Kolumne: So läuft es: Abschied vom liebsten Laufpartner
Unser Kolumnist trauert um seinen Hund Dante, der ihn nach der Rettung aus dem Tierheim treu auf allen Läufen begleitete. Ein Nachruf.
Geliebter Dante, ich wusste, dass du eine große Lücke hinterlassen würdest, an dem Tag, an dem du uns verlassen musst. Diese Lücke ist ein tiefer See geworden, ich kann nicht auf den Grund sehen. Der See ist gefüllt mit Tränen, von all denen, die dich kannten, die um dich weinen, weil du so besonders warst. Dieser See füllt sich immer mehr, weil ich nicht aufhören kann, um dich zu weinen. Ich sehe den Bildschirm des Computers nur verschwommen, während ich dir diese letzten Zeilen schreibe.
Ich könnte ein Buch schreiben, um von dir zu erzählen. Es würde das dickste Buch der Welt werden. Jedes Kapitel würde mit dem Satz enden: „Ich danke dir für deine Güte, deine Freundlichkeit, dafür, dass ich dein Freund sein durfte.“ Seitdem ich wieder mit dem Laufen angefangen habe, warst du an meiner Seite. Bist mit mir gelaufen, durch Regen, Eis, Schnee, Sonne und Sturm. Es wird viele Momente gegeben haben, in denen du nur mir zuliebe mitgelaufen bist. Du hast es dir nie anmerken lassen, und doch habe ich es gespürt. Wir haben uns ohne Worte verstanden, und oft bist du deinen eigenen Weg gegangen, so wie es ein ordentlicher Herdenschutzhund eben tut. Um verlässlich irgendwo auf meiner Laufstrecke plötzlich wieder vor mir zu stehen.
Du hast mir blind vertraut. Ich habe dir blind vertraut. Es gab keinen Hund und keinen Menschen, der dich nicht geliebt hat. Es gibt nicht viele Wesen, die durch und durch einfach nur gut sind. Makellos. Rein. Liebevoll. Du warst all das und noch vieles mehr. Ich habe in meinen Büchern, Texten und Kolumnen oft von dir geschrieben. Und ich hatte vor nichts mehr Angst, als heute diesen Abschiedsbrief an dich zu schreiben. Jeder, der mit seinem Hund läuft, Tag für Tag, weiß, wie sehr das Laufen Hund und Mensch verbindet. Und wie weh der erste Lauf ohne den geliebten Freund tut. Ich musste heute diesen ersten Lauf ohne dich abbrechen. Die Tränen brauchten zu viel Energie. Ich hatte nicht genug Kraft. Du bist so plötzlich von uns gegangen, unerwartet, du konntest es selbst nicht fassen. Ich habe dich bis zum letzten Atemzug gehalten. So wie du mir oft deinen Kopf auf den Bauch gelegt hast, wenn ich nach dem Laufen kaum noch Luft bekam. Bis zur letzten Sekunde waren wir füreinander da.
Ich bin mir sicher: Wir konnten dir ein wunderbares Leben geben, nachdem du bei uns ankamst. Nachdem du das Tierheim in den Abruzzen hinter dir lassen konntest. Du hast uns alles gegeben. Alles, was du hattest. Und das war unendlich viel. Lieber Dante, ich weiß, du bist einfach nur schon ein Stück vorgelaufen. Wie so oft. Und wartest auf mich hinter der nächsten Kurve dort oben. Lauf, mein Freund, lauf! Warte nicht auf mich! Genieß die Zeit, die Freiheit ohne Schmerzen! Ich werde dich einholen, eines Tages. Und dann laufen wir. Dann laufen wir wieder zusammen. So läuft es.
- Mike Kleiß leitet eine Kommunikations- und Markenagentur in Köln und schreibt hier an jedem Donnerstag übers Laufen.
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