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Steven Skrzybski hat seine Zehprobleme rechtzeitig überwunden.
© Uwe Anspach/dpa

Zweite Liga: 1. FC Union: Bloß kein Endspiel in Dresden

Endspurt in der 2. Fußball-Bundesliga: Im letzten Heimspiel der Saison gegen Bochum will der 1. FC Union endlich den Klassenverbleib perfekt machen.

Die meisten Statistiken kann man unterschiedlich interpretieren, und Steven Skrzybski demonstrierte dies vor dem letzten Saisonheimspiel des 1. FC Union Berlin im Stadion An der Alten Försterei am Sonntag (15.30 Uhr, Sky) mit einem Lächeln. Die Frage, was denn nach vier Heimspielen ohne Sieg für einen Erfolg gegen den zuletzt sehr formstarken VfL Bochum spreche, konterte Unions bester Torschütze schlagfertig: „Wir haben die letzten sechs Heimspiele auch nicht verloren.“

In einem Punkt gibt es in Köpenick momentan allerdings keine unterschiedlichen Auslegungen: Am Sonntag muss ein Sieg her. Zwar könnte bei entsprechenden Ergebnissen der Konkurrenz schon ein Punkt oder sogar eine Niederlage zum Klassenerhalt reichen, „diese Rechnungen mache ich aber nicht mit, wir gehen ins Spiel, um zu gewinnen“, sagte Trainer André Hofschneider.

Dafür hat Union auf eine ungewohnte Vorbereitung zurückgegriffen. Am Freitag fuhr die Mannschaft zum Regenerieren nach dem Training ins Bundesleistungszentrum Kienbaum 30 Kilometer östlich von Berlin. „Ein Trainingslager war für uns keine Alternative, weil wir bei uns auf dem Gelände die besten Bedingungen haben“, sagte Hofschneider. „Wir wollten aber für etwas Abwechslung sorgen.“ In der Abgeschiedenheit von Kienbaum sollten die Spieler den Kopf frei bekommen für das wichtige Spiel gegen Bochum.

Personell und taktisch hat Hofschneider in den fünf Monaten seiner Amtszeit fast alles probiert – meist erfolglos. Den Einsatz eines Sportpsychologen für seine offensichtlich verunsicherten Profis hat er bereits mehrfach ausgeschlossen, nun sollte der Kurztrip nach Kienbaum die Mannschaft mental auf die letzten zwei Spiele vorbereiten. Auf dem Programm standen Regenerationsmaßnahmen, unter anderem in der Kältekammer, und ein Grillabend, bei dem außer Fabian Schönheim alle verletzten Spieler und auch das Präsidium um Dirk Zingler anwesend waren. „Das soll uns zusammenschweißen und die letzten Prozent rausholen“, sagte Skrzybski. Nach einer Nacht in Kienbaum ging es schon am Samstag zurück nach Köpenick, wo die Mannschaft die unmittelbare Vorbereitung auf das letzte Heimspiel der Saison absolviert hat.

Skrzybski und Prömel sind fit

Personell hat sich die Situation bei Union etwas entspannt. Grischa Prömel hat die gesamte Woche ohne Probleme trainiert und ist voll einsatzfähig. Das gilt auch für Skrzybski, der in Darmstadt einen schmerzhaften Schlag auf den Zeh bekommen hatte und zuvor über Probleme mit der Achillessehne klagte. Der Stürmer stand ab Donnerstag mit dem Team auf dem Platz und wird von Beginn an spielen. „Es sind viele Kleinigkeiten, die punktuell Probleme bereiten, in dieser schwierigen Phase kann man aber über den Schmerz hinweggehen“, sagte Skrzybski. Doch nicht nur körperlich sehnen die Berliner das Saisonende herbei, vor allem mental wirken sie ausgebrannt. „Ich kann drauf verzichten, dass es für uns am letzten Spieltag in Dresden noch um etwas geht“, sagte Skrzybski.

An der Ausgangslage der Berliner hat sich trotz der Niederlage in Darmstadt vor einer Woche im Grunde nicht viel geändert. Union hat es selbst in der Hand und kann das Zittern rund um die Alte Försterei mit einem Sieg beenden. Nur ein Erfolg in den letzten acht Spielen spricht allerdings nicht für die im Abstiegskampf essentielle mentale Stärke. „Wer die Lage jetzt nicht ernst nimmt, dem kann man nicht mehr helfen“, sagte Skrzybski, und auch Hofschneider äußerte sich ähnlich.

Andere Aussagen des glücklosen Trainers klangen aber nicht unbedingt so, als hätte Union die schwachen Leistungen und die Probleme der vergangenen Wochen und Monate schonungslos aufgearbeitet. „Spielerisch hat die Mannschaft in der ersten Halbzeit in Darmstadt versucht, das umzusetzen, was wir uns vorgenommen hatten“, sagte Hofschneider. Das Team müsse Fehler vermeiden und zu Hause habe Union schließlich auch schon den Tabellenführer geschlagen. Der Hinweis auf den Sieg gegen Düsseldorf vor drei Monaten zeigt, wie wenig Anlass zu Optimismus die vergangenen Spiele geboten haben. Dennoch gehe die Mannschaft „sehr selbstbewusst“ ins Spiel. „Wir werden uns nicht vor Ehrfurcht im Keller verkriechen“, sagte Hofschneider.

Dass Bochum zuletzt neun Spiele nicht verloren hat und sich – konträr zu Union – aus der Abstiegszone zum Verfolger mit minimalen Aufstiegshoffnungen entwickelt hat, sieht der Trainer als Vorteil. „Das macht die Favoritenrolle für die Außenstehenden einfach.“

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