Synagogenbau in Potsdam: Zurück auf Los beim Streitfall Synagoge
Das Kulturministerium möchte die Synagoge mit beiden Landesverbänden bauen. Doch das könnte nun scheitern.
Potsdam – Im Streit um die geplante Potsdamer Synagoge wird neu gewürfelt. Mal wieder. Schauplatz der Auseinandersetzung ist nun der Landesverband West der jüdischen Kultusgemeinden. Dessen Vorstand möchte das Bauprojekt nicht gemeinsam mit dem Landesverband der jüdischen Gemeinden Land Brandenburg (LVJG) umsetzen. Das geht aus Dokumenten hervor, die den PNN vorliegen. Kulturministerin Manja Schüle (SPD) hatte die beiden rivalisierenden Organisationen an einen Tisch geholt, wollte 2021 mit dem Bau beginnen. Doch das könnte nun scheitern.
Seit vielen Jahren streiten sich die beiden großen jüdischen Gemeinden Potsdams um die Baupläne, der Baubeginn verzögerte sich immer wieder. Im Sommer verkündete das Kulturministerium, das das Projekt finanziert, einen “Durchbruch”. Die Planung wurde auf Landesebene gehoben. Statt der Potsdamer Gemeinden sollten nun die beiden Brandenburger Landesverbände als Partner des Ministeriums fungieren. Da die beiden zerstrittenen Potsdamer Gemeinden in diesen Verbänden organisiert sind, wären sie formal weiterhin am Bau beteiligt. Soweit die Theorie. Doch nun verweigert der Landesverband West die Zusammenarbeit mit dem LVJG. Alles ist wieder offen.
Dem Landesverband West gehören drei Gemeinden an: die Jüdische Gemeinde Stadt Potsdam (JGSP), die Synagogengemeinde Potsdam und die Jüdische Gemeinde in Brandenburg an der Havel. In der vergangenen Woche kamen deren Vorsitzende zu einer Präsidiumssitzung zusammen. Nach PNN-Informationen wurde dort stundenlang über die mögliche Zusammenarbeit mit dem LVJG diskutiert. Der Synagogengemeinde-Vorsitzende Ud Joffe sprach sich strikt dagegen aus. Der JGSP-Vorsitzende Evgeni Kutikov war hingegen dafür. Der Vorsitzende Feliks Byelyenkov aus Brandenburg/Havel schloss ich am Ende der Position Joffes an. Kutikov wurde überstimmt.
Die Entscheidung kam unerwartet
Dass es Joffe gelingen würde, Byelyenkov von seiner Position zu überzeugen, dürfte für seine Gegner eine Überraschung gewesen sein. Doch am Donnerstag (29.10.) verfassten Joffe und Byelyenkov im Namen des LV West ein Schreiben an das Kulturministerium. In dem Brief, der dieser Zeitung vorliegt, werfen sie dem LVJG “undemokratische” Strukturen und eine "undurchsichtige Finanzführung" vor. Eine Zusammenarbeit schließen sie kategorisch aus.
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Der Landesverband West hat sich 2012 vom LVJG abgespalten. Hintergrund waren schon damals Korruptionsvorwürfe, aber auch ein Streit um die Trägerschaft des jüdischen Friedhofs in Potsdam. Zum älteren LVJG gehören die Gemeinden Landkreis Barmin, Cottbus, Frankfurt (Oder), Königs Wusterhausen, Landkreis Oberhavel und Adass Israel zu Potsdam.
Letztere ist erst Anfang des Jahres als relativ kleine Abspaltung der Synagogengemeinde entstanden und mittlerweile mit dem LVJG assoziiert. Für Byelyenkov und Joffe ist Adass Israel aber nur eine "Splittergruppe”, die keine Bedeutung für Potsdam habe. Da Adass Israel die einzige Potsdamer Gemeinde im LVJG ist, sprechen sie damit letztlich dem gesamten Landesverband das Recht ab, für Potsdamer Juden zu sprechen. Außerdem habe der LVJG ja bereits eine eigene Synagoge, die aus Landesmitteln finanziert worden sei: die ehemalige Schlosskirche in Cottbus. Der LV West hat dem Ministerium einen eigenen Vertragsentwurf vorgelegt.
JGSP will weiter mit beiden Landesverbänden bauen
Evgenij Kutikov, der sich unverhofft in der unterlegenen Position wiederfand, wendete sich indessen seinerseits mit einem Schreiben an das Ministerium. Darin bekräftigt er erneut, dass seine Gemeinde mit dem Entwurf des Architekten Haberland zufrieden sei und sich einen schnellen Baubeginn wünsche.
Der JGSP-Vorsitzende appelliert an das Ministerium, weiterhin die Kooperation mit beiden Landesverbänden zu suchen. “Wir sind der Meinung, dass der Vorschlag des Landesverbandes West nur in eine Sackgasse führen kann”, schreibt Kutikov.
Für Ud Joffe hingegen ist der Fall klar. Auf PNN-Anfrage sagt er: “Mit diesem korrupten Landesverband wollen wir nicht zusammenarbeiten.” Das ganze Vertragskonstrukt sei nicht mehr als eine “Schnapsidee der Landesregierung” gewesen.
Unklar ist, ob sich diese neue Konstellation durchsetzen kann. Das hängt vor allem von der Reaktion des Ministeriums ab. Fest steht jedoch: Joffe ist keineswegs so isoliert, wie seine Kontrahenten oft behaupten. Und er wird wohl auch in Zukunft mit am Verhandlungstisch sitzen, wenn auch in einer anderen Rolle.
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