Basketball-Eurocup: Alba Berlin hat schlechte Erinnerungen an Galatasaray
2015 gab es bei Albas Heimspiel gegen Istanbul schwere Ausschreitungen. Bei der Neuauflage am Mittwoch gelten hohe Sicherheitsstandards.
Marco Baldi würde am liebsten nur über Basketball reden. „Dass so viel über die Vergangenheit gesprochen wird und Hooligans so viel Raum bekommen, nervt mich“, sagt Albas Manager vor dem Eurocup-Heimspiel am Mittwoch (20.45 Uhr, Arena am Ostbahnhof und Telekomsport) gegen Galatasaray Istanbul. Nach den Ausschreitungen im März 2015 beim letzten Aufeinandertreffen der beiden Klubs in der Euroleague kommt man am Thema Sicherheit jedoch nicht vorbei. Damals waren gewaltbereite Anhänger der Fußballabteilung des türkischen Vereins extra aus Holland und Belgien angereist.
Sieben Minuten vor dem geplanten Spielbeginn waren etwa 50 junge Männer aus dem Galatasaray-Block am Spielfeldrand entlang zu den Berliner Fans gestürmt und hatten diese mit Fäusten sowie Stühlen angegriffen. Außerdem entrissen sie ihnen Banner und andere Utensilien. Zahlreiche Sitze wurden aus der Verankerung gerissen oder beschädigt, es entstand ein Sachschaden von etwa 35.000 Euro.
Das Sicherheitspersonal wirkte mit der Situation überfordert und die Polizei war anfangs nur vor der Halle. Das Spiel stand kurz vor der Absage, wurde dann aber doch noch mit einer Stunde Verspätung gestartet. Beide Vereine erhielten Geldstrafen im fünfstelligen Bereich. Es waren traurige Begleiterscheinungen, die man sonst im deutschen Basketball nicht kennt. Dass Alba Berlin das Spiel vor fast 13.000 Zuschauern letztlich 75:68 gewann, rückte ganz weit in den Hintergrund.
"Wir sind gut vorbereitet"
Am Mittwoch geht es nun wieder gegen Galatasaray. Beide Teams haben ihre Auftaktspiele in der Runde der besten 16 deutlich verloren und brauchen einen Sieg, um ihre Chancen auf das Viertelfinale nicht schon nach zwei Spielen auf ein Minimum zu reduzieren. Die Istanbuler sind bisher klar hinter den Erwartungen zurückgeblieben und haben in der vergangenen Woche ihren Trainer Erman Kunter entlassen, Alba hat aufgrund der aktuellen Verletzungsprobleme mit Steve Vasturia einen neuen Spieler verpflichtet. An interessanten sportlichen Themen mangelt es also nicht – und doch sind sie nur ein Randaspekt.
Denn die Ausschreitungen von 2015 sind bei vielen Fans und Beteiligten noch sehr präsent. Die Verantwortlichen scheinen ihre Schlüsse aus den damaligen Geschehnissen gezogen zu haben. „Wir sind gut vorbereitet. Da wird nichts passieren“, ist sich Baldi sicher. Wie vor jedem Heimspiel gab es eine Risiko-Analyse mit Polizei und Veranstalter. Die Sicherheitsvorkehrungen wurden aufgrund der Vorgeschichte erhöht. „Wir hatten damals den Schaden – und zwar finanziell und ideell“, sagt Baldi. Die Vorgaben der Euroleague halte Alba penibel ein, der Rest liege in der Verantwortung von Polizei und Hallenbetreiber Anschutz.
Dessen Sprecher Moritz Hillebrand verweist auf die hohen Sicherheitsstandards in der Arena. „Seit dem letzten Spiel 2015 hat sich einiges verändert“, sagt Hillebrand. Mittlerweile gibt es in der Halle Metalldetektoren, ein Taschenverbot und einen umzäunten Bereich vor dem Haupteingang. Zudem werden die Zuschauer noch gründlicher abgetastet. Einen eingezäunten Bereich für die Gästefans gibt es in der Arena allerdings nicht. „Das ist kein Fußballstadion und soll es auch nicht sein“, sagt Hillebrand.
Die Polizei soll auch in der Halle präsent sein
Für die Anhänger der Türken gibt es jedoch einen separaten Eingang an der Seite der Halle, zudem einen eigenen Block. „2015 war das größte Problem, dass die Polizei die Galatasaray-Fans zur Halle eskortiert hat, drinnen aber nicht präsent war, als es losging“, sagt Hillebrand. „Mit solchen Ausschreitungen konnte man aber auch nicht rechnen, so etwas gab es in Deutschland beim Basketball vorher nicht.“ Hinweise darauf, dass erneut Hooligans aus dem Ausland anreisen könnten, gibt es bisher nicht. Überraschen lassen will sich aber niemand. Auch in der Arena werden Polizisten im Einsatz sein, sagt Hillebrand. Insgesamt 130 Beamte werden im Einsatz sein, davon 60 in der Halle.
Auch die Frage, wie viele Galatasaray-Fans kommen, lässt sich nicht zuverlässig beantworten. Etwa 200 Karten wurden über den türkischen Klub an dessen Fans verkauft. Dazu kommen zahlreiche Berliner Anhänger der Gelb-Roten in den neutralen Blöcken. „Galatasaray ist wahrscheinlich der beliebteste türkische Verein in Berlin“, sagt Baldi, der mit etwa 1000 Gästefans rechnet. In der Vergangenheit kamen stets zahlreiche Anhänger der Fußballabteilungen, wenn Alba gegen türkische Großklubs wie Galatasaray oder Fenerbahce Istanbul spielte. Ausverkauft wird die Halle dennoch nicht sein. „An einem späten Mittwochabend fallen die Familien weg, zumal die Sicherheitsdiskussion uns vielleicht auch noch ein paar Leute kostet“, sagt Baldi. Insgesamt erwartet Alba etwa 9000 bis 10.000 Zuschauer – und einen Abend, an dem es hoffentlich nur um Basketball geht.