Kolumne: So läuft es: Macht einfach, lebt einfach
Oft wird unser Kolumnist für seine Laufleidenschaft kritisiert. Er antwortet mit einem Zitat von Oscar-Preisträger Anthony Hopkins.
Jeder der regelmäßig viel, ja sogar sehr viel läuft, der findet sich leider immer öfter im Kreuzfeuer der Kritik wieder. „Findest Du nicht, dass Du es übertreibst? Iss mal wieder was! Wem willst Du eigentlich was beweisen? Wovor rennst Du denn weg? Die Gelenke werden sich rächen! Und die Allgemeinheit soll dann Deine Operationen bezahlen?“ – wer kennt diese Statements nicht? Sie sind ermüdend, und sie klingen nach einer großen Portion Neid. Wer den Schweinehund nicht überwinden kann, der redet oft schlecht. Leider.
Es scheint zutiefst menschlich zu sein, aber gut ist es nicht. Wir sollten lächelnd weiterlaufen. Mein Lieblingsstatement derzeit stammt von Schauspieler Anthony Hopkins: „Keiner von uns kommt lebend hier raus. Also hört auf, euch wie ein Andenken zu behandeln. Esst leckeres Essen. Spaziert in der Sonne. Springt ins Meer. Sagt die Wahrheit und tragt euer Herz auf der Zunge. Seid albern. Seid freundlich. Seid komisch. Für nichts anderes ist Zeit.“ Hätte Hopkins noch „Lauft jeden Tag, lauft so oft und soweit ihr wollt“ hinzugefügt, wäre sein Statement vollkommen, das hat wirklich noch gefehlt.
Wenn euch das Laufen gut tut, dann lauft jeden Tag
Er drückt im Grunde eine Lebenshaltung aus. Eine, die ich nur unterstützen kann. Macht einfach, lebt einfach, und wenn Euch das Laufen hilft, wenn Euch das Laufen gut tut, dann lauft jeden Tag. Und so lange Ihr könnt. Es kann nichts falsch daran sein. Mehr und mehr achten Menschen in Deutschland auf ihren Körper. Mehr und mehr Menschen achten auf ihre Ernährung, bewegen sich, haben der Verfettung und dem Unwohlsein den Kampf angesagt, um gesünder zu leben. Und nichts ist einfacher in den Alltag zu integrieren als das Laufen. Wer auf Geschäftsreise fährt, nimmt einfach die Laufschuhe mit. Selbst wenn man viel um die Ohren hat, ein Lauf ist wirklich für jeden drin.
Irgendwann am Tag hat jeder von uns eine Stunde für sich. Und wer diese Stunde zum Laufen nutzt, der tut schon unglaublich viel für sich. Das Laufen ist seit fünf Jahren noch einmal mehr in unserer Gesellschaft angekommen. Es findet wie in den Achtziger Jahren nicht nur auf dem Trimm-Dich-Pfad statt. Es ist überall. Selbst mitten in der Großstadt. Für jeden Fitness-Zustand gibt es kleine und große Wettkämpfe. In den sozialen Netzwerken gibt es Gruppen für Anfänger, aber auch für die, die 100 Kilometer und mehr laufen. Menschen unterstützen sich, und tauschen sich untereinander aus. Die Laufgemeinschaft ist wohl eine der größten unseres Landes. Angeblich ist die Zahl derer, die regelmäßig laufen von elf auf 14 Millionen gestiegen. Und eines scheint mir besonders wichtig zu sein: Rufen wir all denen zu, die uns mit Skepsis und Neid begegnen: Auch Du kannst das! Auch Du kannst, wenn Du nur willst. Und jeder, der auch nur seine ersten 100 Meter schafft, der sich überwindet, hat all unseren Respekt verdient. So läuft es.
Mike Kleiß leitet eine Kommunikations- und Markenagentur in Köln und schreibt hier an jedem Donnerstag übers Laufen.
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