Großes Bauprojekt am Volkspark: Wohnen statt grillen
Am Volkspark sollen 800 Wohnungen gebaut werden. Dafür müssen aber die derzeitigen Nutzer weichen. Die Partygärten, Grillplätze und der Zirkus Montelino müssen umziehen, auch für andere Projekte gibt es neue Lösungen.
Potsdam - Es wird wohl eines der größten Bauprojekte in Potsdam seit Langem werden. Ab Ende 2016 sollen Bagger und Kräne entlang der Georg-Hermann-Allee auf dem Baugebiet Rote Kaserne loslegen. 800 Wohnungen für 1600 Menschen sollen entstehen, 300 Millionen Euro fließen in Häuser, Grundstücke und die Erschließung. Baudezernent Matthias Klipp (Grüne) und der Entwicklungsträger Bornstedter Feld stellten am Freitag Details zum aktuellen Stand der Planungen vor.
Demnach sollen die Wohnhäuser zwischen dem Parkplatz der Biosphäre und der Viereckremise gebaut werden. „Unser Ziel ist es, das Quartier als grüne, aber urbane Wohnsiedlung zu entwickeln“, sagte Klipp. Der Bebauungsplan erlaubt eine Bebauung mit viergeschossigen, u-förmigen Mehrfamilienhäusern als offene Blockrandbebauung. Die Blöcke sollen sich nach Westen zum Volkspark Potsdam beziehungsweise nach Osten zur Peter-Huchel-Straße öffnen. Im Innenhof entstehen demnach jeweils Grünflächen, in denen auch Kinderspielplätze integriert werden. Erschlossen werden sollen sie durch überwiegend verkehrsberuhigte Stichstraßen von der Georg-Hermann-Allee aus.
Beachvolleyball-Anlage wird es so nicht mehr geben
Für die Gestaltung der einzelnen Gebäude werden Rahmenvorgaben für die Gebäudevolumen, die Dachform und die Fassadengestaltung gemacht. Innerhalb dieses Gestaltungsrahmens sollen die Häuser aber eine starke individuelle Ausprägung erhalten, hieß es. „Nur 70 Prozent der Fassade darf auf der Baulinie sein“, sagte Bert Nicke, Geschäftführer des Entwicklungsträgers. Dadurch sei gesichert, dass keine geschlossenen Häuserfronten entstehen.
Für die vielen neuen Wohnungen müssen jedoch einige temporäre Nutzer weichen. So sollen die Partygärten, Grillplätze und der Zirkus Montelino auf Flächen rund um den Parkplatz der Biosphäre umziehen. Die Beachvolleyballanlage wird es in ihrer jetzigen Größe künftig nicht mehr geben. Stattdessen soll es Volleyballplätze an mehreren Standorten im Volkspark geben. Für das Grüne Klassenzimmer gebe es schon eine Lösung an einem neuen Platz im nördlichen Volkspark, so Nicke. Das Konzept sei in mehreren Abstimmungsgesprächen zwischen der AG Volkspark, der Interessenvertretung Bornstedter Feld und dem Volkspark-Management abgestimmt worden.
Finken: "Wir wollen keine Betonklötze"
Nicke wies darauf hin, dass auch ein Verzicht auf Wohnungsbauflächen westlich der Georg-Hermann-Allee die Freizeitanlagen nicht gerettet hätte. Sie wären zu nah an den Wohnhäusern auf der Ostseite gewesen. „Das hätten wir wegen des Lärms nie genehmigt bekommen“, so Nicke. Die Flächen westlich der Georg-Hermann-Allee waren schon im ersten städtebaulichen Rahmenkonzept für das Bornstedter Feld im Jahr 1993 für den Wohnungsbau vorgesehen. Im Zuge der Bundesgartenschau 2001 wurden sie als Park gestaltet.
Das Konzept sei der richtige Weg, sagte Matthias Finken (CDU) von der Bürgervertretung Bornstedter Feld. Es sei zwar bedauerlich, dass die Flächen westlich der Georg-Hermann-Allee nicht für den Park erhalten werden konnten. „Das war aber von vornherein klar“, so Finken. Für die weitere Entwicklung des Stadtteils sei die Qualität der künftigen Bebauung wichtig. „Wir wollen keine Betonklötze“, so Finken. Die Vorgaben aus dem B-Plan müssten auch eingehalten werden. Außerdem sei es angesichts des mit dem Wohnungsbau verbundenen Einwohnerzuwachses wichtig, dass es bei der Pflege des Volksparks keine Abstriche gebe, so der Fraktionschef der CDU in der Stadtverordnetenversammlung. Derzeit leben in dem bis 1994 militärisch genutzten Gebiet etwa 7000 Menschen. Westlich des Volksparks stehen überwiegend Einfamilienhäuser, südlich davon Mehrfamilienhäuser.
Die Nachfrage ist hoch
Über den Bebauungsplan sollen die Stadtverordneten in ihrer Sitzung am 3. Juni entscheiden. Stimmen sie zu, wird der Plan im August und September öffentlich ausgelegt. Nach dem anschließenden Satzungsbeschluss Anfang 2016 könnte die Vermarktung der Grundstücke beginnen. Die Nachfrage ist nach Nickes Angaben hoch. Investoren hätten im Bornstedter Feld gute Erfahrungen gemacht. Auch die kommunale Immobilienholding Pro Potsdam werde sich überlegen, ob sie im Plangebiet einsteigt. „Das hängt auch davon ab, ob es dort vom Land Fördermittel für sozialen Wohnungsbau gibt“, so Nicke. Laut Klipp biete sich das Gebiet nicht nur für Großinvestoren an. Die Blöcke könnten auch parzellenweise verkauft werden. Er denke dabei etwa an Baugruppen.
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