Potsdam: Potsdam bekommt eine neue Vorstadt – am Volkspark Kühn und Löffler gewinnen Wettbewerb für Areal „Rote Kaserne West“. 700 Wohnungen sind geplant
Bornstedter Feld - Der Entwicklungsträger Bornstedter Feld nimmt sein letztes große Bauareal ins Visier. Am Dienstagabend präsentierte Pro-Potsdam-Chef Horst Müller-Zinsius die Ergebnisse eines städtebaulichen Architekturwettbewerbs zur Bebauung des sogenannten Gebiets Rote Kasernen West.
Bornstedter Feld - Der Entwicklungsträger Bornstedter Feld nimmt sein letztes große Bauareal ins Visier. Am Dienstagabend präsentierte Pro-Potsdam-Chef Horst Müller-Zinsius die Ergebnisse eines städtebaulichen Architekturwettbewerbs zur Bebauung des sogenannten Gebiets Rote Kasernen West. Etwa 700 neue Wohnungen sollen dort bis 2020 entstehen. Mit der Planungsreife, der Verabschiedung des Bebauungsplanes nach vorheriger Masterplan-Erstellung, rechnet Stadtplanungschef Andreas Goetzmann für Anfang 2014. Danach könne durch Investoren gebaut werden.
Bei den Flächen unweit der Biosphäre handelt es sich auch um Areale, die bisher zum Volkspark gehörten, beispielsweise der Grillplatz. Müller-Zinsius reagierte ungehalten auf Kritik des Bürgerforums Potsdam Nord, das von einer „Verkleinerung des Volksparkes“ sprach. Es handele sich um Flächen, „die dem Volkspark nur temporär zur Nutzung überlassen wurden, weil sich kein Investor fand“, erklärte der Chef der Potsdam-Holding. Der Volkspark werde nicht verkleinert. „Er war immer gleich groß und wird das auch immer bleiben“, so Müller-Zinsius. Aufgrund der außerordentlich positiven Bevölkerungsprognose für Potsdam sei eine Entwicklung der Wohnbaureserveflächen notwendig.
Als Sieger des Wettbewerbs für das Areal Rote Kaserne West mit 13 beteiligten Büros ging eine Kooperation der Freien Planungsgruppe Berlin GmbH, vertreten durch Martin Panhorst, mit den beiden Potsdamer Architekten Markus Löffler und Christopher Kühn sowie dem Landschaftsarchitekten Claus Herrmann vom Büro „hochC“ hervor. „Ein sehr würdiger Preisträger“, erklärte Müller-Zinsius.
Potsdams Baubeigeordneter Matthias Klipp (Grüne) stellte fest, dass Wettbewerbe mittlerweile in Potsdam zur Normalität gehörten: „Das ist gut so.“ Dazu der Juryvorsitzende Christian Rapp, auch Mitglied im Potsdamer Gestaltungsrat: „Unser Plädoyer für Wettbewerbskultur hat Früchte getragen.“
Mit ihrem städtebaulichen Plan für das Baugebiet Rote Kaserne West konnten sich die beiden Potsdamer Architekten Löffler und Kühn erstmals in einem Potsdamer Wettbewerb durchsetzen. Beide hatten sich bereits am Wettbewerb für den Langen Stall beteiligt und mit ihrem auf den dritten Rang gelangten Entwurf für Aufsehen gesorgt und Anerkennung geerntet.
Löffler, Architekturprofessur an der Fachhochschule Potsdam, erläuterte am Dienstagabend sein Herangehen und das seiner Mitstreiter: Sie seien der Idee der klassischen Vorstadt gefolgt. Diese gelten, so Löffler, noch immer als die qualitätsvollsten Wohnräume schlechthin. Sie folgten dem Muster: „Straße, Haus, Vorgarten“. Löffler: „Das ist ein einfaches System, aber sehr qualitätsvoll.“ Als Beispiel nannte Christopher Kühn etwa die Berliner Vorstadt. Ein Vorteil der Schaffung von Gärten anstatt öffentlicher Grünflächen: Gärten würden von den Anwohnern genutzt und gepflegt, allgemeine Freiflächen müssten durch die öffentliche Hand in Schuss gehalten werden.
Ziel der „traditionellen Vorstadt im modernen Kontext“ ist Löffler zufolge die Schaffung bezahlbaren Wohnraums. „Es sollen Wohnungen für das normale Einkommen werden“, erklärte der Hochschullehrer. Die Herausforderung sei, eine durchaus hohe Baudichte zu schaffen und trotzdem „für angenehme Zwischenräume zu sorgen“. Gleichsam sei ein parzelliertes System entstanden: „Man kann die Häuser einzeln bauen oder ganze Baufelder von Investoren machen lassen“, erklärte Löffler.
Löfflers Stichwort vom „bezahlbaren Wohnraum“ nutzte Müller-Zinsius für eine Positionierung. „Was bezahlbar ist, definiert jeder für sich“, sagte der Pro-Potsdam-Chef. Unter neun Euro pro Quadratmeter könne heute kein Wohngebäude mehr errichtet werden. Mieten mit nur wenig mehr als fünf Euro pro Quadratmeter „wird es ohne staatliche Subventionierung nicht geben“. Müller-Zinsius: „Die Ökonomie setzt niemand außer Kraft.“ Die Baukosten seien in den letzten Jahren um 35 Prozent gestiegen, „die Einkommen nicht in diesem Maße“.
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