer Basketball in der Breite wie auch den Profis helfen, die nächsten Schritte zu gehen. Gerade das Beispiel Alba zeigt, dass mit den entsprechenden Voraussetzungen die Durchlässigkeit junger Spieler im Profibereich gegeben ist. Schon jetzt sind die Ulmer an Schulen sehr aktiv und werben erfolgreich um den Nachwuchs.

Für die Ulmer gibt es Lob von allen Seiten. Der Württembergische Landessportbund etwa preist den „Orange Campus“ als „Leuchtturmprojekt“ in der Region. Am sichtbarsten würde die Basketballbegeisterung in der Stadt aber mit Erfolgen der Ulmer Profis. Vor 23 Jahren holte Ulm den nationalen Pokal. Seitdem spielen sie meist tapfer in den Play-offs mit, doch gegen die nationalen Größen reicht es am Ende nicht. In der nächsten Saison steht ein Umbruch an. Der langjährige Trainer Thorsten Leibenath wird Sportdirektor. Für den frei werdenden Trainerposten wird auch Albas Co-Trainer Thomas Päch gehandelt, der einen exzellenten Ruf in der Branche genießt. Und es wäre ja auch eine zu gute Geschichte, wenn einer von „Aaaalba“ die „Uuuulmer“ zu großen Erfolgen führen würde.

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